1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Ein Trabi-Traum in Flammrot

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein Trabi-Traum in Flammrot

Von LOTHAR GENS 18.03.2011, 17:07

WOLFEN/MZ. - Dieses Auto kann außer fahren alles Mögliche: Es hat zwei blaue Rundumleuchten für dringende Touren, Außenlautsprecher für Durchsagen und Musik, Funk, Suchscheinwerfer, Alarmsignal, hinten auf der geräumigen Ladefläche eine Leiter. Mit Motorpumpe, Saugschlauch und Spritze kann man eine komplette Wasserversorgung aufbauen, mit einem Generator eine Stromversorgung zum Ausleuchten von "Ereignisorten". Da ist es fast schon banal, zu erwähnen, dass eine Anhängerzugvorrichtung an Bord ist.

Ein Traum in Flammrot steht bei Klaus Liebscher in Wolfen in der Garage: ein Feuerwehr-Trabi, ein absolutes Unikat, von dem sein Schöpfer und Besitzer sagt: "Das gibt es nicht nochmal."

Das dürfte stimmen. Aber wie kommt einer auf die Idee, sich so ein Ding zu bauen? Klaus Liebscher grinst, sagt: "Das war so 'ne Art Protestaktion." Wie das?

Über einen Bekannten hatte er vor einigen Jahren erfahren, dass ein Feuerwehrmuseum bei Nürnberg aufgelöst werden sollte. Im Fundus sollte auch ein sehr gut erhaltener Feuerwehr-Trabi sein, der abgegeben werden sollte. Liebscher, langjähriges Mitglied der Oldtimergemeinschaft Wolfen und jetziger zweiter Vorsitzender, fuhr hin. Doch was er vorfand, war eher Schrott. Der Mann war schlicht enttäuscht. Sehr enttäuscht. Dennoch lud er den in Eigenbau etwas auf Feuerwehr getrimmten "Schrotthaufen" erstmal auf und nahm ihn mit heim nach Wolfen. Dann fing das große Grübeln an: Was tun? Nach langem Überlegen wusste Klaus Liebscher: Den kannst du eigentlich nur wegschmeißen und dir einen neuen bauen.

Gesagt getan. Vom Nürnberger Trabi blieben nur Hängerkupplung und Suchscheinwerfer übrig für den neuen. Der Rest wanderte in den Abfall. Klaus Liebscher besorgte sich bei der Barec-Autoverwertung in Bitterfeld anstelle dessen eine passable 601er Trabi-Kombi-Karosserie und legte los. Das war Ende Mai 2007. Zunächst zerlegte er die Karosse restlos. Dann baute er in die Fahrgastkabine Verstärkungen ein, auf dass er sie auf Fahrer und Beifahrer verkürzen konnte. Dafür musste schließlich ein Teil vom Dach weichen. Nach hinten raus bekam der Trabi dann seine Ladefläche verpasst. Dann ging es Stück für Stück an den Aufbau - fast alles mit Neuteilen.

Im Herbst und Winter 2007 und im Frühjahr 2008 ward er dann geboren, der Wolfener Feuerwehr-Trabi. "2008 zu unserem Oldtimertreffen stand er voll funktionstüchtig zum ersten Mal in der Fuhneaue", sagt Klaus Liebscher.

Seitdem ist das Fahrzeug vor allem ein Liebling der Kinder geworden. Dutzende Kinderfeste hat es inzwischen gesehen. Und wenn er dafür angefordert wird, packt Klaus Liebscher die Kübelspritzen ein und ein paar Blechdosen, und los geht es. Der nicht zugelassene Feuerwehr-Trabi wird von einem Tieflader huckepack genommen, und am Ort des Geschehens können die Kinder dann das Ihrige mit dem Prachtstück erleben. Ab und zu muss das Auto zwar auch mal gefahren werden - damit die Technik gängig bleibt. Das erledigt Klaus Liebscher dann auf abgesperrten Flächen - wegen der fehlenden Zulassung.

Wenn ihm sonst nach Trabi-Fahren ist, dann kann er das auch, weil er noch einen weiteren, einen zugelassenen, hat. Und wenn ihm mal wieder nach dem Aufbau eines Alt-Fahrzeuges ist, auch daran herrscht kein Mangel - zumindest nicht an alten Simson-Mopeds. "Das geht allerdings nur, wenn auch die Frau mitzieht", sagt der Auto-Fan. Aber Roselinde Liebscher kann eigentlich gar nicht anders. Sie ist ja auch Mitglied in der Oldtimergemeinschaft. Und so bastelt denn ihr Mann auch schon wieder an der nächsten Überraschung für seine Vereinsfreunde.