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Ärger im Rathaus Ärger im Rathaus: Die Pläne für eine Deponie bei Bitterfeld sorgen für dicke Luft

Von Frank Czerwonn und Christine Färber 26.02.2017, 09:00
Die Berge aus Bauschutt und Erden auf der DK-2-Deponie, die seit 2014 in Betrieb ist, wachsen in rasantem Tempo.
Die Berge aus Bauschutt und Erden auf der DK-2-Deponie, die seit 2014 in Betrieb ist, wachsen in rasantem Tempo. André Kehrer

Wolfen/Sandersdorf - Bitterfeld-Wolfen übt heftige Kritik an den vor den Toren der Stadt emporwachsenden Deponien. Die Stadt reiht sich damit energisch in die Reihen der Gegner dieser Entsorgungsform ein und stellt sich somit an die Seite von Sandersdorf-Brehna. „Auch unsere Stadt ist von den Deponien und ihren möglichen Gefahren betroffen“, machte Baudezernent Stefan Hermann klar. Und wurde dabei im Bau- und Vergabeausschuss vom künftigen Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) massiv unterstützt.

Auslöser für den städtischen Widerstand ist der Plan, neben der bestehenden Baustoff-Deponie an der B 100 bei Roitzsch nun noch eine weitere, größere zu errichten. Die Stadt ist mit der ganzen Herangehensweise im Planungs- und Genehmigungsprozess nicht einverstanden. „Der Betrachtungsraum ist viel zu klein geschnitten. Auch die Stadt Bitterfeld-Wolfen ist von den Deponieanlagen betroffen“, stellt Hermann klar.

Ärger auch in Roitzsch und Sandersdorf-Brehna

Die Stadt habe bereits vor der Genehmigung der inzwischen bestehenden DK-2-Deponie bei Roitzsch das Vorhaben abgelehnt. „Doch bei der Abwägung wurde unser Einspruch ebenso weggewogen wie die von Roitzsch oder Sandersdorf-Brehna“, so Hermann. Die neue ist bislang als noch größere DK-1-Variante vorgesehen. „Inzwischen haben wir gehört, dass es sogar auf eine DK-0-Anlage ausgeweitet werden soll - also noch größer“, erklärt Hermann.

Die Krux sei, dass wegen unterschiedlicher Genehmigungszuständigkeiten (über DK 2 entscheidet das Landesverwaltungsamt, für DK 1 und 0 ist der Landkreis zuständig), das Deponiethema nicht als Gesamtheit, sondern als Einzelprojekte betrachtet werde. Und es gehört sogar noch eine dritte Deponie in dem Gebiet dazu - die Anlage der MDSE in der ehemaligen Grube „Freiheit III“. Die ruht allerdings gegenwärtig.

Grundwasser als Argument

Für den Widerstand der Stadt gibt es drei Hauptgründe. Zum einen die Folgen für das Grundwasser, zum anderen die Verschandelung des Stadteingangs. „Es ist nicht absehbar, welche Folgen der Deponiekörper auf die Verdrängung des Grundwassers und damit auf die Standsicherheit der näheren Umgebung hat“, sagt Hermann.

Auch um die mögliche Belastung des Grundwassers macht man sich große Sorgen. „Es könnten durchaus Stoffe ins Wasser gelangen, die es kontaminieren. Das sagt zumindest eines von zwei Gutachten“, argumentiert Armin Schenk. Und dies könnte Folgen für die Stadt haben. „Denn Wasser fließt nun mal nur in eine Richtung - in dem Fall zu uns“, so Hermann.

Wie ein Verein gegen die Deponien kämpft

Deshalb soll der gegen die Deponien kämpfende Verein „Pro Roitzsch“ im nächsten Wirtschafts- und Umweltausschuss eine Sachdarstellung geben. Zudem macht sich Bitterfeld-Wolfes designierter Oberbürgermeister Schenk Sorgen um das Image der Stadt. „Der Einfahrtsbereich nach Bitterfeld-Wolfen wird durch die Deponien massiv beeinträchtigt. Das Bild, das dies für die Goitzsche als Tourismusziel abgibt, ist nicht gut.“

Herman verweist darauf, dass bei der Errichtung des Outlets in Brehna argumentiert wurde, das könne zusammen mit der Goitzsche Touristen anlocken. „Aber wie soll man Besuchern die Fahrt zur Goitzsche schmackhaft machen, wenn sie an hoch gebauten Deponien vorbeirollen“, fragt Hermann. Als drittes Argument verweist er auf die Aussagen zuständiger Landesministerien, dass in Sachsen-Anhalt Deponienen der Klasse DK 1 nicht erforderlich sind.

Bitterfeld-Wolfen unterstützt Petition aus Sandersdorf-Brehna

Die Stadt will nun gemeinsam mit Sandersdorf-Brehna agieren und auch deren Petition „Gegen die Deponienlandschaft in Anhalt-Bitterfeld“ unterstützen. Auf der Homepage der Stadt und im Amtsblatt wolle man die Bürger ermutigen, die Petition zu unterstützen. Und auch der Stadtrat Sandersdorf-Brehna ist sich einig, dass er aus selben Gründen die Deponie ablehnt und begrüßt das Zusammengehen mit Bitterfeld-Wolfen. „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, erklärt Bürgermeister Andy Grabner (CDU).

Das Bündnis gegen die neue Deponie, das aus der Stadt, dem Verein „Pro Roitzsch“ sowie dem Netzwerk „Unser Sandersdorf-Brehna“ besteht, sieht zudem Feinstaub und andere Emissionen, mit denen die Bürger durch Transporte und Ablagerung in Berührung kommen könnten, als einen weiteren Grund für die strikte Ablehnung.

Sie rufen daher alle Deponie-Gegner auf, ihre Stimme abzugeben. Bislang liegen 1.200 Unterschriften vor, 1.800 werden gebraucht, um „in Richtung Landkreis wirksam werden“ zu können, wie es Grabner formuliert. Noch 100 Tage bleibe dafür Zeit. (mz)

Unterschriften werden im Rathaus in Sandersdorf gesammelt sowie unter der Adresse www.sandersdorf-brehna.de.

Täglich kommen bis zu 15 Laster mit ihrer Fracht zur Deponie.
Täglich kommen bis zu 15 Laster mit ihrer Fracht zur Deponie.
André Kehrer