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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Anzahl der ausgespähten Konten ist ungewiss

Von DETMAR OPPENKOWSKI 19.08.2011, 18:08
Abzocker arbeiten mit manipulierten Kartenlesern und Tastaturfeldern. Ein Mitarbeiter der Sparkasse demonstriert an einem Geldautomaten die Skimming-Technik. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Abzocker arbeiten mit manipulierten Kartenlesern und Tastaturfeldern. Ein Mitarbeiter der Sparkasse demonstriert an einem Geldautomaten die Skimming-Technik. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

BITTERFELD/KÖTHEN/MZ. - "Niemand bleibt auf seinem Schaden sitzen", sagt der Leiter der Organisationsabteilung der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld, Kai Fuckner, zu den aktuellen Datendiebstählen (Stichwort "Skimming") und dem illegalen Zugriff auf Konten. Wie die MZ am Freitag berichtete, waren in zwei Köthener Filialen und einer Akener Filiale von einer bisher unbekannten Anzahl von Konten Geldbeträge abgehoben worden. Bisher haben mehr als 140 Personen eine Anzeige bei der Polizei erstattet. Die momentane Schadenssumme belaufe sich auf "mehr als 100 000 Euro", so Fuckner.

Das Brisante bei dem aktuellen Fall ist: Niemand kann sagen, über wie viele Datensätze die Täter noch verfügen und ob es eventuell zu weiteren illegalen Abhebungen kommt. "Wenn ein Skimming-Fall bekannt wird, sperren wir alle Karten, mit denen an diesem Tag und von dem jeweiligen Automaten Geld abgehoben wurde", sagt Fuckner.

Aber die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld besitze mehr als 50 Automaten im Landkreis, und niemand könne sagen, wann, wo und wie lange sie ausgespäht wurden. Man habe in Reaktion auf die 141 Betrugsfälle, die sich im vergangenen Jahr in Mühlbeck und Jeßnitz ereigneten, bereits 90 000 Euro in "technische Maßnahmen" investiert, so dass ein einfaches Auslesen der Daten nach jetzigem Kenntnisstand nicht mehr möglich sei.

Allerdings seien die Daten, mit denen die Täter nun die Konten plünderten, bereits im Juni und Juli 2010 ausgespäht worden. Übersetzt heißt das: Wesentlich mehr Kundendaten als bislang bekannt könnten bereits vor der technischen Verbesserung von den Tätern erbeutet worden sein und nun in Tranchen - also in Stücken bzw. Paketen - zum illegalen Zugriff auf Konten verwendet werden. Weil man also weder die betroffenen Automaten noch die ausgelesenen Kontokarten kenne, könne man schlecht prophylaktisch reagieren.

Trotz der technischen Verbesserung rät Fuckner den Kunden, auf Veränderungen an den Automaten oder Türen zu achten und bei der Eingabe der Geheimzahl die Hand davor zu halten. Denn die Masche der Datendiebe stellt sich derzeit wie folgt dar: Um an die Kartendaten zu gelangen, hatten die Täter die Lesegeräte an den Türöffnungs-Einheiten versteckt. Die Persönliche Identifikationsnummer (PIN), also die vierstellige Geheimnummer, könnte durch versteckte Kameras ausspioniert worden sein.

Mehr als als ein Jahr verstrich und binnen weniger Tage wurden nun plötzlich unerlaubte Transaktionen auf mehreren Konten registriert. Dabei wurden die Abbuchungen in Kanada, Kenia, Australien, Tschechien und in der Slowakei vorgenommen. Wo die Täter herkommen, ist unklar. Polizei-Pressesprecher Dietmar Hesse geht davon aus, dass es sich hierbei um organisierte Kriminelle handele, die europaweit zuschlagen. "Es ist sehr schwierig, dahinter zukommen", beschreibt er die Ermittlungsarbeit.

Für alle Betroffenen ist es notwendig, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Nur so könne man bei der Kreissparkasse den Schaden geltend machen.