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Vollsperrung der B 184 Verkehrschaos in Roitzsch: Petition nach Unfall zeigt dringenden Handlungsbedarf

Seit der Vollsperrung der B 184 ist die Verkehrssituation im Ort spürbar angespannt, bei einem Unfall wurde ein Kind verletzt. Nun hat eine Bürgerin eine Petition gestartet. Wie geht es weiter?

Von Robert Martin Aktualisiert: 22.08.2024, 12:34
Mario Willer, Nadja Thätner und Thomas Rausch (v.l.) sind mit der Verkehrssituation in Roitzsch seit der Sperrung der B184 mehr als unzufrieden. Sie fordern nun Lösungen.
Mario Willer, Nadja Thätner und Thomas Rausch (v.l.) sind mit der Verkehrssituation in Roitzsch seit der Sperrung der B184 mehr als unzufrieden. Sie fordern nun Lösungen. (Foto: Robert Martin)

Roitzsch/MZ. - Dienstagnachmittag in der Ortsmitte von Roitzsch. Viele Autos fahren auf der Hauptstraße entlang, in beide Richtungen. Der Verkehr ist mehr geworden, seitdem die Bundesstraße 184 zwischen Delitzsch und Bitterfeld wegen Bauarbeiten gesperrt ist. So viel mehr, dass es vielen Roitzschern inzwischen reicht.

„Ich möchte, dass sich was ändert“, sagt etwa Maik Teichmann. Er wohnt an besagter Hauptstraße und berichtet, dass er kaum noch schlafen könne. „Um 4 Uhr geht es los, morgens bis abends. Wir schlafen zur Straßenseite raus, man kann keine Fenster mehr offen haben.“ Da er tagsüber auch im Homeoffice arbeite, könne er sich kaum noch konzentrieren. „Man ist einfach nur gereizt.“ Natürlich ist das eine gefühlte Größe, aber wie viel mehr ist der Verkehr geworden? „Im Vergleich zu vorher 80 Prozent mehr“, sagt er.

Er ist nicht der Einzige, dem es reicht. Bereits zur ersten Sitzung des neu gewählten Ortschaftsrats am 12. August war das Thema zentral, mehrere Roitzscher sprachen die in ihren Augen angespannte Situation an. Nadja Thätner, die daran teilnahm, erzählt: „Da wurden viele Stimmen laut zum Thema Verkehrssicherheit. An den Ortsbürgermeister und die Bürgermeisterin wurde das herangetragen.“ Dabei sei ihr etwas klar geworden: „Was für mich neu war, ist, dass das eine Kreisstraße ist.“

Verantwortlichkeiten klären: Kreis muss Lösungen bieten

Für die K 2058 zuständig ist der Landkreis Anhalt-Bitterfeld. An den richtet sich auch die Petition „Sicherheit für Kinder auf den Straßen in Roitzsch“, die Nadja Thätner am vergangenen Donnerstag veröffentlicht und die am gestrigen Mittwoch ihr Ziel von 500 Unterschriften erreicht hat. „Durch die inoffizielle Verkehrsumleitung durch Roitzsch ist eine untragbare Gefahrensituation für alle Fußgänger und vor allem Kinder entstanden“, schreibt Thätner.

Sie fordert, „im Idealfall eine Ampel, aber wenigstens einen Zebrastreifen und ein 30er Verkehrsschild oder eine digitale visuelle Darstellung der Geschwindigkeit an der Hauptstraße“ einzurichten, konkret an der Kreuzung Ernst-Thälmann und Friedrich-Ebert-Straße, an der die Sekundarschule liegt.

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Die langen Busse von Vetter müssen sich durch die engen Straßen in Roitzsch schlängeln.
Die langen Busse von Vetter müssen sich durch die engen Straßen in Roitzsch schlängeln.
(Foto: Robert Martin)

Dass dann am selben Nachmittag, an dem Thätner ihre Petition veröffentlichte, ein sechsjähriges Mädchen auf der Hauptstraße von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt wurde, war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Das war dann die traurige Bestätigung, dass es echt notwendig ist, dass was gemacht werden muss“, sagt Thätner.

Unterstützt wird sie dabei von Roitzsch’ Ortsbürgermeister und Stadtrat Mario Willer (UB) und dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative „Pro Roitzsch“, Thomas Rausch. „Ich stehe dazu quasi in täglichem Kontakt mit der Stadtverwaltung und schicke denen alle Beschwerden von Bürgern, die ich bekomme“, fasst Willer seine Rolle zusammen. Gefragt sei nun der Kreis, der Lösungen bieten müsse.

Die Grafik zeigt die Vollsperrung und die Umleitung der B184 bei RoitzschNadja Thätner hat eine Online-Petition gestartet, die Lösungen fordert.
Die Grafik zeigt die Vollsperrung und die Umleitung der B184 bei Roitzsch
Nadja Thätner hat eine Online-Petition gestartet, die Lösungen fordert.
(Grafik: MRW/Büttner)

„Es gibt viele Varianten, das einzugrenzen“, erklärt Rausch und nennt die in seinen Augen drastischste Lösung: die Kreisstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren. Weniger dramatisch sei, „dass hier an zentralen Punkten ein Parkverbot eingerichtet wird.“

Busverkehr ist betroffen

Denn durch die Sperrung der B 184 fahren nicht nur mehr Pkw und Lkw durch den Ort – auch der Busverkehr ist mehr geworden, wie man nachmittags nach Schulschluss erleben kann: Gleich drei 18 Meter lange Busse der Vetter Verkehrsbetriebe fahren hintereinander Richtung Süden. Denn auch Petersroda muss erreicht werden. Und da dorthin sowohl die Busse aus Brehna als auch aus Bitterfeld durch Roitzsch fahren müssen – und zurück –, wird es vor allem vor und nach der Schule eng.

So eng, dass Vetter Probleme hat, Schulkinder rechtzeitig abzuliefern, wie Andreas Fischer, beim Unternehmen zuständig für die Planung der Buslinien, der MZ erklärt. „In der ersten Schulwoche informierte uns der Landkreis, dass unsere Busse Verspätung haben. Deswegen habe ich mich an die Kreisverwaltung gewandt, um Lösungen zu finden.“ In dem Schreiben bittet Fischer darum, „für das Jahr der Sperrung der B 184 beidseitig absolutes Halteverbot in diesem Bereich einzurichten“. Eine Antwort darauf habe Vetter bisher noch nicht erhalten.

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Es gibt bereits eine Petition für die Sicherheit der Kinder auf den Straßen in Rotzsch.
Es gibt bereits eine Petition für die Sicherheit der Kinder auf den Straßen in Rotzsch.
Foto: Robert Martin

Und nun? Auf MZ-Anfrage antwortet die Pressestelle des Kreises: „Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld prüft derzeit in enger Abstimmung mit allen beteiligten Akteuren verschiedene Maßnahmen mit dem Ziel einer zeitnahen Klärung und Umsetzung.“ Mitarbeiter der unteren Straßenverkehrsbehörde seien dabei, „sich regelmäßig einen Überblick über die Verkehrssituation“ zu verschaffen. „Eine Abstimmung zu möglichen Maßnahmen soll durch die Entscheidungsträger in Kürze vor Ort erfolgen.“ Bleibt abzuwarten, welche der vorgeschlagenen Lösungen schlussendlich gewählt wird.