Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Gibt es ein Bordell in Greppin?

Greppin/MZ. - Sobald es dunkel wird in Greppin, geht an dem Haus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 13 die rote Lichterkette an. Doch es handelt sich hierbei nicht um die vergessene Weihnachtsbeleuchtung, sondern um die eines "Nightclubs". Und der ist offenbar nicht nur ein Club. Vielmehr soll sich ein Bordell in dem Haus befinden.
Fast jeder im Ort spricht darüber, auch die Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen ist informiert. Am Haus zeigt eine Kamera an, dass der Bereich überwacht wird, der Eingangsbereich ist rot angestrichen und ein Leuchtschild zeigt Telefonnummer und Öffnungszeiten.
Überprüfungen laufen
Bereits im Dezember 2012 wurde bei der Stadt Bitterfeld-Wolfen ein Gewerbe als Pension mit drei Einzelzimmern angemeldet, informiert die Stadtverwaltung auf MZ-Anfrage. Am Gebäude selbst ist allerdings das Schild "Nightclub" angebracht. "Das Ordnungsamt bekam bald nach der Anmeldung Mitteilungen, dass hier der Verdacht auf Prostitution besteht", so Sprecherin Annett Vogel. "Zudem ist das Haus an sich auffällig, insbesondere durch die sichtbaren Anbauten. Derzeit laufen Überprüfungen."
Mitarbeiter des Fachbereichs Ordnungswesen haben bereits Fotos vom Haus angefertigt. Da Prostitution in Deutschland nicht verboten ist, ein solches Etablissement aber in einer Wohnsiedlung mit seinen Begleiterscheinungen dem einen oder anderen nicht gefallen dürfte, wandte man sich hilfesuchend an der Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Das Bauordnungsamt will die Pension nun überprüfen.
Warum ausgerechnet diese Behörde zuständig ist, wann die Kontrolle erfolgt und was rechtlich überhaupt möglich ist - das wollen weder die Stadt noch der Landkreis beantworten. Da es keine Handhabe gegen die angenommene Prostitution gibt, wird nun offenbar in bauordnungsrechtlicher Hinsicht geprüft, ob die Pension in Greppin legitim ist. Sollte dies nicht Fall sein, so könnte man das eigentliche Problem sozusagen über die Hintertür loswerden. Fest steht: Der Nachtclub ist allen ein Dorn im Auge.
Entrüstung und Sorge im Ort
Kommt das Gespräch auf die neue Einrichtung im Ort, sehen auch die Einwohner Greppins Rot. "So etwas gehört nicht in ein Wohngebiet, das hat hier überhaupt nichts zu suchen", sagt der Ortsbürgermeister Joachim Schunke (parteilos). "Uns hat auch keiner gefragt, ob wir das wollen. Wir sind außen vor geblieben und wollen nun, dass es verschwindet."
Einflussmöglichkeiten des Ortschaftsrates gebe es nicht. "Leider. Ich hoffe, dass sich die Stadt und der Landkreis des Problems annehmen." Auch der Greppiner Frank Roesner ist nicht erfreut: "Es soll nur eine Bar sein, aber die Gerüchte sagen etwas anderes. Man wird auch darauf angesprochen. Ich befürchte nur, dass mit so einem Etablissement eine Klientel angezogen wird, mit der Ärger verbunden ist."
Keine Antworten auf Fragen
Im Ortschaftsrat ist das rote Haus ebenso Gesprächsthema. "Da versucht man, das Dorf zu gestalten - und dann so etwas", sagt ein Ratsmitglied, das anonym bleiben will. Zwar sei man der Meinung, dass sich "die Pension aufgrund der Größe von Greppin nicht rechnen und irgendwann schließen" werde. Aber bis dahin müsse man bei einem Sparziergang mit seinen Kindern durch den Ort die eine oder andere Frage zu dem Haus unbeantwortet lassen.
Der Betreiber ist unter der am Haus angegebenen Handy-Nummer nicht zu kontaktieren. Für MZ-Nachfragen war am Dienstag niemand zu erreichen. Aus unterschiedlichen Quellen wurde bekannt, dass der Mann in der Bitterfeld-Wolfener sowie in der Leipziger Kraftsport- und Türsteherszene aktiv gewesen sein soll. Die Stadtverwaltung will über die Ergebnisse der Überprüfung informieren.