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Beleidigung in Bitterfeld Beleidigung in Bitterfeld: Rechter muss 780 Euro Strafe zahlen

Von Stefan Schröter 22.04.2016, 18:32
Das Hallenser Mitglied der „Brigade Halle“ beleidigt in Bitterfeld Sebastian Striegel (links). Dafür kassierte der 35-Jährige eine Geldstrafe.
Das Hallenser Mitglied der „Brigade Halle“ beleidigt in Bitterfeld Sebastian Striegel (links). Dafür kassierte der 35-Jährige eine Geldstrafe. Ausschnitt: ZDF

Bitterfeld - Bitterfeld geriet wegen rechter Gewalt im Frühjahr 2015 in die Schlagzeilen. Dabei ging auch eine Bildsequenz durch die Medien, auf der der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel bei einer Demo aggressiv angegangen wird. Striegel zeigte den Vertreter der rechtsextremen Vereinigung „Brigade Halle“ an. Mit Erfolg: Für eine Wortwahl unter der Gürtellinie ist der 35-Jährige jetzt zu einer Geldstrafe von 780 Euro verurteilt worden. Die Richterin des Bitterfeld-Wolfener Amtsgerichts sieht es als erwiesen an, dass der vorbestrafte Hallenser den Grünen beleidigte: „Diese Äußerungen müssen nicht hingenommen werden“, erklärte Annette Barth am Freitag. Striegel selbst blieb dem Gericht fern.

"Die nerven einfach"

Der Verurteilte gestand dort die Tat. Er rechtfertigte sein Verhalten damit, dass Striegel in Bitterfeld schon „von Weitem provoziert“ habe. „Die nerven einfach, weil die bei Facebook alles hochladen von uns. Bilder, Adressen“, sagte der Hallenser über die Gegendemonstranten.

Der 35-Jährige war laut eigenen Angaben am 10. Mai 2015 mit einer Gruppe von 15 bis 20 Leuten zu besagter Bitterfelder Demo gefahren. Dort traf er unter anderem auf Striegel und auf Mario Bialek. Bialek ist Szenebeobachter und Fotograf. Von ihm stammt das im Bild gezeigte Video-Material. Auch er wird an diesem 10. Mai von dem Hallenser angegangen, bevor die Polizei eingreift. Bialek war am Freitag als Zeuge geladen. Allerdings blieb seine Sichtweise unberücksichtigt. Die Richterin Barth entließ ihn ohne Fragen aus dem Zeugenstand, da sich der angeklagte Hallenser zuvor bereits geständig gezeigt hatte. Dennoch hätte Bialek dem Gericht gerne seine Eindrücke zu dem 35-Jährigen geschildert. Daher war er unzufrieden mit der Entscheidung, nichts sagen zu können, berichtete er der MZ.

Mehrjährige Freiheitsstrafen

Außerdem bedauert Bialek, dass seine eigene Anzeige zum 10. Mai offensichtlich nicht vor Gericht gebracht wird. Als Bialek Striegel und den Hallenser damals filmte, schlug letzterer ihm die Kamera aus der Hand. Außerdem habe Bialek dadurch einen Schlag gegen den Arm abbekommen. Die Ermittlungen seien in der Sache aber eingestellt worden.

Sollte derweil das Urteil wegen Beleidigung in einer Woche rechtskräftig werden, hat die Justiz einen weiteren Fall rund um die aggressiven und teils gewalttätigen Bitterfelder Geschehnisse von 2015 abgeschlossen.

Anfang Januar erhielten bereits zwei rechte Bitterfelder Schläger mehrjährige Freiheitsstrafen. Zwei weitere Männer bekamen Bewährungsstrafen. Die Täter waren Ende März/Anfang April 2015 in Wohnungen eingedrungen und hatten Linke verprügelt. In einem Fall stachen sie einem Greppiner einen Schraubenzieher in den Oberschenkel.

Auch nach dem im April 2015 verübten Brandanschlag auf das Alternative Kulturwerk (AKW) in Bitterfeld hat das Landgericht Dessau-Roßlau unlängst Freiheitsstrafen gegen ein Neonazi-Quartett verhängt. Drei müssen wegen versuchten Mordes für je drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis, sofern das Urteil vom Wochenbeginn rechtskräftig wird. Zudem wurde in diesem Kontext ein vierter Angeklagter zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten verurteilt. (mz)