Bitterfeld Bitterfeld: Goitzsche-Tor als erstes Projekt umgesetzt
BITTERFELD/MZ. - Als vor rund drei Jahren das Architektenbüro Schettler und Wittenberg aus Weimar im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs den Begriff "Tor zur Goitzsche" prägte, konnten sich nur wenige Besucher der Ergebnisausstellung vorstellen, wie das konkret aussehen könnte. Die Architekten, die den ersten Preis gewannen, favorisierten für den Platz, auf dem die Bitterfelder Innenstadt und die Goitzsche aufeinander treffen, unter anderem eine großzügige Flächengestaltung, damit der freie Blick von der Stadt auf die Goitzsche und umgekehrt erhalten bleibt.
Zu diesem Zeitpunkt - was nur wenige wussten - hatte die Neue Bitterfelder Wohnungs- und Baugesellschaft (Neubi) unter anderem das Tor-zur-Goitzsche-Areal bereits gekauft und die Grundplanung abgeschlossen. Dennoch sind später noch Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs mit eingeflossen. Ganze anderthalb Jahre waren dann nur notwendig, um das Goitzsche-Tor fertigzustellen. Vor wenigen Tagen wurde es bei Musik, Würstchen und Glühwein eröffnet. Birgit Wielonek, Geschäftsführerin der Neubi, ist stolz darauf. Zurecht, denn von allen im Rahmen des Wettbewerbs vorgestellten Ideen ist das Goitzsche-Tor-Projekt das erste, das in die Tat umgesetzt wurde.
Unter dem Goitzsche-Tor ist der rund 2 000 Quadratmeter Platz an der Kreuzung "Am Leineufer / Berliner Straße" - im Volksmund auch Leinehof genannt - zu verstehen. Dort wurden zwei Gebäude errichtet, die gut zum Stil der angrenzenden Wohnhäuser passen. In einem - unter Bauleuten als Bauriegel bezeichnet - sind eine Eisdiele und eine Bar untergebracht. Die Räumlichkeiten im oberen Bereich hat eine Steuer- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bezogen. Im zweiten Gebäude (einem Kubus) mit dem plakativen und beleuchteten Schriftzug "Stadthafen" haben eine Gaststätte und eine Wohnung Platz gefunden. In unmittelbarer Nähe gibt es einen Parkplatz mit rund 60 Stellplätzen gegen Entgelt. Ursprünglich sollte dort ein Parkhaus entstehen, worauf allerdings aus wirtschaftlichen und gestalterischen Gründen verzichtet wurde. In das gesamte Goitzsche-Tor-Ensemble hat die Neubi rund drei Millionen Euro investiert. Den Namen "Goitzsche-Tor" möchte Birgit Wielonek allerdings nicht dafür verwenden. "Ich wünsche mir, dass die Menschen sagen, wir gehen zum Stadthafen, auch wenn es dort noch keine Schiffe gibt."
Und was sagen die Bitterfeld- Wolfener zu neuen Errungenschaft? "Hier ist ein wunderbarer Platz entstanden", sagt Brigitte Leonhardt. Egal, ob man aus Richtung der Stadt oder der Goitzsche komt, der freie Blick ist gewährleistet. Werner Appelt hingegen ist etwas kritischer : "Ich habe mir unter dem Tor zur Goitzsche etwas ganz Besonderes vorgestellt. Das, was wir jetzt bekommen haben, sieht völlig normal aus. Ich hätte mir ein attraktives Wasserspiel oder eine besondere Skulptur für den Platz vorstellen können." Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) sieht in dem Platz einen Anfang. Bis die attraktive Verbindung zwischen Stadt und Innenstadt fertig sei, werden noch viele Jahre vergehen, meint sie. Nicht zuletzt müsste die Brücke über die Leine verbreitert werden.
Architekt Thomas Wittenberg vom Gewinner-Architektenbüro aus Weimar kann sich nicht äußern, weil er das Areal nach seiner Fertigstellung noch nicht gesehen hat.
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