Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Vom Rennsteig nach Paris
bitterfeld-wolfen/MZ. - "Am schönsten ist es, nach Hause zu kommen, zu duschen und dann die Kilometer in den Kalender einzutragen", sagt Bernd Vetter. Der Greppiner gehört zu den 14 Ausdauersportlern der SG Chemie Wolfen, denen ein Halbmarathon bei 30 Grad Hitze, eine mit 16-Prozent-Steigung oder Ostseesand gespickte Strecke scheinbar nichts ausmachen. Auch wenn sie nur Freizeitsportler sind, der Ehrgeiz packt sie doch immer wieder, gibt Karl-Heinz Wust zu. Vor fast vier Jahrzehnten haben ihn Bekannte aus Sandersdorf zum Laufen mitgenommen. "Eines Tages kam der Ehrgeiz und der Blick auf die Zeiten", erinnert sich der Raguhner. Das sei jetzt abgeflacht, sagt er und belächelt sich selbst ein wenig, wie er sich in seiner Anfangszeit beim Rennsteiglauf völlig überschätzt hat. Im Nebel war kein Läufer vor ihm und kein Läufer hinter ihm zu sehen, nur das Pappschild "Noch 30 000 Meter". Da musste er seinen ganzen Willen aufbieten, um weiter ein Bein vor das andere zu setzen. "Zu Hause bin ich nicht mehr allein aus der Wanne gekommen." So etwas bleibt unvergessen wie die großen Momente bei den Starts im In- und Ausland. Den Leuchtturm von Kap Arkona haben sie dabei ebenso gesehen wie den Pariser Triumphbogen oder die Kathedrale von Palma de Mallorca. "In Palma standen Tausende Urlauber an der Strecke, und zum Ziel ging es über einen blauen Teppich", schwärmt Bernd Vetter.
Eines ihrer größten Erlebnisse war jedoch der Lauf durch das Marathontor des Olympiastadions in München. "Was wir 1972 nur im Fernsehen sehen konnten, haben wir auf einmal selbst erlebt", sagt Karl-Heinz Wust. Im Schlafwagen nach Paris, mit dem Flieger nach Zypern oder dem Auto nach Rügen sind die Freizeitsportler immer mit ihren Frauen gereist. "Wir fahren ja nicht nur wegen der Wettkämpfe hin, wir bleiben länger und sehen uns vieles an", sagt Bernd Vetter. Bei ihnen geht es überhaupt gesellig zu. In Dresden haben sie sich eine Vorstellung des Kabaretts "Herkuleskeule" angesehen, auf Rügen hinter die Kulissen des Störtebeker-Spektakels geschaut.
Mit 62 oder 67 können sie es mit so manchem Jüngeren aufnehmen. Wer für sich zum Stress im Beruf Ausgleich sucht, für den hat Norbert Trebst nur einen Rat: "Einfach laufen!"
Wer sich für die Abteilung Triathlon und Ausdauersport der SG Chemie Wolfen interessiert, kann sich bei Norbert Trebst, Tel. 03494 / 36 85 18, melden.