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Investitionen am Chemiestandort Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen: Gleich mehrere Unternehmen investieren kräftig

Von Steffen Höhne 04.06.2018, 07:02
Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen.
Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. Archiv/André Kehrer

Bitterfeld-Wolfen - Die Chemie-Industrie in Sachsen-Anhalt wächst: Zum 125-jährigen Bestehen des Chemie-Standortes Bitterfeld-Wolfen investieren mehrere Unternehmen kräftig vor Ort.

Die größte Erweiterung nimmt dabei Heraeus vor. Der Hersteller von hochreinem Quarzglas baut für rund 70 Millionen Euro ein drittes Werk. Die Zahl der Mitarbeiter dort soll sich dadurch um etwa 70 auf dann gut 600 erhöhen. „Wir liefern das Material für das Internet-Zeitalter“, sagte Standortchef Hagen Sandner zuletzt der MZ. Aus dem Quarzglas werden hauchdünne Glasfaserkabel hergestellt. Ein Viertel des Weltbedarfs liefert das Bitterfelder Heraeus-Werk.

Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Arzneimittel-Werk und Papierfabrik kommen

Der Weimarer Industriedienstleister Ibu-tec errichtet im Chemiepark eine neue Produktionsstätte. Dort sollen noch in diesem Jahr Rohmaterialien für Batteriewerkstoffe und chemische Katalysatoren hergestellt werden. Das Bayer-Arzneimittelwerk wird nach eigenen Angaben bis Ende 2020 rund 90 Millionen in neue Anlagen investieren.

In unmittelbarer Nähe des Chemieparks wird die Progroup im kommenden Jahr mit dem Bau einer neuen Papierfabrik für Wellpappe beginnen. Dafür werden 375 Millionen Euro investiert und 140 neue Jobs entstehen.

Chemiestandort Bitterfeld-Wolfen gehört zu den größten Europas

Der Industriepark Bitterfeld-Wolfen gehört mit einer Fläche von insgesamt rund 1.200 Hektar zu den größten Chemiestandorten Europas. „Die jährlichen Investitionen in Anlagenerneuerungen und Erweiterungen übersteigen regelmäßig die Grenze von 100 Millionen Euro, die Tendenz ist steigend“, sagt Chemiepark-Geschäftsführer Michael Polk.

Auch insgesamt steigen die Chemie-Investitionen in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben des Branchenverbands Nordostchemie steckten die Unternehmen 2016 rund 447 Millionen Euro in den Erhalt und die Errichtung von Anlagen. 2015 waren es lediglich 265 Millionen Euro. Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor. Aufgrund der guten Weltkonjunktur sind chemische Produkte gefragt. Laut Verband erhöhte sich der Umsatz der Firmen im Land 2017 um acht Prozent auf 8,6 Milliarden Euro.

Sachsen-Anhalt eher Standort für Produktion als für Forschung und Entwicklung

Wirtschaftsforscher Joachim Ragnitz von Ifo-Institut in Dresden sieht eine stabile Entwicklung: „Die Chemiefirmen, die sich nach der Wende angesiedelt oder behauptet haben, sind fest etabliert.“ Ragnitz verweist jedoch darauf, dass die großen in Sachsen-Anhalt tätigen Firmen meist reine Produktionsbetriebe größerer Konzerne sind. „Forschung und Entwicklung findet nur selten statt“, so Ragnitz.

Als schweren Rückschlag für die Region bezeichnet der Wirtschaftsforscher den Einbruch der Solarindustrie. Von mehr als 3.000 Arbeitsplätzen sind nur noch einige hundert geblieben.

Chemiepark-Chef Polk rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Ansiedlungen. „Es werden eher keine Firmen mit hohen Produktionsmengen sein“, so Polk. „Wir setzen auf spezialisierte Anbieter in der Fein- und Spezialchemie, die weltweit Kunden bedienen.“ (mz)