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Frauen machen Wirtschaft in Wolfen Bitterfeld-Wolfen erlebt weibliche Power: Chefinnen unter sich

Unternehmerinnen aus Anhalt tauschen sich bei der „Regia 22“ am Wolfener Campus aus. Warum das zweitägige Treffen für Wissenszuwachs und Begeisterung sorgt.

Von Frank Czerwonn 18.10.2022, 14:00
Die Größe der Luftballons zeigt, wieviel die Regia-Konferenz in Wolfen den Unternehmerinnen gebracht hat. Die Begeisterung ist groß.
Die Größe der Luftballons zeigt, wieviel die Regia-Konferenz in Wolfen den Unternehmerinnen gebracht hat. Die Begeisterung ist groß. Foto: Frank Czerwonn

Wolfen/MZ - Tanzende Luftballons, fliegende Bierdeckel mit Wünschen und lautes Lachen im Campus-Hörsaal Wolfen - die zweitägige Unternehmerinnenkonferenz in Anhalt „Regia 22“ war bei allem Ernst der Themen ein durchaus unterhaltsames und optimistisches Treffen. Und ein stark besuchtes dazu: „Wir haben 100 Teilnehmerinnen - so viele wie lange nicht, obwohl wir auch in den vergangenen Corona-Jahren diese Konferenz durchführen konnten“, sagte Julia Deutschbein, die Vorsitzende des veranstaltenden Vereins Regia.

Live ist besser als online

Seit der Premiere 2015 in Wittenberg ist diese Veranstaltung für viele Unternehmerinnen, Gründerinnen und Frauen in Führungspositionen der Region ein fester Termin. Es geht um Wissensvermittlung, Hilfestellung, Tipps und Austausch - netzwerken im besten Sinne also. „Die zwei Tage in Wolfen haben eindrücklich gezeigt, wie wichtig es ist, sich live zu erleben, direkt miteinander zu reden und in die Augen zu schauen“, sagt Deutschbein. „Als Online-Veranstaltung hätte das nicht denselben Spirit.“

„Der direkte Erfahrungsaustausch ist super“, sagt Claudia Paul, die in Wittenberg unter anderem das Modehaus Eule betreibt. „Die eine kann was, was die andere nicht kann und umgekehrt. So kann man sich unterstützen.“ Und das Mental-Coaching sei super.

Viele Blätter am Baum der Wünsche

Ein Jahr lang hat der Verein das Treffen vorbereitet und dabei Wünsche der Teilnehmerinnen von 2021 aufgegriffen. Wie wertgeschätzt die „Regia 22“ auch von der Politik wird, zeigte die Begrüßung durch Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) und das Video-Grußwort der Landesregierung durch Staatssekretärin Stefanie Pötzsch. Doch die Frauen aus der Wirtschaft unterstützen auch andere. So konnten Vereine Wünsche aufschreiben, die dann als Blätter am Baum der Wünsche hingen. Die Unternehmerinnen konnten sich verpflichten, diese zu erfüllen. Ein Großteil der Wünsche soll nun Wirklichkeit werden.

Dass in den Diskussionsrunden die Energiekrise nicht außen vor blieb, war naheliegend. Dazu kamen die Teilnehmerinnen mit dem Geschäftsführer der Landesenergieagentur, Marko Mühlstein, ins Gespräch. In weiteren Vorträgen ging es um Fluch und Segen des papierlosen Büros und um das Arbeitsrecht. „Dieses Fachwissen hilft uns wirklich weiter“, sagte Konstanze Führer aus Dessau von der Führer-Gruppe. Sie schätze die ungezwungene Atmosphäre. „Man sieht, dass andere ähnliche Probleme haben und bekommt Lösungsvorschläge.“

Zudem ging es um das Verhältnis zu den Mitarbeitern. Mentaltrainerin Kathleen Rose aus Marke vermittelte anschaulich, dass man erst seiner Selbst bewusst sein müsse, um zu gesunder Führung zu kommen. „Echt sein, authentisch sein ist entscheidend. Denken und Handeln müssen im Einklang stehen.“ Das fand Madeleine Dreißig, die eine Mode-Boutique im Dessauer Rathaus-Center betreibt, großartig. „Man stellt sich selbst zu wenig in Frage, sollte öfter in sich hineinhören.“

 Coach Heiko Zieroth agiert neben dem Baum mit Wünschen von Vereinen. Viele davon werden nun von den Unternehmerinnen erfüllt.
Coach Heiko Zieroth agiert neben dem Baum mit Wünschen von Vereinen. Viele davon werden nun von den Unternehmerinnen erfüllt.
Foto: Andreas Hofmann

Inhaltlich spielte sich Rose mit Business-Coach Heiko Zieroth aus Schleswig-Holstein die Bälle zu. Unter dem Motto „Nörgeln als Chance“ verdeutlichte er mit viel Humor, welche Fehler man im Umgang mit Mitarbeitern machen kann. Wichtig sei, wie man eine Rückmeldung gibt. „Setzt euch damit auseinander, wie ihr mit eurer Botschaft ankommt.“ Produktiv, konstruktiv und eindeutig müsse sie sein. Statt mit anderen über jemanden zu reden, müsse man direkt zu dieser Person gehen. Doch müsse man hier auch Raum geben. Zieroth beantwortete auch Fragen, die die Frauen auf Bierdeckel schrieben und ihm zuwarfen. Als die Teilnehmerinnen schließlich Luftballons um so mehr aufpusten sollten, je größer sie den Mehrwert der Konferenz einschätzten, waren die meisten Ballons prall gefüllt.

Große Pläne für das kommende Jahr

Christina Lahne von der Köthener Fleisch- und Wurstwaren GmbH wunderte das nicht. „Die Sachvorträge bringen mir viel. Zudem trifft man viele Ansprechpartner - zum Beispiel von der AOK oder der Arbeitsagentur - und kann Probleme direkt lösen.“ Zum Beispiel beim Abendessen oder in den Kaffeepausen auf den Gängen der kleinen Firmenmesse. „Ich erlebe hier intensive Gespräche und es gibt konkrete Antworten“, sagt Rebecca Laaß von der Bitterfelder Firma Addcon. „Hier sind so viele selbstbewusste Frauen aus verschiedenen Bereichen“, schwärmt sie. „Die Power, die hier drinsteckt, ist Wahnsinn.“ Diesen Schwung will der Regia-Verein nutzen, um 2023 mit anderen eine solche Konferenz für alle drei mitteldeutschen Bundesländer zu organisieren.