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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Sichere Signale aus Bitterfeld

Von CHRISTINE KRÜGER 18.05.2011, 15:54
Sylvia Hinneburg und Cornelia Hartung sind zwei die ersten Mitarbeiter der Bayer Bitterfeld GmbH. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)
Sylvia Hinneburg und Cornelia Hartung sind zwei die ersten Mitarbeiter der Bayer Bitterfeld GmbH. (FOTO: ANDRÉ KEHRER) CARDO

GREPPIN/MZ. - Wie alles anfing mit einem Unternehmen, das man später oft genug den "Leuchtturm" in der Chemieregion Bitterfeld / Wolfen nennen wird, das wissen Cornelia Hartung und Sylvia Hinneburg noch genau. Sie sind Mitarbeiter der ersten Stunde. "Der allerersten sogar", sagt Cornelia Hartung lächelnd.

Sie und Sylvia Hinneburg waren bei Bayer Bitterfeld, da war das Unternehmen noch gar nicht etabliert. Doch um es letztlich so weit zu bringen, waren die Wirtschaftskauffrau und die Industriekauffrau von Personalleiter Kurt Laufers aus Leverkusen eingestellt worden. "Er musste sich eine Mannschaft suchen. Bayer wollte sich ja in Bitterfeld niederlassen", sagt die Leipzigerin Hartung. Das war 1991. "Ich war in Kurzarbeit, da las ich die Anzeige in der Zeitung. Und das war eine entscheidende Anzeige, wie sich dann herausstellte: Ich kann sagen, dass ich hier echt glücklich bin." Einige Monate später stieß Sylvia Hinneburg hinzu. Sie hatte den Tipp von jemandem aus ihrer Seminargruppe.

Aufgabe war es, Personal für den neuen Betrieb zu suchen - Anzeigen schalten, Bewerbungen erfassen, dokumentieren, sortieren. Und das, meint Frau Hartung, das war der reine Wahnsinn. 50 bis 100 Bewerbungen überfluteten am Tag regelrecht ihren Schreibtisch, der in der Greppiner Straße 19 - bei Bayer heißt das einfach "G 19" - in Wolfen stand. "Als sie ins Büro kam", sagt sie mit einem fröhlichen Blick auf ihre Kollegin, "konnte sie mich hinter dem riesigen Stapel an Heftern gar nicht sehen." Nach und nach wurde die kleine Mannschaft größer. Die meiste Verwaltungsarbeit ist damals dennoch von Leverkusen aus erledigt worden.

Gesucht wurden für den Methylcellulosebetrieb, der als erster von vier Werken errichtet werden sollte, vor allem Handwerker, Chemikanten, Meister, Ingenieure. "Das war eine Aufbruchstimmung, die war toll", blickt Cornelia Hartung zurück. "In meinem alten Betrieb, da konnte man nur noch mitlaufen. Aber hier: Je schneller wir waren, umso schneller konnte die Personal-Chefin entscheiden und die Leute kriegten Bescheid." Im Monatstakt seien sie eingestellt worden. Ein Lichtblick für viele. Bayer - der Name versprach Zukunft.

Tausende Bewerbungsgespräche sind geführt worden. Die Zahl ist enorm, die Personal-Beschafferin wird das nie vergessen. Weil das für sie auch was mit dem Herzen zu tun hat, mit Geschichten, die bleiben. "Das war für uns jedesmal ein Glücksmoment, wenn wir jemanden anrufen und sagen konnten: ,Sie können bei uns anfangen.' Und wenn sie dann kamen mit den strahlenden Gesichtern...", erzählt sie. "Obwohl wir ja eigentlich nur unsere Arbeit gemacht haben. Wir hatten viele Stellen zu besetzen im Stellen-Pool von Bayer. Und wenn es bei dem oder jenen für den ersten Betrieb nicht geklappt hat, dann haben wir uns den vorgemerkt. Und oft hat es dann geklappt. An vielen Gesprächen haben wir auch gemerkt, dass 50-Jährige schon gar nicht mehr dran geglaubt haben, dass sie gebraucht werden. Es gab so viele schöne Momente, auch Freudentränen."

Das Signal, das Bayer ausgesendet hat, das haben viele verstanden. Auch, dass in dem Unternehmen ein frischerer Wind weht, dass neue Anforderungen warten. Fast alle bekamen in Leverkusen die erste spezielle Ausbildung. "Ist klar", sagt Personalverwalterin Hinneburg, "sie mussten ja sofort loslegen mit dem neuen Betrieb. Dass wir damals so auf Leverkusen zurückgreifen konnten, war ein großer Vorteil. Die Bayer-Systeme sind schon sehr effektiv."

Fast 20 Jahre ist das her. 37 300 Bewerbungen sind seitdem bei Bayer in Bitterfeld eingegangen, 9 000 Bewerbungsgespräche geführt worden. Die Ausbildungsquote ist höher als bei vielen anderen Firmen. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 43 Jahren.

Mit Baubeginn Mitte 1992 entstanden auf dem Bayer-Areal vier hochmoderne Betriebe, die chemische und pharmazeutische Produkte herstellen. Das ging Schlag auf Schlag: Nach dem Methylcellulosebetrieb im Mai 1994 startete im September 1994 der Lackharzbetrieb, der Selbstmedikationsbetrieb begann im August 1995 und die Einweihung des Ionenaustauscherbetriebes wurde im April 1999 gefeiert.

Auf dem Werksareal arbeiten derzeit etwa 800 Beschäftigte. Auch Cornelia Hartung und Sylvia Hinneburg sind nach wie vor bei der Bayer Bitterfeld GmbH, die nach dem Umbau des Konzerns ausschließlich aus dem Selbstmedikationsbetrieb und der Servicegesellschaft besteht.

Sie gehörten zu den Mitarbeitern der ersten Abteilung, die auf das neue Werksgelände ins erste fertige Gebäude eingezogen sind. Das war 1994. "Methylcellulose ging in Betrieb, vom Lackharz standen schon Teile und der Pharmabetrieb war im Rumpf zu sehen", blickt Sylvia Hinneburg zurück. "Spannend, was hier los war." Sie arbeitet noch in der Personalabteilung, während Cornelia Hartung jetzt Assistentin im technischen Betrieb der Tablettenherstellung ist.