Bäckerei Burchert Bäckerei Burchert in Jeßnitz : Reißleine gezogen - Neue Inhaber übernimmt alle sechs Filialen

Jessnitz/Bitterfeld - Der Name bleibt, die Mitarbeiter bleiben, sechs Filialen - darunter das bekannten Café „Goldstein“ in Bitterfeld - bleiben. Nur der Chef geht von Bord. Endgültig zum 1. Mai, eigentlich aber schon jetzt. „Ich bin ein armer, aber freier Mann“, sagt Michael Burchert.
Selbstständiger Bäckermeister hat das Insolvenzverfahren selbst beantragt
Der Satz steht für das Ende seiner Karriere als selbstständiger Bäckermeister. Im Januar musste Burchert die Reißleine ziehen. Er beantragte die Eröffnung des Insolvenzverfahrens für sein Unternehmen mit Hauptsitz in Jeßnitz und Produktionsstandorten in der Muldestadt sowie Bitterfeld. „Ich habe den Schritt selbst vollzogen. Und ich konnte bis zuletzt alle Löhne pünktlich zahlen.“ Das ist Burchert wichtig.
Erleichtert ist er auch darüber, dass sich Kevin Slawik in einem von Burchert selbst gesteuerten und vom renommierten Insolvenzverwalter Lucas Flöther aus Halle betreuten Investorenprozess durchgesetzt hat. Slawik war bisher Burcherts rechte Hand und ist seit 1. April Chef in dem Haus, in dem er seit langer Zeit arbeitet.
Kevin Slawik übernimmt die Bäckereien und steht vor großen Aufgaben
„Er hat die Luft, die ich nicht mehr habe“, sagt Michael Burchert über den Mann, der sein Werk fortführt, aber auch vor großen Aufgaben steht. Investitionsstau, dringende notwendige Suche nach Synergien zwischen den Produktionsstätten in Jeßnitz und Bitterfeld, Ideen für mehr Umsatz. Die Liste ist lang. „Ich freue mich auf alles“, sagt Slawik, der jetzt auch noch die Schulbank drücken muss. Die Meisterschule muss beendet werden.
Aber wie konnte es so weit kommen im Hause Burchert? Immerhin war Michael Burchert ein umtriebiger Mann und hatte den eigenen Meisterabschluss als Jahresbester gemacht. Er sprühte vor Ideen und übernahm 2015 die Konditorei samt Café „Goldstein“. Zu viel?
Bäckermeister verzweifelt an der ausufernden Bürokratie
Burchert sagt nicht Ja oder Nein. Aber von gesundheitlichen Problemen in der Übernahmezeit spricht er. Und von der Tatsache, immer mehr ausgebrannt gewesen zu sein. Ein Getriebener, der vor Verantwortung nicht scheute, aber eben auch an der immer mehr ausufernden Bürokratie verzweifelte. „Ich liebe das Bäckerhandwerk. Das ist mein Leben. Alles andere wurde zu viel. Ich bin froh, hier mit Plusminus Null rausgekommen zu sein.“
Kevin Slawik hört die Worte. Er blickt jedoch nach vorn. Positiv: Kein einziger Mitarbeiter hat in der Insolvenzphase das Unternehmen verlassen. „Das spricht doch für das Klima im Betrieb.“ An einem Strang will er mit seinen Leuten ziehen. In die Rolle als Chef muss er reinwachsen. Erste Ideen liefert er schon.
Bekanntes Café "Goldstein" soll sich stärker öffnen
Etwas mehr Bio soll Einzug halten in der Bäckerei. Und auch das Café „Goldstein“ soll sich öffnen. „Das bekannte und beliebte Angebot wird bleiben. Aber die Räume bieten sich auch für andere Sachen an. Warum nicht mal ein Cocktailabend?“, fragt Slawik.
(mz)
