Bei den Lichtern des Nordens Bei den Lichtern des Nordens: Falko Heidecke aus Bitterfeld feiert Silvester in den Lofoten

Bitterfeld - Wer sich diese Fotos ansieht, holt sich die Ruhe ins Gemüt. Schroffe Felsen ragen aus einer tief verschneiten Landschaft. Ein langer, träger, eisblauer Gletscher. Und über allem ein Licht, das all das in ein Märchen zu versetzen scheint. Mal schimmert der Schnee in Orange, dann wieder in Lila, bis sich die Dämmerung über Felsen, Gletscher, Schnee legt und nur noch irgendwo ein Lichtpunkt zu sehen ist. Das ist Winter in Skandinavien.
Der Lichtpunkt gehört zum Wohnwagen, mit dem Falko Heidecke und Familie hier unterwegs sind. Der einstige Projektleiter der Stiftung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte Bitterfeld im vergangenen Jahr verlassen, als Familienzuwachs sich ankündigte.
Was er heute macht, das ist eine interessante Geschichte und gar nicht so schnell erzählt: In seiner Heimatstadt Magdeburg hat der Diplomingenieur eine Firma gegründet, ein Büro für Naturschutz und Landschaftsplanung, das vor allem Gutachten für Bauvorhaben anfertigt. Im nahe gelegenen Oschersleben, wo der Familienmittelpunkt liegen soll, baut sich die Familie ein altes Haus aus. „Das ist das, was wir wollten: Natur. Beim Nachbarn brütet der Storch auf dem Dach.“
„Winter, wie man ihn in Deutschland kaum noch kennt“
Jetzt aber nutzen er, seine Frau Katja und Tochter Kea zusammen mit Hund Joki die Elternzeit, um vier Monate die Arktis um den Polarkreis zu erleben. Die Ruhe. Die Natur. Die Landschaft von den Lofoten über das Festland Norwegens, Finnland, Schweden. Und alles im glitzernden Schnee. „Winter, wie man ihn in Deutschland kaum noch kennt. Und es ist fast menschenleer“, sagt er, „deswegen sind wir hier, sonst wären wir in den Alpen.“
Und immer ist die Kamera dabei. Denn es soll bei dieser Tour durch Eis und Schnee und vorbei an Gletschern und nordischen Tieren ein Reiseführer entstehen. Keiner freilich für Leute, die’s bequem haben wollen und dafür viel Geld ausgeben, die ein Hotel brauchen und die die Party suchen. Vielmehr wird es ein Reiseführer für jene wie Heidecke selbst: Leute, die gern auf eigene Faust unterwegs sind, die die Natur lieben und einen Urlaub im Norden mögen. Und vielleicht auch ein kleines Kind dabei haben.
Wer weiß schon, wo man garantiert den Steinadler beobachten kann?
Ihnen gibt er Tipps zu Highlights. Solche, für die man schon einen Hinweis vom Insider braucht, um zu wissen, dass und wo es die Hotspots überhaupt gibt. Wer weiß schon, wo man garantiert den Steinadler beobachten kann? Wo man Vielfraß, Elch, Rentier begegnet? Wo vielleicht Elfen erscheinen und Trolle, die es ja dort geben soll. Wie auch den wahren Weihnachtsmann, der, so wispern die Leute, hoch im Norden wohnt. Den restlichen Schnickschnack, meint Heidecke, den könne jeder googeln.
„Das Licht ist hier der Hammer“, sagt er und beschreibt Polarlichter, die in grünen Schwaden über den Nachthimmel wabern und den klarsten Sternenhimmel aller Zeiten. Die Eisschollen im Meer und zugefrorenen Flüsse. Und die Stimmung der Monate, wenn die Sonne nicht mehr den Weg über den Horizont findet.
Den Jahreswechsel feiert die Familie mit Freunden aus der Heimat in den Lofoten
Der Familien-Tag am Polarkreis teilt sich selbst ein - das Kind gibt den Takt vor und die Natur. Ab und zu geht’s zum Einkaufen in den nächsten Ort. Das braucht Zeit. Während die Lebensmittel in Schweden dem hiesigen Angebot glichen und viel Bio in den Regalen liegt, seien die Norweger anders drauf, sagt Heidecke. Wer hätte gedacht, dass es gerade hier so wenig Bio-Lebensmittel gibt? Und man den Fisch am besten selbst angelt, damit er garantiert ohne Zusätze auf dem Tisch landet?
Den Jahreswechsel feiert die Familie mit Freunden aus der Heimat in den Lofoten. „Das muss man gesehen haben. Das ist ein Highlight.“ (mz)
