Angeregter Dialog in Sachen Bildung
Wolfen/MZ. - Sie hatten am Samstag 55 Erzieherinnen aus Kindertagesstätten der Region eingeladen, um gemeinsam über neue und bessere Methoden vorschulischer Bildung zu beraten.
Das Team der gleich nebenan gelegenen Awo-Kita "Spatzennest" ist auf diesem Gebiet besonders kreativ und wollte seine Erfahrungen mit den Kollegen teilen. Die Einrichtung engagiert sich seit zwei Jahren dafür, im Rahmen eines Landesmodellprojektes eines von 19 anerkannten Kompetenzzentren vorschulischer Bildung in Sachsen-Anhalt zu werden. "Wir probieren aus, machen vieles anders", sagte Sabine Leucht, die Geschäftsführerin der Awo Soziale Dienste Bitterfeld / Wolfen gGmbH.
Das "Spatzennest" sei vor vier Jahren unter anderem auch deshalb für das Modellprojekt der Universität Halle sowie des Sozialministeriums und des Landesjugendamtes ausgewählt worden, weil es im sozial schwachen Gebiet Wolfen-Nord liegt. Etwa zwei Drittel der knapp 100 Kinder der Einrichtung kommen aus Familien, die Hartz-IV-Empfänger sind. In erster Linie aber sind es die fortschrittlichen Bildungsmethoden der Kita, die am Samstag beim Bildungsdialog so viele Kolleginnen interessierten.
Ziel ist es, die Kinder stärker am Leben teilhaben zu lassen, ihre Entscheidungsfähigkeit zu fördern und damit ihre Zufriedenheit mit sich selbst zu erhöhen.
So können die Kids in der Einrichtung beispielsweise ihr Essen am Buffet selbst auswählen und haben einen eigenen Raum, in dem sie sich spielerisch logische, mathematische Grundkenntnisse aneignen können.
Auch im Sportraum können sie weitgehend allein entscheiden, an welchem Gerät sie sich austoben wollen. "Es geht hier um die Auseinandersetzung mit der Frage, was Kleinkinder mit welchen Methoden lernen können", erklärte Martin Höckmann, der Abteilungsleiter für soziale Arbeit im Awo-Landesverband. "Der spielerische Ansatz ist dabei immer im Vordergrund", betonte er.
In die Diskussion am Samstag flossen natürlich auch die Erfahrungen der Erzieherinnen anderer Kindertagesstätten mit ein. Die angewandten Methoden würden schließlich ständig weiterentwickelt, erklärten sie.
Letztlich müsse jede Kita ihren eigenen Weg finden, könnten bestimmte Methoden meist nie eins zu eins übernommen werden. "Der zentrale Punkt ist, das Lernen zu lernen, neugierig zu sein und bestimmte Grundfähigkeiten zu entwickeln", sagte Höckmann.
Die Förderung von Toleranz und logischem Denken bei den Kids sei bei den Diskussionsrunden am Samstag auf besonderes Interesse gestoßen, berichtete er. Den Erzieherinnen, so schien es, reichte die Zeit gar nicht aus. So viel gab es zu erfahren und zu diskutieren.