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Teures Ärgernis Bürger mit einbinden: Bitterfeld-Wolfen will illegalem Müll in der Natur den Kampf ansagen

Entsetzen über Berge von Bauschutt und Abfällen in der Natur. Wie die Zuständigen das Problem nun eindämmen wollen. Auch Bürger sollen Verstöße anzeigen.

Von Christine Färber 30.10.2021, 12:25
Mario Schulze (l.) und Andreas Patzack vor dem abgekippten Müll im Bitterfelder Goitzsche-Wald.
Mario Schulze (l.) und Andreas Patzack vor dem abgekippten Müll im Bitterfelder Goitzsche-Wald. (Foto: Michael Maul)

Bitterfeld/MZ - Andreas Patzak glaubt seinen Augen nicht zu trauen: Betontreppen und Fliesen, abgeschlagener Putz, Ziegelsteine und jede Menge Dreck mitten in der Natur. Eine Menge hat der Chef des Stadthofs Bitterfeld-Wolfen schon gesehen. Aber das hier, das noch nicht: 20 Tonnen Bauschutt haben Unbekannte hinter einem Parkplatz im Goitzschewald in der Nähe der Niemegker Straße entsorgt. In zwei exakt geformten Haufen, was auf zwei Lkw-Ladungen schließen lässt.

Patzak, der seit 2009 den städtischen Eigenbetrieb leitet, schüttelt den Kopf. Er weiß, dass das hier nur die Spitze des Eisberges ist. Immer öfter melden seine Mitarbeiter vom Stadtordnungsdienst solche Verstöße. Sechs Leute seien ausschließlich damit beschäftigt, illegal entsorgten Müll in der Stadt aufzuspüren. Und sie werden immer öfter fündig. Dennoch, weiß Patzak, bleibt vieles unentdeckt. Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter des Stadthofes 630 Fälle registriert. In diesem Jahr bis Ende September 420.

Kosten von bis zu 100.000 Euro für die jährliche Entsorgung des illegalen Mülls vorausgesagt

Die Kosten für die Beseitigung des wild abgekippten Mülls fallen der Kommune auf die Füße. Und sie wiegen schwerer von Jahr zu Jahr. Lagen sie 2015 noch bei rund 42.000 Euro, sind es in diesem Jahr bislang bereits 80.000 Euro. Und für das kommende Jahr geht man von 100.000 Euro aus.

Denn wer denkt, dass die Kosten bei weniger Fällen - wie beispielsweise im Jahr 2021 gegenüber 2020 - geringer sind, der irrt. Sie explodieren. Denn die Masse dessen, was entsorgt wird, steigt und auch die Zusammensetzung der wild entsorgten Stoffe ist zunehmend komplexer Natur.

Da fliegen nicht mal eben eine reine Fuhre Steine oder Bauholz in die Natur, da werden auch gefüllte Behälter oder lecke Leitungen, ausgediente Dachpappe, Farben und mehr in den Wald geschmissen. „Wir wissen nicht immer, was verkippt worden ist, und was dann wie mit dem Erdboden und der Umwelt reagiert“, so Patzak. „Dabei ist es doch so einfach, das Zeug regulär zu entsorgen. Eine Tonne Bauschutt kostet 15,50 Euro netto.“

„Ist der Verursacher ermittelt, kann vom Landkreis dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden“

Ob das jener nicht wusste, der seine 20 Tonnen Schutt hier am Goitzsche-Parkplatz abgeladen hat? Es ist nahezu ein Hohn, wenn man sieht und zudem hört, dass sich unmittelbar hinter dem Abkipp-Ort die kommunale Entsorgungsstelle des Kreisbetriebes Anhalt-Bitterfeld befindet. „Die Bürger können uns unterstützen und sollten konsequent solche Vergehen anzeigen“, sagt Mario Schulze, Leiter des Sachbereichs Öffentliche Anlagen der Stadt. Das brächte laut Schulze auch den nötigen Erziehungseffekt.

Auch in den angrenzenden Wäldern entsorgen  immer wieder Bürger ihre Abfälle.  So fand Mario Schulze auch einen leeren Teerbehälter.
Auch in den angrenzenden Wäldern entsorgen immer wieder Bürger ihre Abfälle. So fand Mario Schulze auch einen leeren Teerbehälter.
(Foto: Maul)

„Ist der Verursacher ermittelt, kann vom Landkreis dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden.“ Er appelliert an die Einwohner der Stadt und die Firmen, die vorhandenen und legalen Entsorgungsmöglichkeiten, die es in Wachtendorf und in Bitterfeld gibt, zu nutzen.

Als Schwerpunkt in Sachen illegale Müllentsorgung erweist sich seit Jahr und Tag Bitterfeld

Als Schwerpunkt in Sachen illegale Müllentsorgung übrigens erweist sich seit Jahr und Tag Bitterfeld, gefolgt von Wolfen. Dann kommt lange, lange nichts - denn im Vergleich zu den großen Ortsteilen der Kommune scheint das Problem in den kleineren Ortschaften auch nur klein zu sein. Der Grund dafür ist wohl in einer größeren Aufmerksamkeit samt höherem Verantwortungsgefühl im ländlichen Raum zu suchen. „Die Leute passen einfach besser auf - auch aufeinander“, bringt Schulze seine Erfahrungen als Ortsbürgermeister von Ramsin auf den Punkt. Und genau das müsste aus seiner Sicht auch die Lösung des Problems in Bitterfeld und Wolfen sein.