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Bitterfeld Bitterfeld: Solvay gibt in Bitterfeld auf

Von BÄRBEL HELBIG 02.04.2009, 18:47

BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Und er fügt nachdenklich hinzu: Vielleicht war zuviel Wunschdenken dabei.

Geschäftsführer Paul Deschrijver führte einige der Gründe ins Feld, weshalb das im Solvay-Verbund vergleichsweise kleine Werk aufgegeben wird: Schwindende Nachfrage nach Wasserstoffperoxid in der Papier- und Zellstoffindustrie, Überkapazitäten in der Produktion, zu hohe Energie- und Herstellungskosten. Auch wenn das alles nachvollziehbar sein mag - die ernsten Gesichter der Betriebsratsmitglieder spiegelten die Zukunftssorgen wider, die die 54 Beschäftigten jetzt vor allem bewegen. Selbst wenn es Job-Angebote in anderen Werken von Solvay geben sollte, so die Überlegung des Betriebsrates, wird es für einen Großteil der Belegschaft (Durchschnittsalter 47 Jahre) nicht ohne weiteres möglich sein, eine Arbeit in dem 600 Kilometer entfernten Rheinberg oder andernorts anzunehmen. Einige könnten im Bernburger Werk unterkommen, auch die beiden Auszubildenden, stellte Deschrijver in Aussicht. "Aber sicher nicht alle."

Für die Chemiearbeiter, die Beschäftigen in der Instandhaltung, im kaufmännischen Bereich, in der Kundenbetreuung und im Verkauf sollen "Wege gefunden werden, um die wirtschaftliche und berufliche Existenz abzusichern", hieß es. Gemeinsam mit dem Betriebsrat soll ein Interessenausgleich gefunden und ein Sozialplan erarbeitet werden. Auch eine Börse für Stellen im Gesamtunternehmen und eine Transfergesellschaft werden ins Auge gefasst. "Beschäftigte hätten dann die Möglichkeit, bis zum letzten Tag im Betrieb zu bleiben und anschließend in die Transfergesellschaft zu wechseln." Sie könnten dann bis zu einem Jahr Qualifizierungsmaßnahmen und eine aktive Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz in Anspruch nehmen.

Mit solchen Maßnahmen hat Solvay bereits Erfahrungen gesammelt. So zum Beispiel bei der Schließung des Werkes in Bad Hönningen. Nach eigenen Angaben sollen damals innerhalb eines Jahres etwa 65 Prozent der zu vermittelnden Beschäftigten eine neue Stelle gefunden haben. Für die Belegschaft der Bitterfelder Solvay Interox sieht Geschäftsführer Paul Deschrijver derzeit Chancen, in einem Unternehmen der Region Beschäftigung zu finden. "Wir beobachten einen großen Bedarf an qualifiziertem, zuverlässigem Personal."

Was aus den im Oktober stillgelegten Produktionsanlagen im Chemiepark, die Solvay 2002 von dem italienischen Unternehmen Ausimont übernommen hat, werden soll, ist nach den Worten von Deschrijver noch nicht entschieden. In Frage kommen nach seinen Worten Abriss, Einmotten oder das Umsetzen an andere Standorte. "Komplett wäre es das aber das erste Mal", weiß er.