Die Nummer gegen Kummer

Von Christine Krüger 18.07.2007, 15:59

Bitterfeld-Wolfen/MZ. - Nicht jeder geht damit wirklich zufrieden nach Hause. Manche haben gar Angst, die Schulnoten des Jahres den Eltern vorzulegen. Für sie haben der Deutsche Kinderschutzbund, die Arbeiterwohlfahrt und andere Träger sozialer Belange, die in der bundesweit tätigen Arbeitsgemeinschaft "Nummer gegen Kummer" zusammengefasst sind, ein spezielles Zeugnis-Sorgentelefon geschaltet. Dort können sie mit ausgebildeten ehrenamtlichen Beratern über ihre Probleme und Ängste reden. In Sachsen-Anhalt, wo drei Kinder- und Jugendtelefone geschaltet sind - hier geht die Beratung weit über Schulsorgen hinaus - konnten sich Schüler am Mittwoch in Bitterfeld beispielsweise mit ihren Zeugnissorgen auch an die "Schülerhilfe" wenden.

"Die meisten Schüler, denen das Problem wirklich auf dem Herzen liegt, rufen nicht erst am Tag der Zeugnisausgabe. Sie wissen ja schon Wochen vorher Bescheid", sagt Lothar Aumann, Leiter der "Schülerhilfe", die das Angebot hier seit elf Jahren macht. Diese Erfahrung bestätigt auch Michaela Fritsch, Koordinatorin des Kinder- und Jugendtelefons in Halle. "Diejenigen, die am Mittwoch angerufen haben, sind vor allem solche Schüler, die das Problem für sich nicht wahrhaben wollten und nun Panik haben, die erst schwarz auf weiß sehen müssen, was los ist."

Die Leute am Telefon raten dann, Ruhe zu bewahren. Zudem gucken sie mit den Schülern gemeinsam, mit wem aus der Familie sie zuerst reden sollen, welche Möglichkeiten bestehen, damit die Situation nicht eskaliert. "Natürlich trösten wir sie auch", sagt Aumann. "Es gibt immer einen Weg zur Verbesserung. Wir reden darüber auch mit den Eltern. Oft können sie selbst nicht helfen, doch auch dann gibt es Wege - über die Nachhilfe zum Beispiel."

Und Michaela Fritsch spricht aus, was unumgänglich ist: "Man muss schon viel früher intervenieren. Eltern müssen wissen, wo ihre Kinder in der Schule stehen."

Auch für die ist ein Zeugnis-Kummertelefon geschaltet, an dem sie beraten werden, welcher Weg am ehesten aus dem Dilemma führt. "Aber nehmen können wir letztlich keinem das Problem", sagt Fritsch, die auch den Eltern rät, sich früher dem Ganzen zu stellen, mit der Schule zusammenzuarbeiten, oder am Elterntelefon Rat zu suchen. Drastische Strafen, weiß sie, machen den Frust auf die Schule nur noch größer.