Debatte zum «Stadtumbau Ost» Debatte zum «Stadtumbau Ost»: Start für «Charrette» in Gräfenhainichen
Gräfenhainichen/MZ. - "Wollen wir aus unserer Stadt etwas Vernünftiges und Zukunftsträchtiges machen, geht das mit den Bürgern. Denn die Verbesserung der Wohnqualität zielt konkret auf diejenigen, die hier ihr zu Hause haben. Deshalb fordern wir heute zur aktiven Mitwirkung an der Gestaltung des Stadtumbaus Ost auf", eröffnete Bürgermeister Harry Rußbült Freitagabend den dritten Bürgerstammtisch.
In der Paul-Gerhardt-Kapelle waren schon 20 Minuten vor Beginn der Veranstaltung die Stühle knapp geworden. Doch auch Stehplätze wurden in Kauf genommen, denn das, was von den Fachleuten erläutert wurde, stieß auf reges Interesse. So wolle er es haben. Er spüre förmlich das Feuer des ideenträchtigen Disputes, bekannte der Moderator des Abends, Stadtplaner Harald Kegler, der meinte, dass hier die ,Charrette'' (siehe Kasten) begonnen habe. "Gräfenhainichen gehört unter den 261 am Wettbewerb Stadtumbau Ost teilnehmenden Kommunen, zweifelsohne zu den Vorreitern und hebt sich mit der konsequenten Art der Bürgerbeteiligung an dem Vorhaben hervor", zeigte sich Kegler von einer guten Platzierung überzeugt. Hier soll nichts hinter verschlossenen Türen stattfinden. Alle Phasen der zu erarbeitenden Modellstudie stehen in der direkten Kritik der Bürger, die in der Woche vom 22. bis 26. April in der Paul-Gerhardt-Kapelle die Möglichkeit haben, den Architekten und Planern nicht nur über die Schulter zu schauen, sondern selbst den Stift zu führen.
Etwas von dieser Ideenwerkstatt-Atmosphäre spürten die Gäste schon am Freitag, als sechs Planungsbüros ihre ersten Vorstellungen zur Diskussion stellten, was eine heiße Debatte zur Folge hatte. "Einmischung ist erwünscht, ja sogar gefordert. Sicher eine neue Erfahrung auf beiden Seiten. Aber letztlich zählt die Konstruktivität. Was an Plänen entsteht, soll auch die Ideen und Visionen der Bewohner beinhalten und nicht Ergebnis anonymer Reißbrettarbeit sein", betonten die Initiatoren.
Von der Umgestaltung der Plattenbauten in individuelle Reihenhäuser mit hohem Wohnkomfort war die Rede. Und die von Landschaftsgestalterin Gabriele Pütz geprägten Begriffe Waldstadt, Gartenstadt und Seenstadt für die Richtung der Umstrukturierung einzelner Wohngebiete weckten Träume. Doch die von Renate Edler gestellte Frage nach der Finanzierung konnten weder Kegler noch Rußbült beantworten. Man stehe ja erst am Anfang. Denkanstöße sollten gegeben werden. Die weitere Entwicklung werde zeigen, was davon zu verwirklichen ist. Ganz sicher sei lediglich, dass über eine Milliarde Euro vom Bund für "Stadtumbau Ost" zur Verfügung stünden, so Rußbült. Und der Mut auf neuen Pfaden zu schreiten, habe noch niemanden geschadet.