1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Gläserne Skulptur in der Vitrine

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Gläserne Skulptur in der Vitrine

Von CHRISTINE KRÜGER 27.10.2011, 16:15

WOLFEN/MZ. - Man verschätzt sich schnell: Die gläserne Skulptur auf dem Tisch von Orwo-Net-Chef Gerhard Köhler ist um einiges schwerer als angenommen. Aber das ist in Ordnung so. Immerhin ist das der "Deutsche Gründerpreis", den Orwo Net als eins von bundesweit drei Unternehmen als Premier-Finalist im Wettbewerb um den Großen Preis des Mittelstands der Oskar-Patzelt-Stiftung erhalten hat. Und der gilt als der bedeutsamste deutsche Wirtschaftspreis.

Ein Schwergewicht indes ist auch das Wolfener Unternehmen an sich. Aus dem Keller an die Spitze - so die Kurzbeschreibung des unternehmerischen Weges. An den Start ging die Mannschaft um Gerhard Köhler 2003 mit der Übernahme des operativen Geschäfts der insolventen Pixelnet AG. Seitdem geht es in Wolfen kontinuierlich bergauf. Seit 2004 beträgt das durchschnittliche jährliche Umsatz-Wachstum 40 Prozent. "Auf der ersten Pressekonferenz im Oktober 2003 sprach ich von zehn Millionen Euro Umsatz, die wir 2008 erreicht haben wollen", blickt Köhler zurück. "Dieses Ergebnis hatten wir mit 9,7 Millionen Euro Umsatz bereits in zwei Jahren erreicht. 2008 hatten wir rund 23 Millionen. Und ich weiß, was ich in fünf Jahren will", sagt er und lächelt geheimnisvoll. In diesem Jahr strebt der Foto-Dienstleister jedenfalls 40 Millionen an. "Wenn wir das schaffen, renne ich drei Runden um die Firma", meint Köhler, dem das als sportlichem Typ durchaus nicht schwer fallen wird. Auch geschäftsmäßig wahrscheinlich nicht.

Denn mit der Erschließung neuer Geschäftsfelder wie dem digitalen Fotobuch und den Fun-Artikeln sowie den Erfolgen eigener Forschung und Entwicklung läuft es im Großlabor wie geschmiert. Mitte November beginnt das Weihnachtsgeschäft. Dann reicht die Kraft der insgesamt 275 Mitarbeiter (2003 waren es 32) nicht mehr, um alle Aufträge zu bewältigen, für Spitzen sind Leiharbeiter beschäftigt. Um 150 Prozent steigt die Produktion erfahrungsgemäß in dieser Zeit. Dabei sind digitale Fotobücher, Kalender, Grußkarten mit persönlichen Motiven die Renner. Die Wachstumsraten, stellt Köhler fest, liegen heute eindeutig in diesem Digitalgeschäft. "Aber auch Fotos sind nach wie vor ein gutes Geschäft", sagt er. Allein am Ende des Jahres 2011 werden 350 Millionen Fotos durch die Maschinen im Labor gelaufen sein.

Doch um einen Oskar-Patzelt-Preis dieser Kategorie zu bekommen, bedarf es mehr. Unter anderem des sozialen Engagements. Auch da punktet Orwo Net - vor allem als Sponsor auf sportlichem Gebiet. So unterstützt die Firma die hallesche Schwimmerin Theresa Michalak, die Wolfener HSG und Grün Weiß Wolfen, Rot-Weiß Thalheim und große Schach-Wettkämpfe. "Ich finde das wichtig, die Leute müssen sich wohlfühlen, um etwas leisten zu können und zu wollen. Und wir brauchen junge, engagierte Leute. Das ist auch ein Stück Verantwortung für die Region", so der Geschäftsführer. "Unsere Mitarbeiter leben hier." Auch im universitären und schulischen Bereich ist Orwo Net präsent durch gemeinsame Internet-Marketing-Projekte mit den Unis in Leipzig und Halle zum Beispiel oder auch durch den Schüler-Business-Wettbewerb "futuregio Sachsen-Anhalt", den die Firma seit fünf Jahren sponsert.

Gute Mitarbeiter haben gute Karten. "Wer als Azubis gut ist, wird übernommen", erklärt der Chef. 16 gehören derzeit zum Team, nächstes Jahr sollen es 21 sein. Natürlich sind die Anforderungen nicht eben gering. Doch sagt Produktionsarbeiterin Franziska Finger: "Ich fühle mich wohl hier - das Klima ist klasse und die Arbeit ist abwechslungsreich und auch spannend." Sechs Lehrberufe bietet Orwo Net an und sucht ausgebildete Mechatroniker sowie "gute Softwareentwickler und Web-Designer".