Bildhauer-Kunst Bildhauer-Kunst: Hera zieht um nach Sanssouci
Bülzig/MZ. - Zweieinhalb Jahre hat der Bildhauer gebraucht, um aus 4,5 Tonnen Carrara-Marmor eine anmutige Figur von 1,5 Tonnen Gewicht herauszuschälen. Es war eine intensive Beziehung, der Abschied fällt ihm, wie stets, nicht leicht.
1753 von Caspar Adam geschaffen - der Name des Bildhauer-Kollegen findet sich über dem Flades auch auf der Kopie wieder - war Hera nach 250 Jahren vom selben Schicksal bedroht wie jene Figur, die Schlosswärter eines Morgens nur noch als zerbröseltes Häuflein Gestein vorfanden. Flades Auftraggeber, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, hatte deshalb beschlossen, anstelle einer Restaurierung gleich eine Kopie anfertigen zu lassen. Auch wenn der Raum für Interpretationen beim Kopieren, wie Flade einräumt, "ziemlich eng" ist - es gibt ihn. Die Gesichtszüge seiner Hera scheinen ein bisschen weicher, die Figur insgesamt ein bisschen runder zu sein als das ergraute Original, das nach getaner Arbeit mit blauen und orangefarbenen Punkten übersät ist, "Übertragungspunkten", ohne die aus einem klobigen Quader keine Skulptur geworden wäre.
Wenig Raum, bedauert Flade, bleibe ihm bei all den Kopien - vor der Hera hieß sie Minerva und davor Wilhelmine - für eigene Arbeiten. Er zeichnet ein bisschen, intensive, farbige Bilder in Wachs, die Engel zeigen oder Jesus mit der Dornenkrone. Natürlich aber träumt er davon, eines Tages auch etwas in den Skulpturenpark stellen zu können. Dazu wird es freilich so schnell nicht kommen. Der Transporter, der Hera nach Hause bringt, hat neue Fracht an Bord: Auch die "Allegorie des Wassers", ebenfalls aus Sanssouci, bedarf zwingend einer Kopie. Ja, sagt Peter Flade, er habe "ein bisschen Bammel" vor diesem unübersichtlichen Etwas aus Leibern, Haaren, Wellen und Netzen. Veranschlagt sind fünf Jahre.