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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Timo Hoffmann bekommt Nachhilfe von Saxofonistin

Von Detlef Färber 03.09.2012, 17:25

Brehna/MZ. - Also doch: Auf die Hymne kommt es an! Wer es noch nicht wusste oder wieder vergessen hatte, der weiß es spätestens seit der Fußball-EM wieder, seit nämlich elf entfesselte Italiener elf deutsche Hasenfüße an die Wand gespielt hatten. Und nur, weil sie sich zuvor mit ihrer Nationalhymne in Stimmung gesungen hatten, während die Hälfte der Unsrigen nur griesgrämig den Hymnen-Klängen lauschte - und verlor.

Damit das dem Boxer Timo Hoffmann nicht passiert, hat sich der Zwei-Meter-Riese nun ausgerechnet Unterstützung von einer viel kleineren, zarten, attraktiven Frau aus Brehna gesichert, die ihm noch vor seinem Kampf den Takt vorgeben soll. Es ist die deutschlandweit berühmte, hiesige Saxofonistin Kathrin Eipert. Für den EM-Kampf gegen Steffen Kretschmann in zwei Wochen in Halle Neustadt wird sie für Timo Hoffmann und natürlich auch für seinen Gegner die Nationalhymne spielen - und hat sich darauf auch schon vorbereitet. "Für Timo muss die Hymne richtig rocken", sagt Kathrin Eipert, nimmt ihr Saxofon und zeigt schon mal, wie das geht und klingt. Und siehe (oder höre) da: Das rockt tatsächlich. Und mehr noch, es klingt sogar richtig nach Boxen. Denn im Takt und im Rhythmus dieser und jener Passage kann man leicht den Rhythmus einer Schlag- oder Treffer-Kombination wiedererkennen. Zum Beispiel an jenem Zeilenende, wo man nach dem langsamen "Einigkeit und Recht und ..." plötzlich schneller das Wort "Frei ... a ... heit" singen müsste. Das rockt aus Kathrins Saxofon so Rocky-mäßig, so Kling-klang-klong auf die Glocke, dass sofort klar ist, was die musikalische Aussage ist - nämlich: Freiheit muss man sich immer wieder neu erkämpfen.

Zur Freiheit muss man sich immer wieder sozusagen durchboxen. "Und für das Glück gilt das Gleiche", meint Kathrin Eipert - und spielt die Zeile "Blüh´ im Glanze dieses Glü ... ü ...ckes" genauso dynamisch und rockig wie kurz zuvor schon die Freiheits-Phrase. Überhaupt haben Kathrin Eipert und Timo Hoffmann im Vorfeld des Open-air-Kampfs am 14. September festgestellt, dass das, was sie beide machen, offenbar fast mehr Gemeinsamkeiten hat als Unterschiede. Bühnenauftritte mit Saxofon seien nämlich mindestens so anstrengend wie Timos Boxkunst, behauptet die Musikerin. Außerdem müssten sich Boxer und Saxofonistin gleichermaßen vor Verletzungen und Infekten aller Art hüten - und natürlich vor jenem inneren Schweinehund, der einem morgens immer einreden will: "Du musst heute mal nicht üben!" - oder: "Du musst heute mal nicht trainieren!" Doch die Musikerin und der Boxer - dies ist ihr gemeinsames "Faustpfand" - gehen nicht wehrlos durchs Leben - meint Kathrin Eipert. Denn schließlich seien "die Waffen einer Frau" bekanntlich nicht minder wirksam - und gefährlich - als die Fäuste selbst des allergrößten Box-Champions.