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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Einwohnern in Marke stinkt die Gülle

Von LISA GARN 17.08.2012, 10:07

Marke/MZ. - Böse Zungen sagen, in Marke würde es schlimmer stinken als damals in Bitterfeld. Alexandra Pufahl jedenfalls hatte am Donnerstag ihre Wäsche umsonst draußen aufgehangen. "Die konnte ich gleich wieder mitnehmen und nochmal machen. Es ist diesmal wirklich schlimm - noch nie wurden über so lange Zeit Gülle oder Gärreste auf Felder rund um unser Dorf gebracht", sagt Pufahl, die seit 30 Jahren in Marke wohnt. "Es riecht seit sechs Wochen nach alten Socken. Der Geruch erinnert an Gülle, ist aber noch ätzender. Da frage ich mich, was in diesem Zeug eigentlich drin ist. Es übersteigt das Maß des Erträglichen." Im Haus rieche es sogar schlimmer als draußen. Für Pufahl schränkt sich dadurch auch die Lebensqualität ein. Sie habe nichts dagegen, dass Landwirte ihre Felder düngen. "Dass damit eine Geruchsbelästigung einhergeht, ist ebenso verständlich. Wir leben nunmal auf dem Dorf. Aber früher hat der Bauer auch gedüngt, da war mal zwei oder drei Tage Mief und dann Ende."

Betrieb reagiert auf Kritik

Um Marke herum haben mehrere Landwirtschaftsbetriebe Flächen. Bei der Agrargenossenschaft Raguhn beispielsweise wollte man sich auf Anfrage nicht zur Kritik äußern. Die Firma Märka Zörbig, ein Verbio-Tochterunternehmen, hat ab Ende vergangener bis Mitte dieser Woche Gärreste aus der Biogasproduktion auf Felder um den Ort ausgebracht, sagt Isabel Roßberger, PR-Managerin bei Verbio. "Aber das waren keine sechs Wochen." Gedüngt wurde ebenso in Thurland und Schrenz. Das läuft auch über Verträge mit den Landwirten. "Wir sind bestrebt, die Geruchsbelästigung so gering wie möglich zu halten", sagt Roßberger. Es werde neue Technik eingesetzt, die die Gärreste ein paar Zentimeter unter der Oberfläche in den Boden einbringt.

Der Ortsbürgermeister von Marke, Frank Hildebrandt, gibt Entwarnung: Die Luft im Dorf sei nun erträglicher. "Diesmal hat es in der Tat ein wenig länger als sonst gedauert und es war schon lästig. Unser Pech war aber, dass der Wind ungünstig stand, wir hatten Ostwind. So haben wir auch schon eine Prise aus Thurland mitbekommen. Normalerweise haben wir um diese Jahreszeit Westwind." Er wünscht sich dennoch für die Zukunft, dass Landwirte oder andere verantwortliche Unternehmen wenigstens die Einwohner jeweiliger Ortsteile informieren, ab wann und wie lange gedüngt wird. "Ich verstehe, dass für die Landwirte nach der Ernte die Bewirtschaftung weitergehen muss. Aber eine kurze Information würde ich im Sinne der Bürger sehr begrüßen, damit sie sich darauf einstellen können."

Mehr Information gewünscht

In der Landkreisverwaltung verweist man auf den engen Zeitrahmen, in denen Landwirte Ackerflächen düngen und neu bestellen können. "Um die kostspielige Technik effektiv zu nutzen, müssten die Fahrzeuge rund um die Uhr eingesetzt werden. Leider bleibt dabei wenig Zeit, um Temperatur und Windrichtung zu berücksichtigen", sagt Sprecher Udo Pawelczyk. Aus rechtlicher Sicht jedenfalls könne die Düngung in der Landwirtschaft wegen der Gerüche nicht verboten oder eingeschränkt werden.

Bernhard Lauts, er ist Ortsbürgermeister von Schierau und Landwirt, betont: "Landwirtschaft und Einwohner müssen Verständnis füreinander aufbringen." Er dünge zwar nicht mit Gülle oder Gärresten auf Flächen unter anderem am Marker Ortsteil Bahnhof, versuche aber trotzdem Nachbarn entgegen zu kommen und auch mal Bescheid zu sagen, wenn gedroschen wird. "Aber man kann es natürlich nicht jedem recht machen. Ein guter Weg auch beim Thema Düngung wäre, dass Betriebe im betroffenen Ort jemanden informieren, der das dann weiter trägt."