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Aus der Heimatgeschichte Aus der Heimatgeschichte: Vor 395 Jahren geboren: Paul Gerhardt

Von Helmut Czornick 11.03.2002, 16:20

Gräfenhainichen/MZ. - Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 im Hause Nr. 42 der Langen Gasse, der heutigen Paul-Gerhardt-Straße, in Gräfenhainichen geboren. Der Vater Paul Gerhardts war der Bürgermeister, Gast- und Landwirt Christian Gerhardt.

Die Mutter Dorothea war die Tochter des Superintendenten Magister Caspar Starcke aus Eilenburg und die Enkelin des im Jahre 1570 auf der selben Stelle gestorbenen Superintendenten Magister Gallus Döbler. Döbler war vorher einige Jahre Sächsischer Hofprediger in Dresden. Die Bilder der beiden befinden sich in der Sakristei der Stadtkirche in Eilenburg. Die Eltern Paul Gerhardts wurden am 12. Mai 1605 in der Eilenburger Stadtkirche getraut. Als erstes Kind wird dem Paare im Frühjahr 1606 der Sohn Christian geboren. Im Jahre 1607 "dem 12. Martii, am Tage Gregorii, früh 4 Uhr" der zweite Sohn Paul. Später folgten die Schwestern Anna und Agnes. Mit zwölf Jahren verlor Paul Gerhardt den Vater, mit 14 die Mutter. Der Bruder Christian, der ebenso wie Paul die Fürstenschule in Grimma besuchte, starb bereits 1637 als Schöppenmeister in Gräfenhainichen. Als Paul Gerhardt sechs Jahre alt war, heiratete der mitregierende Bürgermeister, Zacharias Meißner, in Eilenburg Blandina Starcke, eine Schwester der Mutter des Dichters. Die Schwester Agnes blieb nach dem Tod ihrer Eltern in ihrer Heimatstadt, wo sie wahrscheinlich bei ihrer Tante Blandina Meißner unterkam. Später heiratete sie den Ratskämmerer Daniel Vehse, der ebenfalls die Fürstenschule in Grimma besucht hatte. Die Vehsen-Mühle in Gräfenhainichen erinnert noch an diese Familie Vehse.

Die Schwester Anna, die um Ostern 1612 geboren wurde, stand bereits mit neun Jahren als Waise allein in der Welt. Aus ihrer gedruckten Leichenpredigt und dem Lebenslauf wird folgendes berichtet: Die verwaiste kleine Anna Gerhardt hat nun den Wanderstab nehmen müssen, ihr geliebtes Vaterland mit dem Rücken ansehen und sich hinaus in die Fremde nach Bodungen und Ebenleben (in Thüringen) begeben, allwo sich dazumal Freunde und Verwandte aufgehalten, da sie beizeiten erfahren, dass ihr Leben eine mühselige Wallfahrt sei; worauf ihr, wie sie öfter erwähnt, mancher saure Wind unter die Augen gestoßen und mit Krieg, Pest und Teuerung und mit vielen bösen Zeiten überfallen worden. Aber ihre Freunde haben sich ihrer wie leibliche Eltern angenommen, sie in einer langen Zeit, - weit länger als 20 Jahre, - bei sich behalten, zu christlichen Tugenden erzogen und an Kindes statt geliebt.

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Vor 395 Jahren geboren: Paul Gerhardt