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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Verein ist ein starker Anwalt der Mieter

Von CHRISTINE KRÜGER 06.09.2010, 16:40
Mieter müssen durchschnittlich fünf Prozent mehr bezahlen als noch im vergangenen Jahr. (FOTO: DPA)
Mieter müssen durchschnittlich fünf Prozent mehr bezahlen als noch im vergangenen Jahr. (FOTO: DPA) Jens Schierenbeck

BITTERFELD/MZ. - Auf ihrem Schreibtisch landen letztlich diese Mitteilungen und vor ihrem Schreibtisch sitzen die betroffenen Mieter. "Doch bekommen nur die, die Mitglied des Vereins sind, Hilfe von uns", sagt sie. Die beinhaltet Beratung wie auch juristische Auseinandersetzung.

Seit gut zehn Jahren bietet der in Dessau ansässige Verein auch in Bitterfeld seine Leistung an. Mit 1 500 Mitgliedern gehört er nicht gerade zu den kleinen in Sachsen-Anhalt, in dem rund 30 Mietervereine aktiv sind. Der Dessauer deckt neben der Stadt Dessau-Roßlau das Gebiet des Altkreises Bitterfeld ab.

Doch egal, wo - die Probleme, die Mieter und Vermieter miteinander haben, sind zwischen Küstenstreifen und Alpenrand offenbar die gleichen. An zweiter Stelle auf der nach oben offenen Problem-Skala steht das Thema Schönheitsreparaturen, gefolgt von Schimmelbefall der Wohnung sowie Mieterhöhung. "Das sind die Streitthemen, die nicht selten geradewegs vor Gericht führen", sagt Hannelore Paasch. Und da liegt für viele Betroffene der Hase im Pfeffer: Anwalts- und Gerichtskosten sind, sollte der Mieter den Prozess verlieren, nicht eben Peanuts. Die Mieter unter Paaschs Fittichen hingegen sind über den Verein abgesichert. "Drei Monate nach der Anmeldung tritt die Mietrechtsschutzversicherung in Kraft", so die Expertin. "Aber die Leute kommen ja meist erst dann zu uns, wenn's schon brennt." Das stellt sie immer wieder fest. Doch genau das mache die Sache schwierig. "Meist haben sie schon selbst versucht, das Problem zu lösen, haben sich belesen und - weil sie keine Experten sind - die juristischen Interpretationen falsch ausgelegt und sich so auch falsch verhalten."

Hellwach sind sie, wenn es um die Mietnebenkosten geht. Jede dritte Abrechnung von deutschen Vermietern ist falsch, das sagt die Statistik. Paasch hat das nachgeprüft in Dessau. Und sie kam zu dem gleichen Schluss. Eine Woche lang hat sie die Ergebnisse akribisch festgehalten. "Fast jede Abrechnung einer bestimmten Genossenschaft war fehlerhaft", sagt sie. Der Vermieter hatte aus den für Müllabfuhr und Strom anfallenden Kosten die leer stehenden Wohnungen rausgerechnet. "Das ist unzulässig", stellt sie klar. In Bitterfeld-Wolfen hatten Bürger nach der Bildung der gemeinsamen Stadt über gepfefferte Mieterhöhungen geklagt. Mit der neuen Stadt ist ein neuer Mietspiegel in Kraft getreten, der eine Erhöhung um 20 Prozent zuließ. "Schnell haben die Großvermieter das genutzt. Wir raten Mietern, nicht einfach so zuzustimmen, sondern zu verhandeln. Doch das machen leider die wenigsten."

Die Wohnung zu kündigen, auch wenn sie noch so schön ist, raten die Experten übrigens dann, wenn Schimmel sichtbar wird. "Als Streitthema ist das ohne Rechtsschutzversicherung ein richtig hohes Risiko. Gutachten, Gerichtskosten, neue Gutachten - das ist alles sehr teuer. Die Bauarbeiten dauern lange, und ob sie Erfolg bringen, weiß man nicht", so Paasch. Sie kam vor knapp 20 Jahren zum Mieterverein, weil sie selbst Probleme mit ihrem Vermieter hatte. Die Ingenieurin für chemische Technologie arbeitete ehrenamtlich für den Dessauer Verein, bildete sich fort und ist heute dessen Chefin. Mit über 300 Arten von Mietverträgen hat sie es inzwischen zu tun. Acht bis neun Mieter berät sie pro Tag - jeden ersten und dritten Montag im Monat im Haus der Volkssolidarität in Bitterfeld.

Der Mieterverein ist unter

0340 / 2 20 32 54 zu erreichen.