Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Das lange Warten auf den Steuerbescheid

BITTERFELD/MZ. - Für Arbeiter und Angestellte ist der 31. Mai eines jeden Jahres mit Stress verbunden, denn bis zu diesem Datum mussten viele der Steuerpflichtigen der Altkreise Bitterfeld, Köthen und Bernburg auch 2011 ihre Steuererklärung beim Finanzamt in Bitterfeld abgeben. Das ist in der Abgabenordnung so geregelt. Nicht geregelt hingegen ist die Bearbeitungsfrist. Doch schaut man auf die Statistik des Ministeriums für Finanzen, so betrug die "Durchlaufzeit" einer Steuererklärung vom Zeitpunkt ihres Eingangs beim Finanzamt bis zur Versendung des Steuerbescheids im Landesdurchschnitt 63,7 Tage.
Das ist eine Zahl, von der man im Finanzamtsbezirk Bitterfeld-Wolfen momentan nur träumen kann, denn hier erfahren die fast 54 000 Steuerbürger erst 20 Tage später, also nach durchschnittlich 83,4 Tagen, ob sie nun mit einer Steuerrückerstattung oder -nachzahlung zu rechnen haben. Damit steht das Finanzamt Bitterfeld unter den insgesamt 16 Finanzämtern Sachsen-Anhalts - was die Schnelligkeit anbelangt - an zweitletzter Stelle. Länger für die Bearbeitung der Unterlagen braucht man nur noch in Halle-Süd (110,2 Tage).
"Dies ist nicht die Geschwindigkeit, die wir haben wollen und müssen", räumt auch der Vorsteher des Bitterfeld-Wolfener Finanzamtes, Winfried Oberhaus, ein. Allerdings gebe es aus seiner Sicht nachvollziehbare Gründe, warum man hier länger auf seinen Steuerbescheid warten müsse als anderswo.
So sei im vergangenen Jahr der Zusammenschluss der Finanzämter Bitterfeld-Wolfen und Köthen vollzogen worden. "Mit dem fusionsbedingten Umzug in das ehemalige Bitterfelder Landratsamt verbinden sich mehrere Herausforderungen", sagt Oberhaus. Einerseits habe das Amt nun 30 Mitarbeiter weniger. Andererseits müssten die verbleibenden 235 "Einzelspieler" nun zu einem "Team zusammengeschweißt werden. "Aber es benötigt Zeit, die neuen Arbeitsstrukturen zu etablieren." Zu all den internen Umstellungen kämen noch veränderte rechtliche Rahmenbedingungen hinzu. "Seit dem 1. Januar müssen wir auch Aufgaben der Meldeämter übernehmen, sprich: Wir sind jetzt auch für Änderungen der Steuerklasse oder der Kinderfreibeträge auf der Lohnsteuerkarte verantwortlich."
Trotz all dieser Herausforderungen nimmt Oberhaus die Statistik des Finanzministeriums als Ziel ins Visier. "Wir arbeiten daran, die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, um schnellstmöglich zu arbeiten und uns dem Landesdurchschnitt anzunähern."
Mit den derzeit langen Bearbeitungszeiten stellt sich daher dann auch die Frage nach den Vorteilen der elektronischen Steuererklärung (Elster). "Etwa 60 Prozent der Steuererklärungen erhalten wir heute auf diesem Weg", sagt der Elster-Experte des Finanzamtes, Torsten Voit, und zählt einige Pluspunkte der Software auf. "Neben der Übernahme aller Daten aus dem Vorjahr, der Prüfung der Einträge auf offensichtliche Fehler und der Möglichkeit einer eigenen Steuerberechnung können auch die Daten des Steuerbescheides elektronisch abgerufen werden." Aber eines sei sowohl für die Bürger als auch die Behörde von entscheidender Bedeutung: "Die Bearbeitungszeit durch das Programm ist - je nach Fall - etwa vier bis acht Wochen kürzer als bei jeder normalen Einkommenssteuererklärung auf Papier."