Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die Unterschriften-Liste wird immer länger
ROITZSCH/MZ. - Die Roitzscher Bürger wehren sich mannhaft: Knapp 1 300 Unterschriften hat die Bürgerinitiative "Keine Hochmülldeponie in Roitzsch" in den vergangenen drei Wochen gesammelt. Damit hat sich die Hälfte aller wahlberechtigten Einwohner der Ortschaft auf der Liste eingetragen. Auch der Stadtrat von Sandersdorf-Brehna hat sich eindeutig dazu bekannt, die Hochmülldeponie abzulehnen.
Die Bürgerbewegung in Roitzsch hatte sich Mitte Dezember gegründet, nachdem das Bauunternehmen GP Papenburg AG (Entsorgung Ost GmbH) während einer Bürgerversammlung sein Vorhaben vorgestellt hat, auf seinem Grundstück unmittelbar vor der Gemeinde an der B 100 eine Deponie für mineralische Abfälle errichten zu wollen. Das Antragsverfahren beim Landesverwaltungsamt (LVA) war bereits in die Wege geleitet, das Planfeststellungsverfahren läuft. Das hatte die Bürger alarmiert (die MZ berichtete).
"Ich bin sehr glücklich, dass sich die Leute so engagieren", sagt Dietmund Wolf, erster Vorsitzender der Initiative. "25 Einwohner hatten sich sofort für die Unterschriftenaktion zur Verfügung gestellt. Sie gehen von Haus zu Haus und sprechen mit jedem einzelnen Bürger. Das findet großen Anklang, es gibt keinen bisher, der es abgelehnt hat zu unterschreiben."
Die Bürger, die in der Region seit eh und je mit dem Bergbau lebten, hätten sehr wohl die Restrisiken, die das Vorhaben berge, erkannt. Immerhin sei das aufgeschüttete Gelände ringsum mit Vorsicht zu betrachten, so Wolf. Zudem seien die geologischen Verhältnisse in dem Gebiet bei weiter zu erwartendem Grundwasseranstieg ungeklärt und kompliziert. Mindestens genau so aber bringt die Bürger die Tatsache auf die Palme, wie mit der sich jetzt erholten Umwelt umgegangen wird. Es könne doch nicht sein, dass Bund, Land und Landkreis Millionen dafür ausgegeben haben, um die einstige Tagebau-Landschaft zu sanieren und zu einem touristischen Highlight zu entwickeln, damit nun in unmittelbarer Nähe dazu eine Hochmülldeponie die Landschaft verschandelt, sagt er.
25 Hektar groß soll die Ablagerungsfläche sein. 30 bis 35 Meter hoch soll der Berg, der sich aus dem deponierten Material ergibt, letztlich werden. Die Laufzeit der Deponie ist mit 20 bis 30 Jahre angegeben. Gelagert werden sollen Bauschutt, Erden, Rückstände aus Verbrennungsanlagen, Klärschlämme.
Die Unterschriftenaktion der Roitzscher Einwohner, so das Ziel der Bürgerinitiative, soll bis zum 20. Januar abschlossen sein. Wolf rechnet damit, dass bis dahin noch viele neue Unterschriften auf den Listen platziert werden. "Das Landesverwaltungsamt ist nun gefordert, den Hinweisen der Leute nachzugehen", sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative. Demnächst sollen sowohl im Gemeindeamt Roitzsch als auch im Rathaus von Sandersdorf-Brehna entsprechenden Planungsunterlagen ausliegen. Dann können die Bürger noch einmal ihre Einwände und Vorschläge vortragen. Ein konkretes Datum für die öffentliche Auslegung gibt es derzeit noch nicht. "Ich habe mit dem zuständigen Referat des LVA gesprochen, es konnte mir noch kein verbindlicher Termin genannt werden", sagt Wolf.
Die Bürgerinitiative von Roitzsch hat sich inzwischen auch an die Einwohner der Nachbarorte wie Zscherndorf, Ramsin, Renneritz und weitere gewendet und die Bürger gebeten zu überlegen, wie sie die Aktion unterstützen können. "Schließlich sind sie ja auch auf irgendeine Art davon betroffen. Ich stehe im Kontakt mit den Ortsbürgermeistern", so Wolf.