LieferBetrieb aus Sachsen-Anhalt Krieg, DDR und Wende - Firma Ludwig wird 90 - Warum sie heute auf Tanktransporte setzt
Angefangen hat damals alles mit einer kleinen Markthalle - heute wird das Sandersdorfer Familienunternehmen schon in vierter Generation fortgeführt.

Sandersdorf/MZ - Es fängt an in der Sandersdorfer Teichstraße. Da gründet Robert Ludwig das Geschäft „Zur kleinen Markthalle“ – verkauft mit seiner Frau Obst und Gemüse und andere Lebensmittel, auch Schlachtgut von der dahinter befindlichen Fleischerei.
1932 ist das – und nunmehr schon 90 Jahre her. Was daraus werden wird, ist damals noch nicht absehbar. Doch das Unternehmen gibt es bis heute – „Ludwig“ hat einen Namen.
Es dauert nicht lange, bis sich Robert Ludwig dem Kohlehandel widmet und ab Kriegsende 1945 um die Hausbrandversorgung kümmert. Zuerst mit Pferdegespann. Das wird auch das Leben seines Sohnes Gerhardt prägen. Er nämlich – 1932 als eines von fünf Kindern geboren – lernt schon als Kind, was es heißt, anzupacken. Schließlich übernimmt er die Firma und setzt damit den Grundstein für die Zukunft.
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Familienunternehmen in Sandersdorf in vierte Generation
Seine Frau Anneliese erinnert sich noch sehr genau daran, wie es angefangen hat damals. Die heute 87-Jährige ist stolz darauf, was aus dem Familienunternehmen geworden ist. Denn ihr Sohn Uwe hat sich im Mai 1990 ebenfalls selbstständig gemacht – da gab es den Betrieb des Vaters am Sandersdorfer Pfingstanger aber noch. Zwölf Jahre später übernimmt er ihn und führt die Familientradition fort. Und seit mittlerweile acht Jahren gehört auch sein Sohn Max Lier zur Geschäftsführung, womit die vierte Generation hier Einzug gehalten hat.
So klingt der kurze Abriss einer Geschichte, die jedoch weitaus mehr beinhaltet. Denn das Firmenprofil hat sich stetig verändert – verändern müssen aufgrund der jeweiligen Situation. Gerhardt Ludwig, der 2018 gestorben ist, hat über Jahrzehnte den Kohlehandel in der Region mitbestimmt. Zu DDR-Zeiten wurde das Ganze auf Kommission verlagert – sprich: Ludwig hat zwar weiterhin ausgeliefert, war aber nicht mehr „Ansprechpartner“ für die Kunden – das hat der „staatliche Kohlehandel“ übernommen.
Aber wenn Not am Mann war, sagt Uwe Ludwig, „dann sind wir immer eingesprungen. Vor allem bei Wintereinbruch oder an Wochenenden.“ Denn: Der private Betrieb eines Fuhrunternehmens hatte in der DDR nicht wirklich eine Lobby. „Wir waren nicht erwünscht, aber geduldet“, blickt Ludwig zurück.

Mit der Wende 1989/90 kommt auch auf das Sandersdorfer Unternehmen eine weitere Herausforderung zu. Der Aufbau Ost geht los, Kies und andere Baumaterialien für den Straßenbau werden gebraucht. Ludwig passt sich an. Kipper-Fahrzeuge werden angeschafft, die Lieferung boomt. Dennoch kommen parallel dazu Tank- und Ölfahrzeuge zum Einsatz – und das ist bis heute das Haupteinsatzgebiet des Unternehmens. Jetzt ist Ludwig vor allem in der Flüssigschiene unterwegs – beliefert mit Heizöl und Diesel sowie Schmierstoffen für Gewerbe und privat.
Doch die gegenwärtigen Probleme machen auch vor diesem Unternehmen nicht Halt. „Obwohl wir eine geringe Fluktuation haben“, sagt Max Lier, „müssen wir unsere Arbeitskräfte auch für die Zukunft sichern, vor allem junge Leute dafür begeistern.“ Eine angenehme Arbeitsatmosphäre und gute Bedingungen nennt er als Beweggründe, die dafür sprechen sollten.

40 Leute im Sandersdorfer Unternehmen
Gegenwärtig sind über 40 Leute im Unternehmen beschäftigt, 35 Fahrzeuge im Einsatz. Die Bilanz ist gut, doch was im nächsten Jahr auf das Unternehmen zukommt, weiß niemand – wie überall: Die Herausforderungen sind weiterhin groß. Was aber am ehrenamtlichen Engagement nichts verändert: So spendet die Firma schon seit Jahren Heizöl für das Bitterfelder Tierheim und unterstützt die Einrichtung damit enorm. Und Uwe Ludwig bringt sich zudem sehr fundiert im Sandersdorf-Brehnaer Stadtrat ein.