Autohof an der A9 Autohof an der A9: In Erwartung der Giga-Liner

Thalheim/MZ - Abtouren bei Kilometer 93,5 an der Autobahn 9 und ausspannen: Im November diesen Jahres soll genau dort, auf einem Grundstück hinter Solar Valley und ein Stückchen abseits der Schnelltrasse, ein Autohof eröffnen. Die vorbereitenden Arbeiten laufen auf Hochtouren. Offizieller Baubeginn wird im April sein. Tiefbauunternehmer Ulrich Möllmann aus Bielefeld investiert hier rund fünf Millionen Euro.
Nicht nur ums Abtouren geht es hier, sondern vor allem um neue Standplätze für Trucker. Die Rastplätze und Autohöfe an der A 9 sind rar für die großen Lastzüge. Und da macht es auch nichts, wenn nur wenige Kilometer weiter der Rasthof Köckern angefahren werden kann. „Die Standplätze sind generell überlastet. Die Fahrzeuge stehen ja schon an den Einfahrten“, sagt Klaus Apitz. „Das ist nicht im Sinne des Erfinders.“ Er muss es wissen, schließlich ist er als „gelber Engel“ Tag und Nacht in der Region und vor allem auf der A 9 unterwegs.
Diese Trasse, die Deutschlands Norden mit dem Süden verbindet, gehört zu den viel befahrenen. Über die A 9 donnern innerhalb von 24 Stunden rund 11 000 Laster. Das haben Verkehrszählungen ergeben. Das Aufgebot an Lkw steigt. „Und das wird noch schlimmer, bald kommen die Giga-Liner“, meint Apitz. „Für die Fahrer gelten gesetzlich festgeschriebene Ruhezeiten, die müssen sie einhalten.“
Tausende Parkplätze fehlen
Wissend, dass 14 000 Stellplätze an deutschen Autobahnen fehlen, hat die Bundesregierung im Jahr 2008 ein Programm aufgelegt, um das Trucker-Stellplatz-Problem in den Griff zu kriegen. 12 000 Plätze sind bis heute neu entstanden, sagt Wolfgang Kugele, Verkehrsexperte beim ADAC. Das reiche nicht, die Nachfrage wachse stark. „Und das Problem ist, dass dort, wo ohnehin schon eine hohe Verkehrs- und Siedlungsdichte herrschen, es schwierig ist, neue Standorte zu erschließen und neue Plätze zu schaffen.“
Entstehen werden jetzt parallel zur A 9 an der Bundesstraße 183 zunächst 50 Lkw- sowie 68 Pkw-Stellplätze, eine Tankstelle, ein Shop sowie ein Bistro und ein Restaurant. „Alles, was man zum Rasten braucht“, sagt Architekt Horst Rössner, der den Bau leitet. Auch an Autofahrer ist gedacht, die auf langer Strecke eine Übernachtung einlegen müssen: 17 Doppelzimmer werden ebenfalls entstehen.
Gute Erfahrungen an der A2
In einer zweiten Ausbaustufe, so Rössner, soll der Truckerparkplatz erweitert werden, so dass dann bequem 93 Lastzüge abgestellt werden können. Summa summarum entstehen mit dem Projekt jetzt zunächst 50 Arbeitsplätze. Einen Autohof in der hiesigen Region zu errichten, scheint also nicht die schlechteste Idee. Ausgehend von seinen Erfahrungen, die Möllmann mit seinem bereits bestehenden Autohof in Porta Westfalica an der noch stärker befahrenen Autobahn 2 gemacht hat, blickt der Unternehmer, der den Autohof verpachten will, optimistisch in die Zukunft. „In Porta Westfalica sind 125 Lkw-Stehplätze eingerichtet“, so Rössner, „in manchen Nächten parken dort 170 drauf.“
Hierzulande sind weder Autohöfe noch Raststätten weit verbreitet. Im näheren Umfeld können die Kraftfahrer Autohöfe, die sich immer neben der Autobahn befinden, an der A 9 bei Weißenfels anfahren und an der A 38 bei Sangerhausen. An der A 2 befindet sich der nächste Autohof in Magdeburg.