Bitterfeld Bitterfeld: Bitterfelder fühlen sich von Füchsen bedroht
bitterfeld/MZ. - So langsam wird Kerstin Masslich Angst und Bange. Erst neulich schlich nachts wieder ein Fuchs über die Grundstücke an der Bitterfelder Parkstraße. Aber auch tagsüber werden die Anwohner heimgesucht. Vor ein paar Tagen wurde ihr Mann im Pool von einem Fuchs überrascht, der Wasser trank und sich nicht gleich vertreiben ließ. "Hier gibt es immer wieder Füchse, aber in diesem Jahr ist es schlimmer als sonst. Das macht mir richtig Angst, man fühlt sich bedroht." Auch die Nachbarn berichteten von Vorfällen, in denen die eigenen Haustiere angegriffen wurden. 2011 riss ein Fuchs Masslichs Katze. "Er hat ihr die Kehle durchgebissen. Ich hatte sie 16 Jahre lang und sehr an ihr gehangen."
Masslichs wohnen am Rand des Goitzsche-Waldes, einem Revier der Füchse. Auch mit anderen Tieren mache man immer wieder Bekanntschaft, Wildschweinen zum Beispiel oder Rehen. "Wir haben uns ja schon daran gewöhnt, dass unsere Pflanzen im Garten abgefressen werden oder Wildschweine durchtrampeln. Aber das mit dem Fuchs hat eine andere Dimension. Es geht nicht nur um unsere Haustiere. Es gibt hier auch Kinder und da weiß ich nicht, was passiert, wenn beide zusammentreffen. Füchse können ja auch Krankheiten übertragen." Sie hat sich bereits an Behörden wie das Ordnungsamt und den Landkreis sowie an den Jäger im Revier gewandt. "Aus meiner Sicht müssten hier Fallen um die Grundstücke Fallen aufgestellt und stärker kontrolliert werden."
Das sei nur im angrenzenden Revier selbst möglich, sagt Harald Eisenmann, der zuständige Jäger für den Bereich Muldeaue. "Hier soll der Bestand eingedämmt werden. Innerhalb von Wohnbebauungen darf gar nicht gejagt werden, dort ist jeder Eigentümer selbst für sein Grundstück verantwortlich." Er weiß, dass jedes Jahr Füchse in der Parkstraße und bei den Masslichs unterwegs sind. "Aber wir Jäger können da nichts tun. Die Hausbesitzer können sich eine Falle besorgen oder durch spezielle Duftstoffe abwehren." Warum Füchse immer wieder angestammte Reviere verlassen, dafür hat er eine Erklärung: "Durch den Tourismus und auch den Straßenbau wird der Lebensraum immer kleiner. Und wenn sie dann noch Futter finden, streunen sie in diesen Gegenden herum. Sie erinnern sich teilweise noch Jahre später, wo sie Nahrung gefunden haben."
Auch der Landkreis könne keine Maßnahmen ergreifen, so Sprecher Udo Pawelczyk. Es wird unter anderem empfohlen, Grundstücke durch dichte und eingegrabene Zäune zu schützen. "Außerdem dürfen Füchse nicht durch Abfälle auf Komposthaufen oder an Mülltonnen angelockt werden." Betroffene sollten sich Rat bei Experten suchen, beispielsweise beim Jäger.
Theoretisch könnten Grundstückseigentümer Tiere wie Füchse, Steimarder und Waschbären "töten, fangen und für sich behalten". So steht es im Jagdrecht. Allerdings, so Pawelczyk, nur in Ausnahmefällen. "Wann dies der Fall ist, ist nicht eindeutig formuliert." Aber letztlich gelte immer der Tierschutz. "Der verbietet, Wirbeltieren unnötige Schmerzen zuzufügen oder sie ohne vernünftigen Grund zu töten."
Insgesamt steige offenbar die Zahl der Füchse, sagt Pawelczyk. "Viele haben in den letzten Jahren neue Lebensräume wie besiedelte Gebiete erschlossen. Man trifft sie nicht mehr nur auf dem Land, sondern regelmäßig auch in den Zentren unserer Kommunen."