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Arbeitssicherheit im Chemiepark Arbeitssicherheit im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Bei Nouryon gelten besonders hohe Standards

Von Tilo Krippendorf 19.07.2019, 09:00
Im Zellensaal des Bitterfelder Werkes wird unter hohem Energieeinsatz mit Salzsole in Chlor, Natronlauge und Wasserstoff erzeugt.
Im Zellensaal des Bitterfelder Werkes wird unter hohem Energieeinsatz mit Salzsole in Chlor, Natronlauge und Wasserstoff erzeugt. André Kehrer

Bitterfeld - Was ist wichtiger? Sicherheit oder dass die Anlage läuft? Bei Nouryon im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ist diese Frage nach Ansicht des Betriebsleiters Stefan Kauerauf längst klar beantwortet. „Die Sicherheit steht bei uns an erster Stelle“, erklärt er. Dazu gehöre neben der technischen Ausstattung vor allem die so genannte verhaltensorientierte Arbeitssicherheit.

Bei Nouryon, ehemals Akzo Nobel, ist ein spezielles Kontrollsystem entwickelt worden, dass die Arbeitssicherheit stark erhöht hat. Das jüngste meldepflichtige Ereignis liege neun Jahre zurück. „Damals rutschte ein Anlagenbediener auf einem gefrorenen Weg aus“, erklärt Kauerauf.

Das erklärte Ziel von null Unfällen ist seitdem erreicht worden. Bei der Berufsgenossenschaft BGRCI kommt das gut an. „Das Unternehmen ist innerhalb des Chemieparks eines der Unternehmen mit Leuchtturmcharakter“, erklärte beispielsweise Jörg Przygodda, der als Aufsichtsperson für Nouryon zuständig ist, im Magazin der BGRCI.

Kontrollsystem basiert auf der Einbeziehung aller Mitarbeiter

Um den extrem hohen Sicherheitsstandard zu erreichen, basiert das Kontrollsystem auf der Einbeziehung aller Mitarbeiter. Diese sollen sich gegenseitig bei so genannten Begleitungen kontrollieren. Dass heißt, das jeder Mitarbeiter angehalten ist, jeden Monat einen anderen Mitarbeiter mit einer Checkliste eine Viertelstunde lang bei der Arbeit zuzuschauen und bestimmte Verhaltensweisen zu hinterfragen. Eine Steuerungsgruppe wertet dann regelmäßig die Kontrollen aus.

Was nach einem arbeitsrechtlichen Unterdrückungssystem klingt, ist in der Praxis das ganze Gegenteil, erklärt Nadine Straube, die in der Steuerungsgruppe sitzt: „Inzwischen gibt es immer wieder Nachfragen von Kollegen, ob sie nicht mal eine Begleitung bekommen könnten.“ Es habe eine Kulturänderung im Verhältnis zwischen Führungskräften und Angestellten in vielen kleinen Schritten über Jahre hinweg stattgefunden, die großes Vertrauen hervorgebracht habe. Nach Angaben der Berufsgenossenschaft sei das Vorgehen bei Nouryon vorbildlich. (mz)

Nouryon betreibt am Standort Bitterfeld eine Chlor-Alkali-Elektrolyseanlage nach dem Membranverfahren. Als Rohstoff dient Salzsole, die über eine etwa 50 Kilometer lange Pipeline aus Bernburg angeliefert wird. Die jährliche Kapazität der Produkte beträgt rund 90.000 Tonnen Chlor, 101.500 Natronlauge und knapp 30 Millionen Normkubikmeter Wasserstoff, was etwa 3.000 Tonnen entspricht.  

In der Anlage arbeiten derzeit 89 Mitarbeiter, darunter sind neun Auszubildende. Im vergangenen Oktober hatte Akzo Nobel seine Spezial-Chemie-Sparte unter neuem Namen abgespalten. Der Jahresumsatz von Nouryon beträgt weltweit 1,4 Milliarden Euro.

Ein Formular, das bei den Begleitungen eingesetzt wird.
Ein Formular, das bei den Begleitungen eingesetzt wird.
Krippendorf