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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Holzweißiger sitzen schon auf ihren gepackten Koffern

Von CHRISTINE KRÜGER 28.01.2011, 17:28

HOLZWEISSIG/MZ. - Die Koffer stehen schon bereit. Gepackt sind sie vor allem mit Sachen zum Anziehen. Auch Bettwäsche, Brillen, Zeichenpapier, Stifte, Bibelhefte und anderes mehr ist drin. Drei Fahrräder stehen daneben und ein Baum. Alles das sind Geschenke, die die Mitglieder der Holzweißiger evangelischen Kirchengemeinde für ihre Partnergemeinde in Kuba vorgesehen haben.

Seit 20 Jahren besteht diese Freundschaft mit Christen aus Santa Clara. Am 4. Februar werden sich also 22 Deutsche auf den Weg in den Karibikstaat machen, um mit den Freunden das Jubiläum zu feiern. "Das Land ist super schön, die Leute total nett", sagt Friedhold Steinhoff, stellvertretender Gemeindekirchenratsvorsitzender. "Wir genießen einfach die karibische Mentalität, den Rhythmus, diese Warmherzigkeit der Leute."

Entstanden ist diese Partnerschaft - wie so vieles im Leben, das Bestand hat - ganz spontan. Auf einem Gemeindefest 1991 in Holzweißig war auch ein Theologiestudent aus Kuba, der in der DDR studiert hat. Die damalige Holzweißiger Pfarrerin Ruth Heyroth, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates Uwe Kröber und der Kubaner Misael Gorrin waren sich sehr schnell einig: Das soll nicht das letzte Treffen sein. Und vor allem: Es soll künftig in größerem Rahmen sein. "So haben wir die Partnerschaft gegründet", blickt Uwe Kröber zurück. "Getragen wurde sie über viele Jahre von Elsa Hernandes und Dorothea Uber. Diese beiden Frauen haben ihr Herzblut da reingelegt."

Inzwischen macht die Partnerschaft einen guten Teil des Gemeindelebens aus. Dazu gehören gegenseitige Besuche und vor allem auch die materielle Unterstützung der Leute von Santa Clara. So erhielten sie Hilfe bei verschiedenen Projekten, Sachspenden wurden auf den Weg gebracht.

Auf diese Weise kamen zum Beispiel mehrere Nähmaschinen in die kubanische Gemeinde, so dass die Frauen dort heute für andere nähen können. Auch ein Waschsalon ist auf diese Weise entstanden. "Wir haben Geld gespendet für die Waschmaschinen", berichtet Uwe Kröber, "das ist gerade für die älteren Leute eine ganz große Erleichterung."

Aber noch viel wichtiger, sagt er, seien die kleinen, ganz persönlichen Kontakte und Freundschaften, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben und die immer fester und herzlicher werden. "Die Einladung von Brüdern und Schwestern aus Santa Clara zu uns nach Deutschland ist zwar schwierig aber möglich, das bringt uns nicht aus der Ruhe. Sonst sind wir vor allem per mail in Kontakt."

Die Christen der Gemeinde Holzweißig, berichtet Kröber, hatten 1991 ein eindeutiges Motiv, diese Partnerschaft ins Leben zu rufen. "Zu DDR-Zeiten haben die Kirchengemeinden Hilfe von Gemeinden aus dem Westen bekommen. Jetzt wollten wir helfen. Und wir wussten ja, allen Gemeinden in den Ostblockländern geht es so, wie es uns vor der Wende ging. Und Kuba reiht sich zwar nicht in den Ostblock aber in die selbe Problematik ein." Friedhold Steinhoff sagt es so: "Spannend macht es für uns, dass das wieder ein Stück Arbeit hinter dem eisernen Vorhang ist. Wir kennen die Bedingungen ja von früher, wir wissen, wie eng Denkstrukturen sein können und wie schwierig die aufzubrechen sind."

In wenigen Tagen also ist Abflug. Die Gruppe besteht aus Holzweißigern, Brehnaern, Hallensern und anderen an der Kubaarbeit Beteiligten, erklärt Kröber. Denn einbezogen waren von Anfang an auch die Christen von "Deutsche Grube" in Bitterfeld und später eine Gemeinde in Quedlinburg. Auch eine Gemeinde aus Halle-Neustadt hält enge Kontakte zu kubanischen Christen. "Wir haben einen gemeinsamen Arbeitskreis mit den Gemeinden, die ebenfalls Beziehungen zu Kuba haben", erklärt Kröber, "so können wir Synergieeffekte nutzen."

In Kuba hat die Holzweißiger Gruppe neben dem Festgottesdienst mehrere Ziele. Sie wird sich verschiedene Projekte anschauen, Treffen mit Gemeinden haben, ein theologisches Seminar besuchen, kulturelle und auch touristische Höhepunkte genießen. "Und wir werden unseren blühenden Baum überreichen. Auch wenn es nur ein künstlicher ist - für unsere Freunde ist es ein Schmuck, für uns ein lieber Gruß", sagt Steinhoff."