Bayer in Bitterfeld will wachsen Bayer in Bitterfeld will wachsen: Ein Logo für das Land

Greppin - Über 700 Millionen Euro hat Bayer seit dem ersten Spatenstich im Jahr 1991 in Bitterfeld investiert. Und die Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben. Das hat gestern Bayer-Bitterfeld-Geschäftsführer Christian Schleicher während einer Veranstaltung erklärt, die an die Aufnahme der pharmazeutischen Produktion vor genau 20 Jahren erinnerte.
20 bis 30 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren hier im Tablettenbetrieb, dessen Exklusivmarke nach wie vor Aspirin ist, investiert werden - für neue Produkte und „eine ganze Menge Arbeitsplätze“. Inzwischen ist bereits die 100-milliardste Tablette hergestellt worden, im April lief sie vom Band. Gestern hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sie in Bitterfeld als Geschenk bekommen. „Diese Menge, das ist ein Meilenstein in der Geschichte des Standortes“, sagt Geschäftsführer Schleicher.
Kunden in mehr als 50 Ländern der Welt beziehen hiesige Pharmaprodukte - von Aspirin über Talcid und Alka Seltzer bis hin zu Aleve. Drei weitere nicht verschreibungspflichtige Medikamente - darunter eine komplett neue Marke - sind jetzt entwickelt worden und gehen ebenfalls in Bitterfeld in Betrieb.
Vor 20 Jahren lief die erste Tablette - eine Aspirin übrigens - in Bitterfeld vom Band, im Jahr 2000 die zehnmilliardste, 2005 die 25-milliardste, 2009 die 50-milliardste und 2015 nun folgte die 100-milliardste Tablette. 100 Milliarden Tabletten auf eine Kette gefädelt, ergibt eine Strecke 35 mal um die Erde.
Inzwischen kommen aus dem Werk in Bitterfeld auch andere Marken als Aspirin: Rennie, Alka-Seltzer, Talcid, Aleve und demnächst Claritin.
Für die Verpackung der Aspirin Turbo Tablette gab es 2014 den Deutschen Verpackungspreis. Die neu designte Faltschachtel mit einer eigenen Kammer für den Beipackzettel sowie eine im Pharmamarkt neuartige Tablettenverpackung hat die Juroren begeistert. Die wie Kleeblätter geformten Pouches enthalten je vier Tabletten. Letztlich sieht das aus wie ein Glückskleeblatt.
Insgesamt sind über 40 verschiedene Formulierungen beziehungsweise Darreichungsformen der hier produzierten Tabletten im Angebot. Allein zur umfangreichen Aspirin-Familie gehören beispielsweise bis jetzt acht. „Wir haben im Laufe der Jahre das Sortiment weiterentwickelt, mehr produziert und letztlich auch immer neue Arbeitsplätze geschaffen“, erklärt Christian Schleicher. Und das soll so weitergehen. Derzeit hat das Unternehmen am hiesigen Standort 450 Mitarbeiter.
Für Haseloff ein Grund, an die Zeit unmittelbar nach der Wende zu erinnern: „Bayer war der erste Konzern, der hier Flagge gezeigt hat. Damit war weltweit klar, der Standort hat Zukunft.“ Heute sind im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen über 300 Unternehmen angesiedelt, in denen mehr als 11.000 Leute in Lohn und Brot stehen.
Die Bayer-Erfolgsgeschichte in Bitterfeld begann mit Aspirin. Heute ist der Standort der einzige des Konzerns, von dem aus die Mutter aller Antischmerzmittel in die Welt geht. „Ein Logo für Sachsen-Anhalt“, stellt Haseloff da freudig fest.
Und wen sollte es wundern, dass auch die 100-milliardste Tablette der Klassiker ist: Eine Turbo-Aspirin aus dem Kleeblatt - eines der neuesten Bayer-Produkte.
Hochmoderne Anlage
Die hochmoderne Anlage läuft seit dem vergangenen Jahr, demnächst geht eine zweite in Betrieb. Falko Rösler gehört zum Team, das die erste Linie eingefahren hat. Der Industriemechaniker ist heute zuständig dafür, sie zu bedienen, zu warten, umzurüsten und - wenn nötig - zu reparieren. „Ich bin glücklich, eine super Technik“, meint der junge Mann aus Jeßnitz. Da ist sein Kollege Mathias Podeschik, Elektroniker für Automatisierungstechnik, doch glatt der selben Ansicht. Faszinierend: 600.000 bis 700.000 Turbo-Tabletten spuckt die Anlage täglich kleeblattmäßig verpackt aus.
Sogar Bayer-Bitterfeld-Chef Schleicher ist dieser Technik erlegen. Das gibt er unumwunden und lachend zu. Er steht vor der Glaswand, hinter der Hightech zeigt, was alles möglich ist, und kann hier staunen wie ein Kind über ein schönes Spielzeug. „Wenn die läuft“, sagt er und zeigt auf die unglaublich schnellen Roboter-Arme mit den Saugfingern, die die „Kleeblätter“ zum Verpacken packen, „das ist ’ne Wonne. Der Anspruch an die Leute, die sie bedienen, ist hoch.“
Und womit wird die Bayer-Erfolgsstory fortgesetzt? Mit Aspirin natürlich. Im September kommt das neue Präparat Aspirin C plus Forte in die Apotheken. „Es ist viel, viel Arbeit, die da drin steckt“, stellt Uwe Gessner, wissenschaftlicher Bereichsleiter für Analgetika der Bayer Vital GmbH, fest und erklärt, dass eine dieser Tabletten die Wirksamkeit von zweien erreicht. Auch das - ein Erfolg.

