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Bitterfeld Bitterfeld: Fan-Provokation am «Stadt Wien»

Von KATRIN LÖWE 18.06.2010, 18:52

BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - "Man weiß nie, was passiert", sagt Blumenhändlerin Sylvia Klingner. Dabei wäre 16 Uhr ein guter Schwung Kunden zu erwarten gewesen. Kopfschütteln bei der Geschäftsfrau: "Was hat das alles noch mit Fußball zu tun?"

Die Händlerin hätte bleiben können. Auf den Markt kommen nur wenige Fans, sie pilgern mangels Gleichgesinnter dorthin, wo sich auch diesmal das Geschehen abspielt. An der viel befahrenen Kreuzung der B 100, kaum 300 Meter entfernt. Dort haben sich in der zweiten Halbzeit fünf Polizei-Mannschaftswagen postiert, das angekündigte Großaufgebot bleibt im Hintergrund. "Hier passiert schon noch was", skandiert ein Jugendlicher kurz nach dem Abpfiff, als sich Fußballanhänger zunächst zögerlich dort einfinden, wo es am Sonntag zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei kam, die in gegenseitigen Anzeigen mündeten. Er hat, sagt der Junge provozierend, "Lust auf die Polizei". Doch keiner der bald 180 Fans blockiert - wie sonst üblich - die Kreuzung.

Bianca (19) ist aus Neugier da. Im Internet, sagt sie, hätten sich Hooligans aus Leipzig angekündigt. Sonst kommen Bianca und ihre Freunde nach dem Public Viewing an der Goitzsche auch zur Kreuzung. Warum ausgerechnet dort gefeiert wird? "Hier ist am meisten Platz, und sie ist gut erreichbar", sagt Daniel (20). Am Sonntag, findet Bianca, hätten beide Seiten Fehler gemacht - Feiernde und Polizei. Bei den Bitterfeldern herrscht aber auch Kopfschütteln. Sie habe Gänsehaut, sagt eine Frau empört, die mit ihrem Mann schon bei der WM 2006 und der EM 2008 zur "Stadt Wien"-Party ging. Nachts, wenn kaum Verkehr ist, findet er es okay, wenn die Kreuzung gesperrt wird. Im Berufsverkehr sieht er das anders. "Es ist richtig, wenn die Beamten eingreifen." "Und so schlimm wie in diesem Jahr", sagt seine Frau, "war es sonst nicht. Die Jugendlichen haben am Sonntag provoziert".

Das tun einige auch diesmal. Von einer fliegenden Flasche und polizeifeindlichen Sprüchen lassen sich die Beamten nicht aus der Ruhe bringen. Die Lage droht erst zu eskalieren, als es zwischen zwei Feiernden zu Handgreiflichkeiten kommt. Die Polizei greift ein - für einige "Fans" das Signal, auf das sie scheinbar warteten: Flaschen fliegen, weitere Polizisten gehen in der Nähe in Stellung. Insgesamt aber bleibt es ruhig. Ein Platzverweis, Personalien von Flaschenwerfern: Polizeisprecherin Doreen Wendland nennt den Nachmittag später "weitgehend störungsfrei".