Streit mit Amtsvorgänger Bitterfeld-Wolfen: Oberbürgermeisterin hat Vorbehalte gegen Ex-Bürgermeister

Bitterfeld-Wolfen - Am Ende platzt Petra Wust dann doch der Kragen. Drei Stunden hatte die parteilose Oberbürgermeisterin am Mittwochabend stoisch die Stadtratssitzung verfolgt.
Doch als beim letzten Tagungsordnungspunkt jemand wissen will, warum Bitterfelds Ex-Bürgermeister Werner Rauball (Die Linke) von der Reise in die russische Partnerstadt Dzershinsk ausgeschlossen wird, verliert die OB für einen Augenblick die Fassung.
Nach dem MZ-Artikel „OB Wust schließt Ex-Bürgermeister von Reise aus“ haben sich viele Leser zu Wort gemeldet. So drückt etwa Hannelore Funke am Lesertelefon ihr Bedauern darüber aus, dass Rauball nicht mit nach Dzershinsk fahren darf. „Er hat die Partnerschaft mit dieser Stadt damals aufgebaut“, sagt sie. Und als Bürgermeister habe er viel für Bitterfeld getan. „Das ist keine Kultur und einfach unschön.“
Mit Verwunderung und Unverständnis reagieren auch Renate und Volker Cottini sowie Sabine und Karl-Heinz Schumann. „Was ist das für ein politisches Geschäftsgebaren?“, fragen sie. Die Ideen und das Engagement für diese Partnerschaft seien zu großen Teilen von Rauball ausgegangen. Bis heute seien vielfältige Kontakte zwischen Vereinen, Bürgern und Jugendlichen aufgebaut worden.
Die beiden Ehepaare stellen die Frage, mit welchen Ergebnissen man noch aufwarten muss, um mit nach Dzershinsk reisen zu können. Sie meinen, dass die Bürger ein Recht darauf hätten zu erfahren, warum Rauball von dieser Reise ausgeschlossen wurde. Die Handlungsweise von Wust sei befremdlich und einer Oberbürgermeisterin unwürdig. „Es drängt sich die Vermutung auf, dass politische Zwistigkeiten auf diese Art und Weise ausgetragen werden.“
„Die erste Amtshandlung Rauballs nach seiner Wahl in den Stadtrat war, eine Klage gegen mich anzustreben.“ Seither habe er in allen Bereichen versucht, ihre Amtsführung in Frage zu stellen. „Ob die Geschichte mit dem Reudener Feuerwehrhaus oder andere Dinge - immer soll Wust Schuld sein“, sagt das Stadtoberhaupt und meint: „Das Maß ist voll. So jemand kann nicht in einer Delegation der Stadt Bitterfeld-Wolfen sein.“
Wegen eigener Vorbehalte ausgeschlossen
Mit diesen Aussagen weicht Petra Wust vom vorgegebenen Protokoll ab. Denn bisher hieß es aus der Stadtverwaltung nur, dass die offizielle Stadtdelegation aus der „Oberbürgermeisterin, dem Vertreter der Ortschaft Bitterfeld, einem Vertreter des Städtepartnerschaftsvereins und einem Vertreter der Wirtschaft besteht“.
Mit ihren gemachten Äußerungen räumt die OB nun erstmals unumwunden ein, dass Werner Rauball wegen ihrer eigenen Vorbehalte gegen die Person vom Festakt der 20-jährigen Partnerschaft ausgeschlossen wird.
Dabei ist er es gewesen, der die Städtepartnerschaft mit Dzershinsk aus der Taufe gehoben und dann gepflegt hat, heißt es aus dem Bitterfelder Ortschaftsrat. Daher sei Rauball einstimmig als Delegations-Vertreter von Bitterfeld gewählt worden.
Keine Chance ausgelassen
Dass er trotz dieses Votums nicht berücksichtigt wird, bedauere er sehr. „Ich finde es sehr traurig, dass die Oberbürgermeisterin nicht in der Lage ist, zwischen Amt und persönlichen Befindlichkeiten zu unterscheiden“, so Rauball.
An dieser Stelle muss man allerdings einfügen, dass Rauball keine Chance ungenutzt lässt, um die OB zu piesacken. Doch warum macht er das? „Als Bitterfelder Bürgermeister habe ich in der Stadt etwas aufgebaut.“ Da Petra Wust viele Probleme der Kommune nicht lösen könne, „geht nun vieles den Bach herunter“. „Ich akzeptiere es aber nicht, dass - wenn man so will - mein Lebenswerk durch die Unfähigkeit und mangelnde Bereitschaft der OB zerstört wird.“ (mz)