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Bahnhof in Zörbig Bahnhof in Zörbig: Neuer Besitzer will nicht mehr

Von stefan schröter 25.06.2013, 17:30
Mit provisorischen Zäunen begrenzt der Schreiner sein neues Grundstück.
Mit provisorischen Zäunen begrenzt der Schreiner sein neues Grundstück. mz Lizenz

zörbig/MZ - Die Ambitionen waren groß. Doch inzwischen sind sie verflogen. Die Arbeiten am Zörbiger Bahnhof ruhen. „Ich komme vielleicht nächste Woche noch einmal wieder, um ein paar Glasscherben zusammenzufegen“, sagt Viktor Flora am Telefon. Viel ist das nicht. Der Ludwigshafener will sich aber noch um das Dach kümmern, das immer noch undicht ist. Das würde das Gebäude für einen weiteren Verkauf interessanter machen.

Im März hatte Flora den Zörbiger Bahnhof von der Bahn gekauft und sofort mit ersten Aufräumarbeiten begonnen. Heute spricht er nur noch von möglichen Interessenten, die das Gebäude in Zörbig von ihm kaufen wollen. Welche, das ist unklar. Der marode Zustand des Gebäudes hatte dem Schreiner von Anfang an Sorgen bereitet. „Es war schon ein kleiner Schock, als ich das erste Mal drin war. Das Gebäude ist doch erheblich beschädigt.“ Gesehen hat er den Bahnhof erstmals nach dem Kauf.

Und schon der Anfang im neuen Heim gestaltete sich kompliziert, denn eine Schlüsselübergabe gab es nicht. „Ich hätte die Schlüssel für zwei Vorhängeschlösser in Dresden abholen können. Aber das war mir zu blöd, also habe ich die Schlösser geknackt“, erzählt Flora. Zuerst setzte er mit der Eisensäge an, dann nahm er die Zange, um seine neue Immobilie betreten zu können.

Großes Aufräumen

Es folgte das große Aufräumen. Seine ganze Familie reiste an. An den Grundstücksgrenzen stellte er provisorische Zäune auf, damit die Zörbiger nicht mehr das Gelände passieren, so wie sie es aus den letzten Jahrzehnten gewohnt waren.

Viktor Flora wollte mit seinem Sohn und dessen Familie nach Zörbig ziehen. Er sprach von neuen Wohnungen für Montage-Arbeiter, einem Biergarten vor dem Gebäude und vielleicht auch einem Restaurant, sofern sich ein Betreiber finden würde. Aber jetzt ist alles anders. „Für mich ist es nicht lebensnotwendig, das Objekt zu behalten“, sagt Flora heute.

Er fürchtet einen hohen finanziellen Aufwand bei der Sanierung. „Natürlich bin ich Handwerker und kann das hinkriegen, aber wenn sich jemand findet, dann verkaufe ich auch wieder“, so der Schreiner.

Wie die Stadt Zörbig zum Bahnhof steht, erfahren Sie auf der zweiten Seite.

Die Stadt Zörbig würde dem neuen Besitzer gerne zur Seite stehen, denn in der Verwaltung wäre die Freude groß, wenn das historische Bahnhofsgebäude nicht weiter verfallen müsste. Finanziell biete sich zwar kein Spielraum, „aber wir versuchen, ihm zu helfen, wenn er Fragen hat“, kündigte Bürgermeister Rolf Sonnenberger (Bürger für Zörbig/Wählerliste Sport) an.

Alte Bausubstanzen bereiten Freude

Kommt ein Weiterverkauf der Immobilie nicht zustande, dann will Flora nach eigenem Bekunden aber wieder alle Hebel in Zörbig in Bewegung setzen und weiter sanieren. Schließlich hat er schon viel Geld in den Bahnhof investiert. Nach etwas Neuem habe er sich jedenfalls noch nicht umgeschaut. „Solche alte Bausubstanzen machen mir Freude“, erzählt Flora. „Und wenn ich sie wieder aufbaue, dann noch mehr.“

Der Anfang ist ja bereits getan. Der Elektriker war da. Wasser kommt auch wieder aus einigen Hähnen. Und die alten Kachelöfen funktionieren noch und spenden an kühleren Tagen Wärme, an denen Flora in dem Gebäude arbeitet oder schläft. „Es ist schön ruhig“, wie er sagt. Doch ob er das noch einmal genießt, steht in den Sternen.