Die Baustelle KIZ ist endlich eröffnet
BITTERFELD/MZ. - "Ich dachte, es geht los. Aber da ist ja nichts", sagt sie und ahnt nichts Gutes. "Früher waren wir hier oft zum Tanzen, da haben wir schöne Stunden verbracht", blickt sie zurück. "Schade drum", meint sie. "In der Stadt verfällt viel - es reicht."
Doch geht es vor dem Gebäude zumindest verbal zur Sache, denn die Oberbürgermeisterin, der Ortsbürgermeister, Vertreter des Eigentümers Sachsen-Anhaltische Landesentwicklungsgesellschaft (Saleg), der Ingenieurbüros sowie der Baufirma sind da und stellen das Projekt vor. Ende Februar, sagt Heiko Kaaden von der Saleg, soll das Haus verschwunden sein. Hier werden Parkplätze und Grünflächen entstehen als Teil des Bitterfelder Binnengärtenzentrums. Und er erklärt auch, warum es so lange gedauert hat bis zum endgültigen Ereignis: "Es gab drei Eigentümer, die Investitionszusagen gemacht, aber über 15 Jahre nicht eingehalten haben."
Am Montag nun wird Bauleiter Willi Geistlinger mit seinen Leuten mit der Entkernung des Gebäudes beginnen. Seine Firma, die Jaeger Spezial- und Tiefbau GmbH & Co. KG aus Bernburg, hat den Zuschlag erhalten. 32 Firmen aus ganz Deutschland haben sich um den Auftrag beworben. Für Geistlinger, der seit 1970 auf dem Bau arbeitet, ist das "ein ganz normaler Abbruch". Einzig die Giebelbefestigung am Nebengebäude des Hotels "Central" wird etwas schwierig werden, weiß er. "Das müssen wir von Hand abreißen." Ansonsten arbeiten die Männer mit einem so genannten Longfront-Bagger, dessen Greifer 30 Meter hoch ist.
Barbara Lehmann und Christine Bebenroth vom Schuhhaus Lehmann gegenüber gucken aus dem großen Schaufenster - und vermissen den Bagger. Lachend sagen sie: "Wir glauben erst dran, dass hier was passiert, wenn wir was sehen und hören." Sie bedauern, dass das Gebäude, das früher für sehr viele Bitterfelder ein Anlaufpunkt war, so verfallen musste und dass es keine Verwendung dafür gab. Das betont auch Ortsbürgermeister Horst Tischer. "Viele verbinden damit eine Erinnerung." Jetzt aber will die Stadt mit der neuen Grünen Lunge ein Zeichen setzen.
Rund 300 000 Euro werden Abriss und Renaturierung sowie Bau des Parkplatzes kosten, so Kaaden. Das Geld kommt von Stadt, Land, Bund und EU. Und damit es nicht noch teuerer wird, ist der Bagger, der am Tag rund 1 000 Euro kostet, auch keinen Tag zu früh da.