Ausstellung in Bitterfeld Ausstellung in Bitterfeld: Also dann: Prost! Mahlzeit!

bitterfeld/MZ - Mehr als 900 Besucher haben gesehen, wo einst in Bitterfeld und Umgebung gegessen und getrunken wurde. Wo sich Leute zum Stammtisch zusammenfanden, wo sie diskutierten, stritten und lachten, wo ein Skat geklopft wurde und gestandene Familien und junge Lieben in Seligkeit schwelgten. Und wo der Mann ein Mann sein konnte: in den Kneipen, Restaurants, Cafés und vornehmen Hotels.
"Das ist doch toll"
Über 100 sind in der Ausstellung „Prost! Mahlzeit! - Regionale Gasthausgeschichte(n)“ erfasst, sagt Museumsmitarbeiter Steven Pick. Das sind bei weitem nicht alle Lokale. Über das Doppelte, schätzt er, müssten es einst gewesen sein. Bei den Besuchern des Kreismuseums hat die Schau jedenfalls eine enorme Resonanz gefunden. „Ich bin immer wieder begeistert von der Szene, wenn die Leute hier reinspaziert kommen und sofort ihre Lieblingskneipe suchen“, sagt Pick. „Sobald zwei Leute aufeinandertreffen, kommen sie garantiert ins Gespräch. Das ist doch toll.“ Eigens für diese Fälle ist ein imaginärer Biergarten vor der Garten-Kulisse des einstigen Hotel Döring (heute Central) aufgebaut. Dort können sie sitzen und plaudern.
So geht es auch Gerhard Leitschuh. Dem heutigen Brehnaer, der eigentlich ein Bitterfelder ist, fallen jede Menge Episoden ein. Zu seinen Favoriten im Bitterfeld seiner Jugend gehörte der „Schuppen“. Leitschuh lächelt versonnen. „Wir wohnten an der ,Antonie’, da war das nicht weit.“ Der „Schuppen“ war eine alte Baracke in der Zörbiger Straße, erzählt er, und bevor es den Kulturpalast gab, war das halt der Kulturtempel. Ein großes steinernes Wappen mit einem weißen Pferd zieht in der Ausstellung unweigerlich den Blick auf sich. Das gehörte einst zum „Weißen Ross“, das sich dort befand, wo heute die MZ-Redaktion in der Bitterfelder Burgstraße zu finden ist.
Das Lokal musste Ende der 60er Jahre einem Neubau weichen. Man brauchte Wohnungen für die Leute, die aus Döbern und Niemegk umgesiedelt wurden. „Oh, das kenn’ ich auch noch“, meint Leitschuh und nickt, „da wurde gut gekocht.“
Egal, ob vornehmes Restaurant wie Café Merkur oder Hotel Döring oder olle Kaschemme wie die „Zicke“ und der „Blutige Knochen“ - es ist eine ganz eigene Welt, in die man da blicken kann und die nur noch bis Sonntag offensteht. Es lohnt sich, denn man wird staunen, was es alles in Bitterfeld gab und wie das aussah, was es da mal alles gab. Allein schon die Geschichten und die zu erwartenden Gespräche sind den Besuch der Ausstellung im Kreismuseum wert.
