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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Schmökern am Mittagstisch

Von ANDREAS HÜBNER 26.09.2010, 17:06

MÜHLBECK/MZ. - So ist das allererste, was Gäste in dem kleinen Flur sehen, wenn sie die Tür zur Gaststätte "Mühlbecker Hof" öffnen, ein prall gefülltes Bücherregal, und oft verschwinden die "Hungrigen" gleich nach der Bestellung in dem kleinen Buchladen.

Dieser befindet sich nur wenige Schritte neben der Gaststube. "Das war tatsächlich mal unser Kohleschuppen", erklärt Gabriele Löbel. Von diesen Zeiten jedoch zeugt in dem massiven, geräumigen Hinterzimmer rein gar nichts mehr. Dicht bei dicht stehen unzählige prall gefüllte Bücherregale. Tatsächlich ein kleines Paradies für hungrige Leseratten. "Wir haben eigentlich für jeden etwas dabei", sagt Gabriele Löbel und verweist auf die unterschiedlichen Kategorien. Ob Kinderbücher, Fachbücher, Bildbänder oder Romane, Jugendliteratur - wie zum Beispiel bekannte Reihen aus dem DDR-Verlag Neues Leben - oder auch neuere Romane, wie die von Stephen King.

So sei es keine Seltenheit, so Frau Löbel, dass sie ihre Gäste meist urplötzlich und vollkommen unerwartet aus deren Gedanken reißt, wenn sie dann - während sie vorn das warme Mahl auf den Tellern an leeren Tischen serviert - laut und deutlich rufen muss: "Das Essen ist fertig!"

Natürlich blieb Löbels Küche auch anlässlich der Geburtstagsfeierlichkeiten zum 13-jährigen Bestehen des Buchdorfes am vergangenen Wochenende nicht kalt. Im Saal fand sogar eine Briefmarkenbörse statt. Das war nur eines der vielen Highlights und Ausstellungen, welche während der dreitägigen Feierlichkeiten angeboten wurden. "Ein Trip in das Buchdorf lohne sich immer noch", sagt Frau Löbel enthusiastisch, "ganz besonders in Verbindung mit der Goitzsche." Als kleines zweites Standbein sei es anfangs gedacht gewesen, doch mittlerweile möchten die Löbels ihren kleinen Buchladen nicht mehr missen. Im Gegenteil, sie haben Pläne. "Wir möchten uns ein bisschen mehr spezialisieren", erklärt sie.

So werde passender Weise die Kategorie Kochen und Backen anwachsen. Außerdem werden Themen wie Tiere und Garten, Hobby und Freizeit feste Teile des Bestandes. Zumeist Gebiete, auf denen die Hausherren selbst Erfahrungen sammeln konnten, und so erhoffen sich die Löbels, noch besser beraten zu können. Im Übrigen ist tatsächlich für jeden Geldbeutel etwas zu finden. "Auch für einen Euro kann man bei uns schon zuschlagen", sagt die 50-jährige Frau des Hauses und selbst an der Karl-May-Sammlung prangt bescheiden ein handgeschriebenes Schild, welches auffordert, ein Angebot abzugeben.

Ein großes Interesse ihrer Gäste gilt auch der DDR-Jugendliteratur. "Die Großeltern und Eltern suchen für ihre Kinder bestimmte Bücher, die sie damals selbst gelesen haben", hat Gabriele Löbel festgestellt. So wird zum Beispiel auch die bekannte "Spannend-Erzählt"-Serie im Angebot bleiben.

Viele von diesen Büchern haben die Löbels auch selbst gelesen. Und auch heute noch - nachdem die Eheleute sich den ganzen Tag fürsorglich um hungrige Leseratten gekümmert haben - bleiben die Nachtischlampen im Hause oft noch lange an. Dann versetzt sie sich mit den geliebten historischen Romanen für ein Weilchen vielleicht ins Mittelalter, während er an der Seite der Protagonisten spannende Abenteuer erlebt.