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Cappuccino-Mann zu Gast in Bitterfeld Cappuccino-Mann zu Gast in Bitterfeld: Bruno Maccallini: "Isch abbe ein Auto"

Von ulf rostalsky 12.10.2015, 11:47
Bruno Maccallini „beichtet“: Er hat doch ein Auto.
Bruno Maccallini „beichtet“: Er hat doch ein Auto. georg wenzel Lizenz

bitterfeld - Italien ist das Land der Liebe, der großen Geschichte, des guten Essens und der Oper. Der Italiener ist nett, chaotisch, spontan. „Es sind alles Klischees“, sagt Bruno Maccallini, der in der Bitterfelder Galerie am Ratswall absolutes Neuland betrat.

Nicht nur, dass er dort zum ersten Mal gastierte. Der Mann, der Anfang der 90er Jahre mit Fernsehwerbung für Cappuccino, einem Augenaufschlag und der Bemerkung, gar kein Auto zu haben, für Aufsehen sorgte, startete in Bitterfeld zugleich sein neues Programm.

Nicht bloß eine Lesung

Die „Italienischen Momente“ sind alles andere als eine klassische Lesung. „Sie sind ein Mix. Ein bisschen Spiel, kochen, erzählen. Sie sind ein Abend mit Freunden“, erzählt Maccallini, der gegen Klischees angehen will, sie aber dennoch mit einer wirklich liebenswürdigen Art bedient.

Der dunkelhaarige und drahtige Mann ist ein Frauenschwarm. Er erobert Herzen, sorgt für Stimmung und Fernweh. Dass sein Premierenpublikum zu 80 Prozent Frauen sind, bringt ihn nicht aus dem Takt. Im Gegenteil. Bei der Mischung geht das Konzept noch besser auf. Maccallini spielt mit seinen Gästen. Auf der Leinwand tauchen Bilder auf. Apulien, Sizilien, Latium. Mailand, Venedig, Rom. „Bella Italia.“ Da darf man ruhig schwärmen.

Satz machte ihn zur Kultfigur

„Ich bin ein spontaner Mensch, gehe auf die Leute zu“, erklärt Bruno Maccallini. Dass er als Solist eine schwere Aufgabe hat, verhehlt er nicht. „Mein Deutsch ist nicht zu gut.“ Aber das stört nicht. Im Gegenteil. Irgendwie wird erwartet, dass der Italiener mit starkem Akzent auftritt. Das ist sein Markenzeichen, seitdem er mit dem Satz „Isch abbe gar kein Auto“ zur Kultfigur wurde.

Die „Italienischen Momente“ sind eine Liebeserklärung. Sie werden aber auch zur Aufklärungsstunde. Weglaufen ist nicht. Wer sich auf Maccallini einlässt, muss damit rechnen, zum Mitspieler zu werden. Mandy Dreschler aus Zscherndorf merkte das schnell. „Kannst Du kochen?“ Ein „Nein“ gibt es. Aus dem Sessel geht es an den improvisierten Herd. Pizza in der Pfanne. Das ist ein schnelles Gericht und außerdem eines, das Appetit auf mehr macht. Olivenöl, frischer Teig, Tomaten, Zwiebeln. So schmeckt Italien.

Unter Freunden

Aber wer wusste schon, wann der Italiener zum Cappuccino greift? „Nur am Vormittag.“ Nachmittags gibt es den Espresso, tagsüber mitunter stundenlange Gespräche mit Beamten. Bruno Maccallini rastet nicht. Er springt von Südtirol zur Toskana bis nach Sardinien. Er schwärmt von der heimatlichen Küche, erklärt Gesten, Handzeichen und macht deutlich, wo geparkt werden darf und wo eben nicht. Verraten werde darf: Der Mann ohne Auto hat ein Auto. Unter Freuden kann man das schon sagen.

Noch ein Tipp? Wer mit Beamten zu tun hat, soll sich nicht erheben. „Machen Sie ihm klar, dass Sie um seinen schweren Job wissen. Sehen Sie Bilder von der Familie auf dem Schreibtisch, reden Sie darüber.“ Die persönliche Verbindung zählt. „Und bitte nicht aufregen. Dann dauert alles sehr lang.“ Bruno Maccallini weiß, wovon er erzählt. In Florenz hat er einen langen Kampf durchgestanden, als es um eine Drehgenehmigung ging und der Amtsschimmel kräftig wieherte. Die Erinnerung daran hat er niedergeschrieben. Er liest und ist nur einen Augenblick später wieder rast- und ruhelos. „Ich spiele gern mit meinen Freunden.“ (mz)