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Anruf genügt DLRG Ortsgruppe Wolfen hilft Menschen durch der Krisenzeit - auch seelisch

Von Michael Maul 18.11.2020, 09:19
Melanie Reichelt und Daniel Doß bilden zurzeit das Team, das telefonisch für bedürftige Menschen da ist.
Melanie Reichelt und Daniel Doß bilden zurzeit das Team, das telefonisch für bedürftige Menschen da ist. Michael Maul

Wolfen - Bei Anruf Hilfe. Das haben sich die Mitglieder der DLRG-Ortsgruppe Wolfen auf die Fahne geschrieben. Um auch während der Corona-Krise für andere Menschen da zu sein, haben sich die Lebensretter etwas einfallen lassen.

Getreu ihrem Motto „Es gibt keine unlösbaren Probleme“ wolle man auch in der schwierigen Zeit ein Partner sein. Ob Medikamente abholen, Getränke einkaufen oder seelischen Beistand geben - sie bieten nun individuelle Hilfe an.

„Die Aufgaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sind von jeher vielfältig“, sagt Daniel Doß. Ob zu Wasser oder an Land - die Mitglieder wollen Menschen in Notlagen helfen - natürlich ehrenamtlich.

In diesen Corona-Zeiten definieren sich Notlagen plötzlich anders

Durch die umfangreiche Technik sei man in der Lage, Menschen aus Notlagen zu befreien. Doch in diesen Corona-Zeiten definieren sich Notlagen plötzlich anders. So sei gerade in der jetzigen Abgeschiedenheit oft auch seelische Unterstützung gefragt.

Ganz neu ist das für die Retter zwar nicht. Doch stellt sich die Frage: Wie schafft man das unter Corona-Bedingungen? An der Umsetzung habe man ein wenig feilen müssen. „Ich hoffe, dass wir mit unserer Hilfe eine kleine Lücke in der Versorgung vor allem der älteren und gebrechlichen Menschen schließen können“, wünscht sich der Ehrenamtler. Doch wie soll das alles nun funktionieren?

Man habe sich in der Ortsgruppe Wolfen Gedanken gemacht, wie man Menschen, die allein sind und beispielsweise den Weg zur Apotheke oder einer anderen Einrichtung nicht mehr schaffen, helfen kann. Ihre Lösung ist einfach und schnell umzusetzen.

Wir wollen uns nicht als Pizza-Service oder als Hol- und Bringedienst für die Versorgung von Familien verstehen“

„Mit einigen Apotheken des Kreises haben wir ein Netzwerk gebildet.“ Soll heißen, wenn jemand ein Medikament bestellt und der Apothekendienst es nicht mehr liefern könne, springe man als DLRG ein. Die Zustimmung der Apotheken habe man. Und wer die Hilfe braucht, muss nur anrufen. „Wir haben eine Telefonnummer, unter der Melanie Reichel oder ich als Ansprechpartner täglich von 9 bis 18 Uhr zu erreichen sind“, sagt Doß.

Telefonisch werde abgestimmt, um welche Hilfe es sich handelt und wie diese zeitlich zu organisieren ist. „Und dann geht es los“, gibt sich Doß kämpferisch. Natürlich sei man auch über die Facebook-Seite der DLRG Ortsgruppe Wolfen zu erreichen und in Notfällen auch über die Leitstelle in Bitterfeld.

Wobei Doß das Wort „Notfälle“ in diesem Sinn besonders hervorhebt. „Wir wollen uns nicht als Pizza-Service oder als Hol- und Bringedienst für die Versorgung von Familien verstehen“, betont er. Es würden nur Menschen betreut, die nicht mehr allein die Wege erledigen könnten, die für ihre Gesundheit wichtig seien. Darunter zählt er zum Beispiel das Holen von Medikamenten, die Lieferung von alkoholfreien Getränken oder auch mal dringend nötigen Lebensmitteln.

Gespräche mit den Menschen, die zurzeit ganz allein und seelisch am Boden sind

Aber auch die Gespräche mit den Menschen, die zurzeit ganz allein und seelisch am Boden sind, versteht er als notwendige Hilfe. „Schon wenn wir nur zuhören und gegebenenfalls einen Arzt informieren, haben wir für den Einzelnen sehr viel getan“, sagt Doß. Sollte sich diese Hilfe ausweiten, könne man weitere Mitglieder der DLRG Ortsgruppe hinzuziehen. Zu erkennen sind die Helfer zum einen an ihrer roten Dienstkleidung und zum anderen an ihrem Spezialauto.

„Wir habe schon beim ersten Lockdown Hilfe angeboten und dabei erste Erfahrungen gesammelt“, zieht Ortsgruppenvorsitzender André Krillwitz Bilanz. Das Betreuungsgebiet ist vorerst auf Bitterfeld-Wolfen, Jeßnitz und Muldestausee beschränkt. Doch Erweiterungen seien denkbar. (mz)

Zu erreichen sind die Helfer unter: Tel.: 0162/3234902.