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Bitterfeld Bitterfeld: Eine Stadt, ein Name, viele Geschichten

Von ANNE BÖTTGER 05.10.2011, 16:18

BITTERFELD/MZ. - Bitterfeld ist ein besseres Feld. Nein, Bitterfeld ist ein erbetenes Feld. Oder doch ein sumpfiges, unfruchtbares Feld? Die MZ hatte vor einigen Tagen gefragt, wie die Stadt Bitterfeld zu ihrem Namen gekommen ist. Wie einige Zuschriften zeigen, scheiden sich an dessen Ursprung aber die Geister.

So schreibt der Bitterfelder Klaus Seehafer etwa, dass "bitter" von "beeter" - dem niederländischen Wort für "besser" - hergeleitet sei. "Nichts ist hier bitter", schreibt er in seiner E-Mail. Laut einer Sage seien flämische Siedler in das Gebiet nördlich der Elbe gekommen und hätten in der Moränenlandschaft, die nach ihnen Fläming genannt wurde, ihre Dörfer angelegt. Doch die Böden dort seien nicht von guter Qualität gewesen, so dass die Ernten gering ausfielen. Die Flamen zogen weiter bis in das heutige Bitterfeld, wo sie besseren Boden fanden und nannten den Ort "Betterfeld".

"In keiner Urkunde ist diese Schreibweise aber nachweisbar", erklärt Heimatforscher Lothar Herbst, der deshalb die Herleitung ausschließt. Zumal die Region am Überschwemmungsgebiet von Mulde, Lober und Leine keine besseren Böden zu bieten gehabt hätte. Dass auf die meisten Zuschriften auf diesen Ursprung hinauslaufen werden, sagte auch Ernst Heitmann voraus. Er schrieb: "Mit Sicherheit kommt der Name aber nicht von 'beeter'."

Auch, dass die Deutung auf Siedler zurückgeht, die die Landesherren baten, ihnen Land zu schenken, hält Heimatfreund Lothar Herbst für unwahrscheinlich. "Bitterfeld ist ebenso nicht das erbetene Feld, wie Hungersdorf nicht das Dorf Hungernder ist, oder Stumsdorf das Dorf stummer Bürger", schreibt Herbst. Andere Auslegungen stützen sich auf saure Wiesen, die nur bitteres Heu erzeugen, auf die Namen Peter und Pit oder gar auf einen Ort in Nordfrankreich namens Pittefaux.

Am wahrscheinlichsten aber sei der Name Bitterfeld eine Ableitung von dem mittelhochdeutschen Wort "bitter", dass früher gleichzeitig "sumpfig" bedeutete, schreibt Lothar Herbst weiter. "Denn die Gründer waren niederfränkisch-sächsisch-thüringische Siedler, die aus dem Gebiet westlich der Saale und nördlich der Unstrut kamen." In deren Dialekt erschien "bitter" als "sumpfig", erklärt Lothar Herbst.

Laut Ernst Heitmann und Klaus Seehafer aber gründeten die Flamen die Stadt. Heitmann begründet, es mache außerdem keinen Sinn, wenn die flämischen Siedler ihr unfruchtbares Gebiet im Norden verließen, um sich an einem noch unfruchtbareren Ort wieder niederzulassen.

Trotz ungeklärter Herkunft schaffte es die Stadt dennoch, sich in der Kunst einen Namen zu machen: So verspürte der Protagonist in Franz Werfels Roman "Verdi" von 1924 nichts als Mitleid für einen armen Komponisten, der aus einem Ort mit einem so bitteren Namen stammte. Auch habe der Dichter Sabinius bereits 1535 auf die schwierige Bedeutung des Namens hingewiesen, schreibt Lothar Herbst.

Während sich Schriftsteller und Dichter einig über die unschmeichelhafte Herkunft des Namens Bitterfeld sind, bringt es auch Ernst Heitmann am Ende seines Briefes klar auf den Punkt: "Niemand weiß wirklich, woher der Name nun kommt."