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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Bayer fängt Sonne in Muldenstein ein

Von SYLVIA CZAJKA 26.10.2011, 16:31

MULDENSTEIN/MZ. - 225 Mitarbeiter waren sie noch, damals im Jahr 2000. Sie standen in Lohn und Brot bei den Rohrwerken in Muldenstein. Erst Kurzarbeit dann kam das Aus. Heute erinnern nur noch Ruinen an den Ort, wo einst die Produktion in der Blüte stand. Ruinen, unter anderem die des Kraftwerkes der ehemaligen Papierfabrik. Sie stehen heute unter Denkmalschutz, erzählt Ortsbürgermeister Walter Schmidt. Elf Jahre später blicken sie herab auf ein neues Zeitalter. Energie anders zu gewinnen. Ohne Schlote, ohne Rauch. Nur mit Hilfe der Sonne. Doch das "nur" ist kompliziert. Liegt im Detail: Es ist ein Solarwerk als Kraftwerk. 47 250 Module haben auf einer Modulfläche von 77 000 Quadratmetern hier in Muldenstein Platz gefunden. 26 Hektar groß ist die Fläche, die zwei Kraftwerke vereint. Rohrwerke und Neuland, so heißen sie. Ein drittes ist in Friedersdorf geplant. Der Spatenstich steht bevor. Für Michael Freitag, geschäftsführender Gesellschafter, ein Bayer aus der Oberpfalz, ist es das erste Projekt in den neuen Bundesländern. Nicht das letzte, das sei sicher.

Die Industriebrache bot sich an. Nach der Schließung des Werkes musste die Feuerwehr oft ausrücken. Das Gelände drohte zur größten illegalen Müllkippe der Region zu werden, sagt Eberhard Titze, ehemaliger Geschäftsführer der Rohrwerke. "Ich bin sehr froh, dass wir einen Käufer für das Grundstück gefunden haben." Die greenfield Solar europa GmbH & Co KG. Aber es sei auch ein Stück Wehmut dabei, wenn er zu den Ruinen aufblicke.

Innerhalb von vier Monaten entstanden die Solarwerke, die künftig 11,3 Megawatt ins Stromnetz einspeisen werden. Ein Projektierungsbüro hatte vorher die Voraussetzung für den Aufbau geschaffen. Altlasten beseitigt, Flächen hergerichtet, Bauanträge gestellt. Das ging nicht von heute auf morgen. Michael Freitag spricht von einer unkomplizierten Unterstützung durch die Gemeindeverwaltung und von einer guten Zusammenarbeit - die eine Perspektive haben soll. "Es ist geplant, hier einen Firmenstandort zu errichten", informiert Freitag. Eine Nachricht, die Petra Döring freut. Denn der Ausblick - künftig Gewerbesteuern einzunehmen - lässt die Kassen klingeln. "Wir wollen, dass das Geld in der Region bleibt", betont Michael Freitag.

20 Millionen Euro flossen in die Solarkraftwerke in Muldenstein, eine Investition von fünf Millionen Euro ist in der Nachbargemeinde Friedersdorf geplant. Mit 100 Wh (Wattstunde) Sonneneinstrahlung können zwölf Wh Energie gewonnen werden, erläutert Freitag.

Wie viele Menschen hier arbeiten werden? Hier laufe alles von selbst. "Die Module können theoretisch nicht kaputt gehen", sagt der Mann aus Bayern. Sie werden einmal im Jahr gewartet und gereinigt. Die einzigen, die auf dem Sprung in Richtung Kraftwerke sein werden, ist der Wachschutz, wenn der Alarm auslöst. Das Areal sei gesichert wie ein "Hochsicherheitsgefängnis", betont Michael Freitag. Hier dürfte eigentlich nichts passieren. Denn das Werkstor wird sich nicht wie früher täglich öffnen, sondern geschlossen bleiben.