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Bitterfeld Bitterfeld: Wildschweine rücken vor

Von Doreen Hoyer 14.10.2013, 07:49
Wildschweinen kann man mitten in Bitterfeld begegnen. Meist lassen sie sich durch Klatschen vertreiben. Sind aber Frischlinge dabei, solle man sich lieber still entfernen.
Wildschweinen kann man mitten in Bitterfeld begegnen. Meist lassen sie sich durch Klatschen vertreiben. Sind aber Frischlinge dabei, solle man sich lieber still entfernen. Archiv Lizenz

Bitterfeld/MZ - Rehe und Füchse in Kleingärten am Stadtrand sind längst keine Seltenheit mehr. Doch nun rücken auch die Wildschweine vor. Mitten in Bitterfeld treiben sie bereits ihr Unwesen. Anwohner schlagen Alarm, doch im Rathaus gibt man sich überrascht. Die große Frage ist: Was kann man gegen das weitere Vordringen der Wildtiere tun? Die Stadt will einen Jäger einschalten. Von dem Plan aber hält die Revierförsterin nichts.

Sorge bei den Anwohnern

Anwohnerin Eva Höbold gehört zu den Bitterfeldern, die sich Sorgen machen. Beim Spaziergang in der Grünen Lunge entdeckte sie vergangenen Woche, dass große Rasenflächen verwüstet waren. Höbold ist sich sehr sicher, dass Wildschweine für diese Schäden verantwortlich sind. „Mir ist in den letzten Wochen öfters aufgefallen, dass der Boden des Parks wie zerpflügt aussieht. Aber so schlimm wie jetzt war die Situation noch nie“, meint sie.

Wildschweine in Bitterfeld? Der Stadtverwaltung ist dieses Problem neu. „Bislang haben wir davon nichts gehört, es gab auch keine Hinweise von Bürgern“, sagt Annett Vogel von der Pressestelle. Nun aber werde man den zuständigen Jäger einschalten, um das Problem zu lösen. „Er wird das Gebiet verstärkt kontrollieren und geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Wildschweine zu vertreiben.“

Über dieses Vorhaben der Stadtverwaltung wundert sich Ramona Nicklich sehr. Sie ist Revierförsterin in Bitterfeld und hat selbst erst vor kurzem eine ganze Wildschweinrotte in der Stadt gesehen. „Es waren ungefähr zwölf Tiere. Sie liefen über die Brücke an der Parkstraße.“ Ganz neu sei das aber nicht. Sie habe in den vergangenen Jahren immer wieder Wildschweine mitten in der Stadt beobachtet.

Nun bezweifelt Nicklich, dass die Aktion der Stadt fruchtet: „Als Jäger oder Förster kann man in so einer Situation letztlich nicht viel unternehmen. Man darf nicht im Wohngebiet auf die Tiere schießen und kann auch nicht rund um die Uhr vor Ort sein, um sie mit anderen Mitteln zu verscheuchen.“

Doch warum kommen die Wildschweine überhaupt in Wohngebiete? „Sie werden in dieser Jahreszeit öfters von Pilzsammlern aufgescheucht. Wenn die Menschen in den Wald gehen, kommen die Tiere eben in die Stadt“, so Nicklich. Die Schweine suchten nach Nahrung und würden in den Wohngebieten oft fündig. „Deshalb kehren sie gern zurück und wagen sich immer weiter vor.“

Ihre Schlussfolgerung: „Jetzt sind vor allem die Anwohner gefragt. Wildschweine fressen gern Eicheln, aber auch Äpfel und anderes Obst, das sich in Gärten findet.“ Um den Tieren kein Büfett zu bieten, sollten die Früchte regelmäßig eingesammelt werden. „Man sollte auch die Gartenzäune kontrollieren. Maschendraht lässt sich sehr leicht verbiegen, der hält Wildschweine nicht auf“, weiß die Försterin. Bei Holzzäunen gebe es oft große Lücken über dem Boden, durch die die Frischlinge kriechen könnten. „Die Mutter steht dann draußen und weil sie ihrem Nachwuchs nicht folgen kann, wird sie wild. Da kann schon mal ein Zaun zu Bruch gehen.“

Einen ungewöhnlichen Tipp hat die Wild-Expertin noch: „Wildschweine hassen den Geruch von Menschen. Zur Abschreckung kann man sich vom Friseur Menschenhaare holen und in Kartoffelsäcke stopfen. Diese Säcke, im Garten aufgestellt oder am Zaun befestigt, halten Wildschweine auf Abstand.“

„Wildschweine haben mindestens so viel Angst vor uns, wie wir vor ihnen.“

All diese Maßnahmen sollen helfen, den eigenen Grund und Boden wildschweinfrei halten. Doch was ist mit öffentlichen Flächen, wie der Grünen Lunge, in der nicht nur Eva Höbold spazieren geht? Wenn in Gärten nichts zu holen sei, könne sich das positiv auf öffentlichen Grünanlagen auswirken. „Doch ehrlich gesagt lässt sich auf öffentlichem Grund nicht viel gegen die Tiere tun - man kann sie ja nicht alle erschießen oder jede Eichel aufsammeln“, so Nicklich. Fürchten müsse man sich aber nicht. „Wildschweine haben mindestens so viel Angst vor uns, wie wir vor ihnen.“ Man solle Abstand halten, sie mit Rufen oder Klatschen vertreiben. Nur wenn Frischlinge dabei seien, sei Vorsicht geboten. „Dann sollte man sich langsam entfernen.“