Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Bis der Schornstein Flammen spuckt
Bitterfeld/MZ. - Jahre und Jahrzehnte war er nicht mehr in Betrieb, nun wird so manchem Kachelofen wieder tüchtig eingeheizt. "Wegen der permanent steigenden Energiekosten aktivieren viele, die sich günstig Holz beschaffen können, ihre alten Öfen und Kessel", sagt Schornsteinfegermeister Daniel Börner. Und es gibt kaum noch ein Einfamilienhaus, das ohne Schornstein gebaut wird.
In Börners Kehrbezirk in Köthen und Umgebung nutzt jeder vierte Haushalt feste Brennstoffe. Während die Jüngeren oft nicht wissen, wie man Öfen und Kamine richtig bedient, haben die Erfahrenen anderes zu bedenken. "Die Feuerstätten aus DDR-Zeiten sind meist nur für Briketts zugelassen, doch die Leute feuern mit Holz", weiß der stellvertretende Obermeister der Schornsteinfegerinnung im Kammerbezirk Halle, zu der Anhalt-Bitterfeld gehört.
Wenn das Holz aber nicht vollständig verbrennt und nur schwelt, setzt sich im Schornstein nach und nach Glanzruß ab. Wird die harte Schicht nicht rechtzeitig entfernt, kann es passieren, dass sie sich entzündet, der Schornstein spuckt plötzlich Flammen. "Dann dehnt sich der Ruß um ein Vielfaches aus, der Querschnitt des Schornsteins wird so klein, dass Hitze und Rauch nicht mehr nach oben entweichen können und sich im Haus verteilen." Dann gibt es nur eins: Die Feuerwehr rufen und alles Brennbare von der heißen Esse wegräumen.
Auf keinen Fall sollte versucht werden, mit Wasser zu löschen, der dabei entstehende Wasserdampf würde den Schornstein zum Bersten bringen. Bei einem solchen Einsatz sind für die Feuerwehr vor allem Warten und Geduld angesagt. "Die Leute verstehen oft nicht, dass die Feuerwehr kommt, aber nichts macht", berichtet Kreisbrandmeister Matthias Winter.
Es bleibe aber in der Regel nichts anderes übrig, als den Schornstein kontrolliert ausbrennen zu lassen, den Funkenflug zu beobachten, damit das Feuer nicht auf benachbarte Gebäude übergreift, und die im Schornstein nach unten fallenden Rußteile aufzunehmen. Auch wenn er das alles schon selbst erlebt hat, hält Winter die Gefahr für überschaubar. "Wenn der Schornsteinfeger regelmäßig kehrt, kommt so ein Brand kaum vor."
Manchmal sind es die schwarzen Männer selbst, die einen Schornstein zu seiner Reinigung kontrolliert und nach Anmeldung bei der Feuerwehr in Brand setzen. Ist die Esse für eine solche Aktion aber nicht hitzebeständig genug, gibt es für den Schornsteinfeger immer noch die mechanische Variante mit dem Kettenausschlaggerät, um dem Hartruß zu Leibe zu rücken, sagt Börner.
Damit es gar nicht erst dazu kommt, rät er, grundsätzlich nur trockenes, unbehandeltes Holz in den Ofen zu stecken. "Die Restfeuchte darf nicht mehr als 20 Prozent betragen."
Eine zweijährige Lagerzeit reiche meist aus. Was mit einem Feuchtemessgerät leicht überprüft werden kann, sagt er. "Dazu das Holz am besten spalten und an drei verschiedenen Punkten messen." Zu nasses Holz kühle durch Wasserdampf den Feuerraum und sei dadurch nicht so effektiv wie trockenes Holz.
Selbst mit dem lässt sich laut Daniel Börner noch ein zusätzlicher Effekt erreichen: Wenn das Holz von draußen ein paar Stunden vor dem Verfeuern zum Aufwärmen ins Haus geholt wird.