Bitterfeld Bitterfeld: Hubschrauber hilft beim Bau einer Hochspannungsleitung

bitterfeld/MZ - Hubschraubereinsatz am Bitterfelder Bahnhof. Ein Helikopter fliegt von Strommast zu Strommast, um diese mit Kabeln zu verbinden. Ein ungewöhnlicher Vorgang, hinter dem die Deutsche Bahn steckt. Sie baut seit Monaten eine neue Hochspannungsleitung zwischen Holzweißig und Muldenstein, die mehrmals die Gleise quert.
Noch nie hatte die Bahn nach eigenen Angaben solche Leitungsarbeiten mit einem Hubschrauber durchgeführt. Somit „feierte“ man in Bitterfeld eine Premiere, wenn auch eine unfreiwillige.
Normalerweise sperrt das Unternehmen bei derartigen Arbeiten gleich die komplette Bahnstrecke für mehrere Stunden und nimmt anschließend von allen Leitungen den Saft runter. Doch die für Bitterfeld beantragte Sperrung war nicht durchsetzbar.
Denn der Bahnhof ist derzeit Umleitungsstrecke für Fernverkehrszüge: Ein Gleisabschnitt bei Stendal ist wegen Hochwasserschäden weiterhin gesperrt. Züge weichen über Bitterfeld aus, um beispielsweise von Berlin nach Frankfurt/Main zu kommen. „Deswegen durften wir am Bitterfelder Bahnhof nicht sperren – weil hier plötzlich mehr ICE langgefahren sind“, erklärt Gelfo Kröger, Sprecher von DB Energie. Und weil Bauverzug vermieden werden und im Herbst die fertige Leitung stehen soll, kam der Hubschrauber zum Einsatz, ganz ohne Gleissperrung.
Der Lastenhubschrauber samt Pilot wurde dafür von der Bahn angemietet. Bei den Arbeiten war Präzision nötig. Denn der Pilot musste das Seil zunächst in der Luft an einem Mast aufnehmen. Dann flog er senkrecht nach oben, bis das Seil für die zukünftige 110-kV-Leitung auf seiner vollen Länge in der Luft hing. Anschließend bewegte sich der Helikopter langsam über die Gleise zum benachbarten Masten, wo weitere Arbeiter das Seil in Empfang nahmen und anschließend befestigten. „Außergewöhnliche Situationen erfordern besondere Maßnahmen“, fasste DB-Sprecher Kröger die ungewöhnliche Flugeinlage zusammen.
Stets musste der Sicherheitsabstand zu den tiefer stehenden Stromleitungen eingehalten werden. Wäre das Kabel etwa heruntergefallen, hätte das möglicherweise Schäden an der unten verlaufenden Bahnstromleitung verursacht.
Der Hubschraubereinsatz in Bitterfeld wird allerdings vorerst der letzte seiner Art bleiben. Zwischen den übrigen Masten, die meist mehrere hundert Meter auseinanderstehen, werden die Kabel auf herkömmliche Art über den Erdboden transportiert und dann gespannt. Nach der Fertigstellung der neuen Hochspannungsleitung wird die alte, die über den Goitzsche-Hafen verläuft, überflüssig. Sie soll nach Angaben der Deutschen Bahn deshalb im kommenden Jahr zurückgebaut werden. Dann könnten auch theoretisch Schiffe im Bitterfelder Hafen anlegen. Bisher ist das wegen der Hochspannungsleitung verboten.
Die neue Strecke der Stromtrasse sei einvernehmlich mit der Stadt Bitterfeld-Wolfen entwickelt worden, die großes Interesse daran habe, dass die alte Leitung verschwindet. „Besondere Zugeständnisse hat es aber nicht gegeben“, erklärte DB-Sprecher Kröger.