Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wohlfühlen mit Kamin und eigenem Koch
WOLFEN/MZ. - "Der Kamin ist ja echt." Wally Löschau kann darüber nur erstaunt den Kopf schütteln. Ansonsten bleibt die 86-Jährige völlig gelassen, genießt die Wärme des Feuers und lässt ihren Blick durch den neuen und sehr großen Aufenthaltsraum schweifen. Es ist nur ein kurzer Besuch, der die Pensionärin heute in die Sara Seniorenresidenzen in Wolfen führt. Ein Blick in ihr Zimmer, ein Schwatz mit der Pflegedienstleiterin Manuela Michaelis. Dann geht es wieder zurück in ihre Zweiraumwohnung in Wolfen-Nord, wo mit großer Unterstützung von Tochter Regina Becker und deren Mann der gesamte Hausrat sortiert und eingepackt wird. Denn in wenigen Tagen zieht Wally Löschau in den Neubau der Sara Seniorenresidenzen, der ab kommenden Montag bezugsfertig ist. "Sie ist die erste Bewohnerin, die sich bei uns angemeldet hat und auch die erste, die einziehen wird", sagt Michael Ramsch, Geschäftsführer der Sara Residenzen.
"Ich wollte ins Pflegeheim", ich brauche Gesellschaft und habe das Assietten-Essen satt", erzählt die Wolfenerin, die einst Kontoristin gelernt hat. "Zwar kümmert sich meine Tochter sehr um mich, doch ich will sie entlasten", unterstreicht die bei Hoyerswerda geborene Frau, die sehr frühzeitig ihren Mann verloren hat. Aufmerksam geworden war ihre Nichte im Internet auf die neue Einrichtung. "Sie hat mir sofort gefallen", erinnert sich Wally Löschau. Die Anmeldung erfolgte dann im März. Danach hat die 86-Jährige mit sehr großem Interesse regelmäßig über den Fortschritt auf der Baustelle informiert. "Ich hatte schon Angst, das Haus wird nicht rechtzeitig fertig", berichtet sie von ihren zwischenzeitlichen Ängsten.
Doch der Neubau ist rechtzeitig fertig geworden, nach nur 7,5 Monaten Bauzeit. Michael Ramsch und seine Frau Simone Schmidt-Ramsch, die die Sara Seniorenresidenzen leiten, sind sehr stolz auf das Geschaffene, wofür drei Jahre Vorbereitungszeit notwendig waren. Rund drei Millionen Euro wurden investiert, um die erste Einrichtung im Altkreis Bitterfeld zu errichten, die das stationäre Pflegekonzept der vierten Generation - das stationäre Hausgemeinschaftskonzept - verwirklicht.
Konkret heißt das, wie Michael Ramsch erklärt, die Bewohner haben mehr Platz, es gibt kleine Wohngruppen, auf die Großküchenlösung wird verzichtet, das Essen wird in der Wohngruppe zubereitet und der Krankenhaus-Betrieb rückt in den Hintergrund. Für den Neubau von Sara, der über zwei Etagen verfügt, heißt das konkret, es gibt auf rund 2 300 Quadratmeter vier Wohnbereiche, in denen jeweils zehn Frauen und Männer leben. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer, das rund 22 Quadratmeter groß ist und zu dem eine Nasszelle mit Dusche gehört. Ein Pflegebett und den dazugehörigen Nachttisch stellt die Einrichtung, über die restliche Möblierung entscheidet der Bewohner selbst. Jeder Wohnbereich hat einen etwa 100 Quadratmeter großen modernen Wohnbereich mit großen Glasfronten, gemütlicher Sitzecke, Kamin, Fernseher, DVD-Player, einer kleinen Bibliothek und einem Kochbereich. In letzterem werden fünf Mahlzeiten pro Tag von ausgebildeten Küchenkräften zubereitet. In Parterre steht jedem Wohnbereich eine Terrasse, im ersten Geschoss ein Balkon zur Verfügung.
"Alles in allem geht es uns darum, dass sich die Senioren hier wohlfühlen", sagt Michael Ramsch Und dafür soll den Bewohnern auch jede Menge Unterhaltung geboten werden. Sie reicht von Lesungen, über Basteln bis hin zu Reisen.
Einziehen in das Haus können Menschen aller Pflegestufen - sie zahlen im Schnitt 1 000 bis 1100 Euro pro Monat dazu - , doch auch Selbstzahler können ein Zimmer bekommen. Die Betreuung erfolgt rund um die Uhr. Pro Schicht und Wohneinheit sind jeweils zwei Pflegekräfte anwesend. Ab 22 Uhr bis 6 Uhr sind eine Pflege-, eine Hilfs- und eine Küchenkraft für das ganze Haus zuständig.
Bislang ist das Haus bis zur Hälfte belegt. Mit dem Neubau wurden 37 neue Arbeitsplätze geschaffen. Damit sind bei den Sara Seniorenresidenzen jetzt insgesamt 88 Frauen und Männer beschäftigt. Die große Einweihungsfeier für den Neubau ist für Frühjahr nächsten Jahres geplant.
Daran denkt Wally Löschau allerdings noch nicht. Sie ist stolz auf ihre Entscheidung. "Alle, die ich gefragt habe, haben mir gesagt, das machst du richtig." Wie sie Weihnachten feiern wird, ist sie sich noch nicht sicher. Sicher hingegen ist, dass sie ihrem Handarbeitszirkel und ihre Kaffeerunde auch weiterhin besuchen wird.