Arbeitslosenhilfeverein Bitterfeld Arbeitslosenhilfeverein Bitterfeld: Unterstützung für Menschen in Not
Bitterfeld - Der Job ist weg - ein Alptraum für Betroffene. Seit zehn Jahren gibt der Arbeitslosenhilfeverein Bitterfeld ihnen die Möglichkeit, sich Hilfe zur Selbsthilfe zu organisieren.
Gegründet wurde der Verein, der bis 2007 eine lose Gruppe Betroffener war, als Hartz IV für viele zum Alltag wurde. Arbeitslosengeld II ist seit 2005 die Grundsicherungsleistung für Menschen, die erwerbfähig sind. Es soll ihnen ermöglichen, ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht. Hier hakt Hannelore Finke, die Vorsitzende des Vereins, ein.
Der Verein möchte Ansprechpartner für Arbeitslose sein
Ob das mit der Würde des Menschen in Einklang steht, das bezweifelt sie nämlich. „Als wir die Gesetzmäßigkeiten gelesen haben, war uns klar, hier kann für die Leute nichts Gutes rauskommen“, sagt sie. Die Frau, die von Beruf Industriekauffrau ist, als Gewerkschafterin und ehemalige Betriebsrätin und später selbst Betroffene quasi das Kämpfen gewöhnt ist, engagiert sich hier zusammen mit elf weiteren Ehrenamtlichen.
Bis ins Wirtschaftsministerium, sagt sie, sei sie damals gegangen, um Arbeitsplätze wenigstens auf dem zweiten Arbeitsmarkt zu retten. Da ging es beispielsweise um den Erhalt der GAP, der Gesellschaft für Arbeit und Produktion in Bitterfeld.
Anliegen des Vereins ist es, Ansprechpartner zu sein für Arbeitslose, ihnen Wege aus ihrer Verzweiflung aufzuzeigen und ihre Rechte zu erläutern. Beraten im herkömmlichen Sinne, sagt Hannelore Finke, darf der Verein, der sein Domizil derzeit in der Bitterfelder Burgstraße in Räumen der SOBS hat, nicht.
Betroffene konnte vor Obdachlosigkeit und Abschaltung von Strom und Wasser bewahrt werden
„Wir begleiten Betroffene bei Behördengängen, helfen ihnen Überprüfungsanträge und Widersprüche zu formulieren und sie auch zu Anwälten zu vermitteln“, erklärt sie. So sei es ihnen auch schon gelungen, drohende Obdachlosigkeit abzuwenden, angedrohte Strom- und Wasserabschaltungen zu verhindern oder auch Betroffenen bei der Wohnungssuche zu helfen.
Übrigens war der Bitterfelder Verein, der im gesamten Altlandkreis agiert, einer der ersten, der sich mit diesem Profil in Deutschland gegründet hat. Da seien sogar Leute aus den Altbundesländern gekommen.
Arbeit des Arbeitslosenhilfevereins hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt
„In den ersten Jahren“, blickt sie zurück, „haben die Leute bei uns Schlange gestanden. Ich konnte das ja nachvollziehen, wie man sich fühlt, wie man plötzlich abgestempelt wird.“ Inzwischen sind es bei weitem nicht mehr so viele Verzweifelte, die den Weg zum Verein gehen. Dafür hat sie eine Erklärung: „Die Leute, die damals die Welt nicht verstanden haben, die sind inzwischen Rentner. Und die Jüngeren erleben Arbeitslosigkeit nicht mehr als so eine persönliche Niederlage. Viele kennen den - ich sag mal ,Arbeiterstolz’ - nicht mehr.“
Derzeit ist ein großes Projekt des Vereins der Bitterfelder Kulturpalast, dessen Rettung er sich auf die Fahne geschrieben hat. (mz)