Bitterfelder Bergleute Bitterfelder Bergleute: 40-Tonnen-Koloss ist das Herzstück der Begegnungsstätte

Bitterfeld - Ein Schwergewicht schreibt Geschichte. Heimatgeschichte. 40 Tonnen sind nicht zu übersehen. Und so wurde die Kanalstempelpresse das Herzstück in der Station II. Die einstige Transformatorenstation ist heute Begegnungsstätte der Bitterfelder Bergleute und öffnet derzeit nur auf Voranmeldung. Corona-bedingt.
Wenn Hans-Jürgen Biermann und Hans Jürgen Stalinski über die Brikettpresse ins Plaudern kommen, dann werden Erinnerungen wach. An eine Zeit, die Teil der regionalen Geschichte ist. Genau wie die Bergleute selbst. 66 Mitglieder halten den Traditionsverein heute noch zusammen. Das Durchschnittsalter: 77 Jahre.
Bis zu seiner Stilllegung 1993 produzierte der Koloss 4,5 Millionen Tonnen Braunkohlebriketts
Nun, das Museumsstück ist ein paar Jährchen älter. Es stammt aus dem Jahr 1908. Bis zu seiner Stilllegung 1993 produzierte der Koloss 4,5 Millionen Tonnen Braunkohlebriketts (vier Tonnen pro Stunde). Die Presse wurde hauptsächlich in der Holzweißiger Brikettfabrik „Leopold“ eingesetzt, erzählen Biermann und Stalinski. Aber wie funktionierte eigentlich das heutige Museumsstück? Einfacher als gedacht.
„Die zu verpressende Kohle, die durch einen Füllschacht in die Form fällt, wird von einem Stempel gegen das zuletzt erzeugte Primärbrikett gedrückt und verdichtet“, wissen die Bergleute. Die notwendige Dampftemperatur lag übrigens bei 320 Grad. Von einem Wunderwerk der Technik sprechen Biermann und Stalinski.
Nach der Wende jedoch, sei die Nachfrage nach Briketts soweit zurückgegangen, dass die Brikettfabrik geschlossen wurde. Die Produktionsstätte sei vollkommen demontiert worden und 20 Pressen dieser Art wurden zur Verschrottung freigegeben. Nur eine sei gerettet worden.
1999 entschieden Bitterfelds Bergleute: Die Presse bleibt erhalten
Jene, die sich in der Station II befindet. Das erzählen Biermann und Stalinski nicht ohne Stolz. 1999 entschieden Bitterfelds Bergleute: Die Presse bleibt erhalten. Und so machten sich fünf Instandhalter aus dem ehemaligen Braunkohlenkombinat Bitterfeld ans Werk, aus einem großen Schrotthaufen, die einzelnen Teile der Presse wieder zusammenzufügen und in der Station II aufzubauen. Zwei Jahre habe die Restaurierung gedauert. Die Station selbst wurde entkernt, umgebaut und 2001 wieder eröffnet. Sie steht unter Denkmalschutz.
Der Traditionsverein, der sich 1994 gründete, hat sich der Bewahrung von Sachzeugen der Bergbaugeschichte, die bereits 1839 im Bitterfelder Revier begann, verpflichtet. Denn einmal Bergmann, immer Bergmann! (mz)
Wer Interesse hat, mehr über die Bitterfelder Bergbautradition zu erfahren und sich in der Station II einmal umsehen möchte, der kann sich unter Telefon 03493/605319 anmelden. Ein Anrufbeantworter ist geschalten.