Aus dem Nichts aufgetaucht Aus dem Nichts aufgetaucht: Wem gehört der Ziegenbock vom Marktplatz in Bitterfeld?

Bitterfeld - Plötzlich stand er da: Mitten auf dem Marktplatz von Bitterfeld ist vor einer Woche ein herrenloser Ziegenbock aufgetaucht. Doch niemand weiß, wo das Tier herkommt. Ursprünglich war es in Thüringen beheimatet.
Sein aktueller Besitzer aber ist unbekannt. Im Bitterfelder Tiergehege hat der kleine Bock vorerst Asyl gefunden. Doch dort ist er nicht zu überhören. Laut schallen seine klagenden Schreie über das Gelände - denn der Ziegenbock ist einsam und sucht seine anderen Tiere.
Bock wurde von der Polizei eingefangen und in der Grünen Lunge untergebracht
Passanten hatten den Ziegenbock vergangenen Donnerstag auf dem Marktplatz entdeckt. Mit ihrer Vermutung, er sei aus dem Tiergehege ausgebüxt, lagen sie aber falsch. „Letztlich rückte die Polizei mit einem Mannschaftswagen an und hat ihn eingefangen“, erzählt Tierpfleger Marcus Garn.
Da weder das Tierheim noch das Greppiner Gehege das Tier aufnehmen konnten, landete es im Areal in der Grünen Lunge. Der Transport sei kein Problem gewesen. „Der Bock ist sehr zahm“, so Garn.
Mit Hundehalsband und Strick wurde er in ein Fahrzeug geführt und ins Tiergehege gebracht. „Hier ist er mit mir problemlos mitgegangen. Er scheint Menschen gewöhnt zu sein.“
Ein „bildschönes und top gepflegtes Tier“
Der rätselhafte Findling gehört zur Rasse der westafrikanischen Zwergziegen, ist nur gut einen halben Meter hoch, hat aber schon gut ausgebildete Hörner. „Darum schätzen wir ihn auf zwei bis drei Jahre“, so Garn.
Es handele sich um ein „bildschönes und top gepflegtes Tier“, dessen Dreifarbigkeit selten sei. Deshalb vermutet Garn, dass der Besitzer sich gut gekümmert hat und es vermissen wird. Doch warum ist der Halter nicht auffindbar?
Laut Thomas Ehrlich vom Vereinsvorstand des Gehegebetreibers „PePe aktiv“ liegt das an fehlenden Einträgen. „Ziegen, Schafe oder Kühe bekommen bei der Geburt eine Ohrmarke. Wenn sie verkauft werden, muss das in ein Herden- oder Bestandsbuch eingetragen werden“, erklärt er.
Eigentümer des Ziegenbocks ist bislang nicht bekannt
Auch Verkaufsprotokolle mit den Daten des Käufers seien vorgeschrieben. Doch das ist wohl bei diesem kleinen Bock nicht passiert - was laut Ehrlich eine Straftat ist. „Wir wissen nur, dass er ursprünglich aus Arnstadt kommt“, so Ehrlich.
Doch der damalige Besitzer wisse nicht, an wen er das Tier verkauft hat. Woher kommt der Ziegenbock also? Normalerweise legen solche Tiere keine riesigen Entfernungen zurück. Das städtische Ordnungsamt und das Veterinäramt des Kreises haben versucht, den Besitzer zu ermitteln.
Nach Garns Wissen bislang vergebens. Deshalb werde der Zwergziegenbock nun wie eine Fundsache behandelt - das heißt er muss ein halbes Jahr im Tiergehege bleiben. Dort ist er in einer Box des alten Pferdestalls untergebracht.
„Er schreit sehr laut, denn er vermisst seine Herde“
Raus zu den anderen Ziegen kann er jedoch nicht, denn dort gibt es bereits einen Bock sowie einen zweiten kastrierten. „Die würden dann gegeneinander kämpfen. Das geht nicht“, so Garn.
Er hofft nun ebenso wie Ehrlich, dass sich der Besitzer doch noch findet. Denn das Tier sei sehr einsam. „Es ist tragisch. Er schreit sehr laut, denn er vermisst seine Herde“, sagt Ehrlich. Zugleich versichert er, dass der Bock gesund sei und normal fresse: Heu, leichtes Kraftfutter, Weizen, Äste. „Er hat keine körperlichen Schmerzen.“
Ob das Rätsel seiner Herkunft je gelöst wird, ist fraglich. Die Anschaffung eines neues Tieres käme dem unbekannten Besitzer wohl billiger als die Kosten für die Unterbringung im Gehege von 15 Euro pro Tag und möglicherweise den Polizeieinsatz. (mz)