Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Im Urlaub mit dem Bus auf Achse

SALZFURTKAPELLE/MZ. - Ganz Europa, dazu noch ein Stück Nordafrika: Das alles passt in einen kleinen grünen Beutel. Die druckfrischen Kataloge der Firma Vetter-Touristik wandern in die Werbetaschen und mit ihnen in die Wohnzimmer der Kunden. Gut 10 000 Exemplare glaubt Birgit Vetter am Tag der offenen Tür verteilen zu können.

Die Handarbeit ist Chefsache im Reisebüro. Gemeinsam mit Tochter Kristin reicht sie die Kataloge aus, sagt Hallo und freut sich über den Kontakt zu ihren treuen Kunden. 19 Auflagen erlebte der Tag der offenen Tür und mit ihm die Präsentation des Reiseprogramms für die neue Saison bereits. Alltag ist er mit den Jahren dennoch nicht geworden. "Wir haben immer wieder ein paar Überraschungen dabei", erzählt Birgit Vetter und macht das nicht allein an den Reiseangeboten fest. Sicher, die sind das Maß der Dinge im Unternehmen.

Aber der Tag der offenen Tür ist längst zum Volksfest geworden. Zehntausende finden Jahr für Jahr den Weg nach Salzfurtkapelle. Schunkellaune, wo sonst Busse in Reih und Glied stehen. Einen Platz auf den Bänken vor der Bühne zu ergattern, fällt schwer. Zumal dort neben Dauerbrennern wie dem Wolfener Ballettensemble und dem Thalheimer Faschingsclub auch echte Überflieger Hof halten. Boyband-Feeling mit den Cappuccinos, Musik, Fotos und Autogramme. "Das ist ein Muss für uns", sagen Birgit Rau und Siegrid Schäfer. Die Freundinnen aus Dessau haben mit dem Vorruhestand die Lust aufs Reisen neu entdeckt und gehen immer wieder auf Touren. Vielleicht im kommenden Jahr auf die Insel. Mit Mythen, Legenden und sagenhafter Natur wirbt der Veranstalter für eine Rundreise durch Schottland, Irland und England.

Ruhiger geht es in Südmähren zu. Tomás Kobr schwärmt von Natur, Schlössern und der Landschaft. Begleiterin Petra hat Tracht angelegt und schenkt Wein aus. Adalbert Ziesche ist angetan vom Veltliner und der Frau am Tresen. "Was fürs Auge", schmunzelt der "Rand-Akener", der sich mit dem Gedanken trägt, Urlaubsgewohnheiten umzustellen. "Muss nicht mehr nur das Auto sein, das strengt schon zu sehr an", meint der Senior, der Premierengast bei Vetters in Salzfurt ist. Ganz anders sieht das bei Rosemarie Hiebl aus. Auch die Kärntnerin macht Reklame für den Traumurlaub. "Ein Abstecher nach Venedig ist fest eingeplant", meint die Frau, die vom Ansturm beim Tag der offenen Tür sichtlich überrascht ist. Aber es sind auch die Angebote in der Nachbarschaft, die Abwechslung garantieren. Isa Feller rührt die Werbetrommel für Ferropolis. Die großen Festivals Melt und Splash sind Aushängeschilder. "Aber längst nicht alles", macht sie neugierig auf Touren zwischen ausgedienten Baggern. Die Dübener Heide hat Gabi Schumann im Herzen. Als Köhlerliesel reiht sie sich ein in die bunte Schar der Aussteller. Tropen unterm Hallendach in Tropical Islands, Kürbisernte auf dem Erlebnishof in Klaistow, PS-Träume in der Wolfsburger Autostadt: Reiseträume sind 2012 vielfältig.

Zum echten Erlebnis werden aber auch Touren im Gefährt, das einst die Oberen des Arbeiter- und Bauernstaates zu nutzen pflegten. Der Protokollbus des SED-Zentralkomitees rollt vor. Urlaub auf Achse steht vor allen Dingen bei der reiferen Jugend hoch im Kurs.